Ein Grundstück am Rand eines Neubaugebiets im Bayerischen Wald mit Blick auf eine mittelalterliche Burgruine am Waldrand assoziiert den Begriff und die Idee „Waldlerhaus". Der für diese Region ortstypische Haustyp, im hiesigen Sprachgebrauch „Waidlerhaus" genannt, steht für gelebte ostbayerische Identität. Es bestand i.d.R. aus einem Koch- und Wohnraum mit Herdstatt, dem gemeinsamen großen Esstisch mit Sitzbank und einfachen Stühlen sowie einer daneben liegenden kleinen Schlafkammer. War es im Winter kalt, wurde auf dem oft vorhandenen Kachelofen geschlafen, der vom Flur aus mit Holz aus dem benachbarten Wald befeuert wurde. Ein Eingangsflur mit Leiteraufgang zum darüber liegenden „Dachstadl" in Holzbauweise für das Futter und Heu teilte das Waldlerhaus meist vom Stallbereich mit dem Klein- und Großvieh.
Diese qualitativen Grundsätze wurden aufgegriffen, modern interpretiert und umgesetzt.
So findet man in dem Neubau durchaus den großen, zusammenhängenden Wohn-Ess-Kochbereich mit einem zentralen Kaminofen. Im dem gemäß dem traditionellen Vorbild holzverkleideten Obergeschoss sind dann die Individualräume untergebracht,
im Untergeschoss zusätzlich 2 Arbeitszimmer, durch die leichte Hanglage mit Außenzugang nach Norden. Horizontale, gezielt gesetzte Fensteröffnungen zur Waldseite nach Norden rahmen das Panorama ein und holen die Landschaft inkl. Burgruine gezielt ins Haus.
Das materialtechnische Raumkonzept mixt moderne, klare Elemente (Sichtbeton, Rohstahl) mit traditionellen und ursprünglichen Texturen (Eichenholzböden).
Der Neubau wurde gemäß der traditionellen Bauform als Satteldachbaukörper erstellt, der durch die Materialgliederung der Fassade (Lärchenholzschalung für das OG, Putzfassade für das EG), der Dachneigung und der Gesamtproportion ebenso dem historischen Vorbild folgt.