Zeitgenössische Architektur in Bayern

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Regensburg | Sanierung eines Siedlungshauses aus den 1930er Jahren und Erweiterung der Wohnfläche um einen getrennten, erdgeschossigen Anbau

Die Ganghofersiedlung wurde in den 1930-er Jahren unter den Nationalsozialisten als „Siedlung Göring-Heim" für Angehörige der Messerschmidtwerke erbaut. Im Laufe ihres Bestehens wechselten die 149 Häuser der Siedlung öfter den Besitzer. Zuletzt wurde Sie leider an eine rein wirtschaftlich orientierte Immobiliengesellschaft verkauft.

Die stark sanierungsbedürftigen Siedlungshäuser sollen im Zuge eines Bebauungsplans – mit zwangsläufig einhergehender Umwälzung der Sozialstruktur - neu „revitalisiert" werden. Die Siedlung war bisher architektonisch fast unverändert erhalten geblieben und steht unter Ensemble- und Denkmalschutz. Die einfachen Satteldach-Einfamilienhäuser mit ca. 80 qm Wohnfläche können zur Vergrößerung der Wohnfläche um einen erdgeschossigen Anbau erweitert werden.

Für uns als Architekturbüro stellten diese Vorgaben eine große Herausforderung dar, um zum einen exemplarisch zu zeigen, wie ein sensibler Umgang mit Bestandsgebäuden und zum anderen ein perfektes Fügen eines Neubaus erreicht werden kann.

Um das Bestandshaus komplett freigestellt zu belassen, wurde ein transparenter selbsttragender Ganzglasübergang, ohne sichtbare Profile, Entwässerungssysteme und Sockelausbildung - wie eine Brücke – zwischen Bestand und Neubau gespannt. Die Glasfuge fungiert als optische Trennung bei gleichzeitiger funktionaler Verbindung. Die gesamte Außenfassade des Siedlungshauses bleibt von außen sichtbar, das Gebäude in seiner Proportion vollständig erhalten.

Im Entwurfsprozess hat sich schnell herauskristallisiert, dass in den kleiner geschnittenen Räumen mit den reduzierten Fensteröffnungen des Bestandes die Individualräume (Kinderzimmer, Schlafzimmer, Bäder und ein Arbeitszimmer) untergebracht werden. Den Bauherren war es wichtig, im Gegensatz hierzu im Erweiterungsneubau einen luftigen, offenen, großen Wohn-, Koch- Essbereich zu schaffen, welcher sich auch durch die gesamte innen- und außenräumliche Gestaltung vom Bestand klar absetzt. Somit gibt es kleinteilige, gemütliche Bereiche, als auch moderne, großzügige Wohnsituationen unmittelbar nebeneinander.

Im Bestand wurde demzufolge ein Dielenparkett verlegt, die alten Bestandstüren und die bestehende Holztreppe erhalten und aufbereitet sowie vorhandene Holzstützen wieder verwendet. Im Neubau wurden schwarz und weiß beschichtete Nutz-Estriche eingesetzt, sowie filigrane, transparente Treppen und Geländer aus Stahl und Glas.

Der Anbau steht für sich und wird zusätzlich durch dunkle Farbgebung, vertikale Holzschalung und schmale hohe Fensteröffnungen auf der Straßenansicht optisch verkleinert und abgesetzt. Auf der Südwestseite gewähren große Verglasungen den Blick auf die Kronen der schönen alten Obstbäume.

Die beiden Geschosse des Anbaus wurden zusätzlich über einen Luftraum in der Vertikalen verbunden. So wird die Belichtung des UGs, welches z.T. im Hang steckt, stark verbessert und die beiden Funktionen Essen und Wohnen werden miteinander verbunden. Zusätzlich leiten Dachoberlichter das Tageslicht über eine verglaste Treppe bis ins UG. So wird eine maximale Nutzung des Neubaus komplett als Wohnfläche erreicht. Einbaumöbel und eine Möbeltreppe im Neubau schaffen zusätzliche Stauflächen.

Die Haustechnik umfasst neben einer Geothermie-Wärmepumpe, eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Vorkonditionierung. Das Gebäude entspricht einem KfW-Effizienzhaus 70.

  • Auszeichnungen

    Architekturpreis Regensburg 2013

  • Standort

    von Richthofen Str. 10
    93053 Regensburg
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Familie Z

  • Fertigstellung

    2012

  • Baumaßnahme

    Sanierung | Revitalisierung, Erweiterung

  • Bauweise

    Stahlbeton, Ziegelmauerwerk

  • Energiestandard

    KfW-Effizienzhaus 70