Moderne Wohnarchitektur sensibel und angemessen in eine ältere, gewachsene Siedlung einzufügen, ist eine planerische Herausforderung. Einerseits möchte sich der Neubau formal und materiell als Entwurf unserer Zeit zu erkennen geben, andererseits sollte er zwischen seinen schon länger bestehenden Nachbarn nicht als überheblicher Solitär hervorstechen.
Das neue Einfamilienhaus in Regensburg meistert diese Gratwanderung geschickt durch bewusste Kleinteiligkeit. Zwar setzt sich der Entwurf mit Flachdächern und puristischen Details klar von den umgebenden Satteldachbauten ab. Entgegen dem Trend zu monolithischen Formen, wurde hier jedoch das Volumen des Hauses gekonnt aufgelöst in vier einzelne Kuben ganz unterschiedlicher Abmessungen.
Auch in der Höhe gleicht keiner der vier Baukörper dem anderen, doch die Proportionen aller entsprechen in etwa dem „Goldenen Schnitt“. So entstand ein harmonisches Ensemble, dessen Gesamtvolumen geschickt kaschiert wurde. Für sich genommen ist jeder der vier Kuben kleiner als die Nachbarhäuser. Sie legen sich gemeinsam um ein blickgeschütztes Atrium, das sich über Eck zu Pool und Garten öffnet.
Die formale Kleinteiligkeit wurde an der zweigeschossigen Eingangsseite durch eine unprätentiöse, beinahe spielerische Fassadengestaltung fortgeführt. Vier vertikal orientierte Fassadenöffnungen in Fensterglas, satiniertem Glas, Spiegelglas und Eiche wurden mit einer horizontalen Sichtbetonscheibe als Vordach kombiniert. Doch was besonders hervorsticht, ist ein scheinbares Sichtbetonrelief, das im Obergeschoss über Eck geführt wurde – eine Outdoor-Tapete, die den Betrachter augenzwinkernd in die Irre führt.
Im Inneren setzt sich die äußere Assemblage – die Collage der Formen, Materialien und Farben – fort: die Treppe steht als Eichenholzskulptur im Eingangsbereich, eine Wandscheibe in Sichtbeton trennt sie vom Raumkontinuum des Erdgeschosses, das fließend durch die Kuben mäandriert. Abschnitte in Sichtbeton und das Ofenensemble in geöltem Rohstahl durchbrechen die weißen Wandoberflächen. Die weiß geölten Eichedielen des Fußbodens werden an besonders beanspruchten Stellen von Kalksteinbelägen ergänzt.
Auf den Eingang folgt der Essbereich, jeweils halboffen verbunden mit Küche und Wohnraum. Eine durchgängige Glasfassade lässt das Atrium zum gemeinsamen Zentrum werden. Auch der Schlaftrakt mit zentraler Ankleide und Sauna öffnet sich bodentief zum Innenhof. Nur der Eingangsbaukörper fiel zweigeschossig aus. Hier wurden zwei Kinder- und ein Gästezimmer mit Bad um eine Galerie gruppiert.
Entlang der Grundstücksgrenze gefasst wird der vielschichtige Entwurf von der Gartenmauer des Vorgängerbaus. Sie gibt dem Neubau einen homogenen Rahmen und trägt zugleich mit dazu bei, ihn in die Siedlung einzufügen.