Komplettsanierung denkmalgeschütztes Wohnhaus (Bj. 1604) mit An- und Neubauten
Architekt und Bauherr waren bei diesem Objekt ein und dieselbe Person. Dipl.- Ing. (FH) Architekt Steger hat sich und seiner Lebenspartnerin mit der Sanierung und Umgestaltung des alten Mesnerhauses am Dreifaltigkeitsfriedhof einen Kindheitstraum erfüllt und nach ca. 4 Jahren Bauzeit ein zukunftsorientiertes und energetisch zeitgemäßes Einfamilienhaus mit separatem Büro / Einliegerwohnung nach modernen Richtlinien mit viel Sichtbeton verwirklicht.
„Vier Wände im Dreck" war die Aussage der meisten Handwerker vor Beginn der Sanierung. Zumal der Zustand der Außenwände und das Gebäude selbst (Baujahr 1604) teilweise sehr desolat waren. Der Blick in die Vergangenheit offenbarte jedoch eine Geschichte, die es lohnt weiter zu schreiben:
"Das ehemalige Mesnerhaus zur Dreifaltigkeitskirche/ Historischem Friedhof in Landsberg am Lech stammt mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem frühen 17. Jahrhundert und wurde Rechnungen zufolge 1604 als Wohnung des Mesners* zur 1597 errichteten Dreifaltigkeitskirche gebaut. Der Baukörper blieb im Äußeren offenbar weitgehend unverändert, während das Innere über die Jahre hinweg die üblichen Renovierungen erfuhr."
Eine Herausforderung stellten vor allem das schmale Grundstück und die unmittelbare Lage direkt an einer viel befahrenen Hauptstraße dar. Wodurch die Idee einer parallel zur Straße verlaufenden Bebauung als Schallschutz mit vorgefertigten Sichtbeton- Wandelementen entstand. Dahinter befinden sich ein separates Büro- / Einliegergebäude, ein Laubengang und ein Anbau (mit Eingangsbereich und Nebenräumen) ans Wohnhaus. Zusammen mit Wohnhaus und der alten Friedhofsmauer sollten sie einen uneinsehbaren Atriumgarten bilden.
Bei der Sanierung und Restaurierung des denkmalgeschützten Wohnhauses wurde mit äußerster Sorgfalt und größtenteils nach alten Handwerksmethoden gearbeitet. Viele der sehr aufwendigen und zeitintensiven Arbeiten wurden deshalb sehr oft auch eigenhändig ausgeführt. Bauzeitliches Baumaterial wurde soweit vorhanden wiederverwendet und "altes Material" musste nur sehr selten neu beschafft werden.
Zugunsten des historischen Erscheinungsbildes wurde zum Beispiel auf eine herkömmliche Verputzart und Erhöhung des Dämmwertes bei den Außenmauern des Wohnhauses verzichtet. Das Haus wurde auf traditionelle Weise von Hand mit einem eigens dafür angesetzten, „abgelöschten" hydraulischen Kalkputz verputzt. In Kombination mit einer Niedertemperatur- Wandheizung an allen Außenwänden soll diese als "Bauteilaktivierung" die Wand erwärmen, um so aufsteigender Feuchtigkeit und Schimmelbildung entgegenzuwirken. Gleichzeitig sorgt die Wandheizung zusammen mit einem Holzofen für ein absolut behagliches Innenraumklima im Haus. In den Neubauten wurde dagegen eine Fußbodenheizung verlegt.
Die Komplettsanierung des denkmalgeschützten Wohnhauses wurden nachhaltig und unter ökologischen Gesichtspunkten mit Hilfe der Neubauten und technischen Finessen zu einem doch sehr energieeffizienten Gesamtkomplex konzipiert. Ein im Erdgeschoss zentral positionierter, wasserführender Holzofen (sog. Kaminkessel Typ Architektur der Firma Brunner) treibt das Spiel noch weiter, indem das heimische Holzfeuer zur zusätzlichen Heizquelle wird. Hochtechnisierte Elemente sorgen dafür, dass durch die Energie des Holzofens Warmwasser für den Pufferspeicher erzeugt wird, welches für das gesamte Niedertemperaturheizsystem aller Gebäudeteile zur Verfügung steht.
Das Wohnhaus selbst besticht nicht nur durch seine bauzeitliche Substanz und den denkmalpflegerisch geschützten Besonderheiten (z.B. Innentüren, Fenster, Balken, alten Holzdielen als Fußboden u.ä.) sondern auch durch den Mix aus Alt und Neu. Zum Beispiel im Wohnhaus mit altem Gemäuer, historischen Balken mit moderner Einrichtung und einer Treppe aus Schwarzstahl und den Neubauten mit altem Mobiliar, Terrazzo- Fliesen in modern gestalteten Räumen mit viel Glas und Beton. Dabei soll die bewusst reduzierte und schlichte Formgebung einen Kontext zwischen altem und modernem Baustil schaffen.
Als Besonderheit kann man die exponierte Lage und Nähe zum Lech, dem alten historischen Stadtkern und den unverbauten Blick in den unmittelbar angrenzenden historischen Friedhof der Stadt Landsberg bezeichnen. Dabei stellt der kleine Atriuminnenhof (um einen Jahrhunderte alten Efeubogen) das entscheidende Element bei der Konzeption und Gestaltung des Gesamtkomplex dar. Mit dem Entwurf sollte ein uneinsehbarer Innenhof und vor allem Privatsphäre geschaffen werden.
Alle denkmalpflegerischen Aspekte wurden mit der unteren Denkmalschutzbehörde, dem Gestaltungsbeirat der Stadt Landsberg am Lech sowie dem bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München abgestimmt und konnten so im Sinne der Denkmalpflege umgesetzt werden. Die gute Zusammenarbeit und die sehr hilfreiche Unterstützung möchten wir auf diesem Weg noch einmal ausdrücklich hervorheben.