Liebe Leser, was hat es mit der Angst vor gut erkennbaren Eingängen auf sich? Bei einem Termin in der Hochschule für Fernsehen und Film konnten wir beobachten, wie binnen einer halben Stunde mehrere Menschen im Foyer standen, die eigentlich zum Ägyptischen Museum wollten, dieses jedoch nicht identifizieren konnten. Und das obwohl der Eingang zur HFF selbst - im Verhältnis zu der riesengroßen Straßen-Fassade - ein Hasenställchen ist. Das gleiche habe ich neulich beim neuen Lenbachhaus erlebt: der Eingang zum Lokal ist deutlich prominenter, als der zum Museum. Zumal man bei der Art Tür eher den Eingang zu einem durchschnittlichen Bürogebäude erwarten würde, als zum niegelnagelneuen Museum eines Top-Star-Architekten. (Aber der kennt den Entwurf, der seinen Namen trägt selbst sowieso nicht. Er ließ sich neulich beim Lunch in München das Gebäude von seinem Projektleiter erklären, wie von neugierigen Menschen am Nachbartisch mitgehört wurde.) Nun könnte man vermuten, dass das mit den Eingängen ein Deutsches Phänomen ist. Oder ein in Deutschland stattfindendes. Sie wissen schon: die Angst zu protzen oder in die Ecke "Fascho-Architektur" gesteckt zu werden. Falsch gedacht! Auf der Kunstbiennale in Venedig ist das Thema groß en vogue. Die Franzosen (zu Gast im deutschen Pavillon) haben Gricic's Hintereingang aus dem letzten Jahr mit Freude übernommen und bei den Dänen wird man sogar durch die plattgetrampelten Rabatten von hinten herein und durch den Putzraum wieder hinaus geleitet. Tja, manche Dinge erschließen sich einem nicht direkt. Oder müssen vielleicht mal ausprobiert werden, um danach wieder zu wissen, warum herkömmlich manchmal doch nicht so schlimm ist. Ihre Regine Geibel |
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