Die Idee des Entwurfs ist anspruchsvoll: Es geht um die Inszenierung des Raumes, um die Verbindung von Individualität und Gruppengefühl. Rationalität ohne Kälte, Effizienz ohne starre Hierarchien und Flexibilität ohne Desorientierung.
Die Vielzahl der Mitarbeiter sowie die Bandbreite und Qualität der Arbeit verlangen Raum. Raum für großzügiges Nebeneinander von Konzentration und Kommunikation. Raum für den starken Ausdruck der Corporate Identity. Raum für eine vertrauensschaffende Atmosphäre im Kundengeschäft.
Das Gebäude strebt außerdem die Synthese von architektonischer und landschaftlicher Konzeption an. Die atmosphärische Aufnahme des natürlichen Außenraums in den Innenraum sorgt für ein harmonisches und entspanntes Arbeitsumfeld. Darüber hinaus bietet die Anlage visuelle und erlebbare Ruhepole zur Regeneration.
Bedeutendes Merkmal des städtebaulichen Kontextes ist: Es gibt keinen. Das Grundstück liegt in einem Gewerbegebiet ohne einheitlich gewachsenes Erscheinungsbild. Das macht einerseits frei in der Ausgestaltung des neuen Hauses: Was dort entsteht, prägt und schafft als Vorgabe erst den städtebaulichen Zusammenhang. Andererseits muss die Bebauung bestmögliche Kompatibilität gewähren in Bezug auf die weitere bauliche Entwicklung in der Umgebung.
Der Entwurf definiert den noch nicht vorhandenen Kontext. Die Büroanlage ist in Erscheinungsbild und Konzeption ein prägender städtebaulicher Taktgeber. Eindrucksvollstes Element des Neubaus ist die schwebende Hecke, die das gesamte Gebäude umschließt. Sie bindet das Areal in allen Dimensionen zusammen und wird zum markanten Image des neuen Bürohauses.
Der Neubau besteht aus zwei in ihrer Geometrie unterschiedlichen und separaten Gebäuden: aus einem zweigeschossigen Sockel mit den Gemeinschaftsbereichen und, darüber auf Stützen schwebend, einem kleineren Baukörper mit den 16 Büro-Einheiten. Der Haupteingang liegt in der Dieselstraße. Gläserne Fassaden im Eingangsbereich und im sich anschließenden Umgang in Form eines Parallelogramms erhalten den Bezug zur Umgebung. Der Umgang führt einem Klostergang ähnlich um den zentralen Innenhof der Büroanlage. Freier Blick und Zugang zum Innenhof mit seinen Wasserflächen wechseln sich mit den zentralen Einrichtungen wie den Konferenz- und Besprechungsräumen und den verschiedenen Gastronomiebereichen ab. In den vier Ecken des Hauptflurs führt je ein Erschließungskern zu acht Büro-Einheiten auf zwei Stockwerken. Ein Büro-Einheit bietet Platz für ca. 25 Mitarbeiter.
Bürolandschaft
Von jedem Arbeitsplatz aus geht der Blick auf die begrünten Flächen des Gartens und der Flachdächer, auf die schwebende Hecke oder den Innenhof. Die Architektur transportiert den Dialog mit der Umwelt bis zum Schreibtisch. Die flache Hierarchie findet deutlichen Ausdruck. Die vier Einheiten sind wie die Flügel einer Windmühle um einen Erschließungskern angeordnet. Jeder dieser Arbeitsbereiche lässt sich daher als eigenständiger Teil des Ganzen erfahren, der von der Stirnseite durch eine Art "Haustür" begehbar und vom eigenen "Garten" umgeben ist. So wird durch die außergewöhnliche Architektur die selbstständige Team- und Projektarbeit innerhalb einer Einheit betont. Das sehr flexible Raumkonzept in Verbindung mit der vielfältigen Nutzung der angeschlossenen Kerne gewährt eine bestmögliche Anpassung an die jeweiligen Arbeitsanforderungen. Aus der Abgeschiedenheit einer jeden Einheit erwächst jedoch keine Isolation: Diverse Blickbeziehungen zu anderen Einheiten und Einrichtungen sowie die Brücken gewährleisten Orientierung und vermitteln Eingebundenheit.
Die Büroanlage ist reich begrünt: durch Dachbepflanzung, durch die Parkgestaltung des gesamten Areals sowie durch die schwebende, begehbare Hecke auf der Baugrenze. Der Farbwechsel im Ablauf der Jahreszeiten ist so allgegenwärtig und verleiht der gesamten Anlage eine einzigartige, anregende Lebendigkeit.
Swiss Re erhielt mit dieser Büroanlage ein Domizil selbstbewusster Zurückhaltung. Trotz der Dimension bestimmen Leichtigkeit, Transparenz und Offenheit die Erscheinung. In der Verknüpfung von Konzentration und Kommunikation ist das Gebäude wegweisend. Dieser scheinbare Gegensatz ist in einer innovativen, aufgeschlossenen Architektur aufgelöst, die vollkommen auf die Effizienz im Rückversicherungsgeschäft abgestimmt ist. Die Gestaltung spiegelt das wieder, was gleichzeitig Eckpfeiler der alltäglichen Arbeit sind: Vertrauen, Kreativität und höchste Professionalität.
Swiss Re
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Standort
Dieselstraße 11
85774 München-Unterföhring
Kartenansicht (Google Maps) -
Bauherr
Swiss Re Germany AG, München
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Fertigstellung
2001
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Baumaßnahme
Neubau
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Kennzahlen
Bruttogrundfläche (BGF) 70.979 qm
Bruttorauminhalt (BRI) 304.816 m3
Grundstücksfläche 42.348 qm