Der Elfengarten - oder wie ich Häuser als Ergänzung zu meinen Gärten entwerfe.
Der Garten mit seiner waldartigen Atmosphäre stand am Anfang des Entwurfs dieses Hauses für eine verwitwete Geschäftsfrau. Das Gebäude definiert sich über sein Verhältnis zur Natur und ist aus dem Garten-Konzept heraus entstanden das zu Beginn als Schlüssel zum Glück der Bauherrin entworfen wurde. Als ein waldartiges Terrain, das es im kleinteiligen Siedlungsteppich der Suburbia auf kahlem Grundstück zu erfinden galt und ein stückweit dem Ursprung des Vororts Grünwald Rechnung trägt.
Die Architektur sollte Ausdruck eines besonders intensiven Verhältnisses zur Natur werden. Aus diesem Grunde darf ein Haus keine Barriere zwischen Mensch und Natur sein. Viel mehr betrachte ich es als Refugium als eine eine Art Filter. Wie Architektur und der Garten sich berühren, ist eine Frage der kontrollierten Ausblicke, oder auch des Sockelthemas. Bei der Verankerung im Gelände schafft Architektur unterschiedliche Gartenräume. Der Garten schafft eigene Räume und alles ist verwoben, als delikate Überlappung von Architektur und Garten.
Eine baurechtlich vorgeschriebene Erschließung durch den abends besonnten Westgarten führte zur Lösung des von außen einsehbaren abgeschotteten Eingangshofes, auf dessen Kies man als reinigendes Element die Außenwelt hinter sich lässt. Ein mehrstämmiger Hausbaum (Catalpa begleitet und begrüßt die Hausherrin als Wächter und zeichnet morgens seine Schatten auf den subtil versetzten Naturstein der Mauern. Sorgfältig platzierte Tritt-Steine führen zur Eingangs-Schlucht und zum gegenüberliegenden „Elfentor" des West-Gartens.
Der Garten ist als kontinuierliche Fortführung der Räume des Hauses konzipiert: Lange Steinwände verbinden die Architektur wie einen Sockel in der dritten Dimension bis in den tiefen Hof mit seinem Wasserspiel. Diese Verbundenheit setzt sich im Innenraum des Hauses fort, das dementsprechend offen und organisch gegliedert ist.
Innen und Außen wird als eine Serie von separaten Außenräumen gesehen, die alle eine separate Funktion erfüllen:
1.Der Nord-Ostgarten mit seinen Farnen und neu gesetzten Bäumen als Garten der hilfreichen Freunde im ehemaligen Kompost-Rest-Raum.
2. Am Südost-Ende, wo der Bau unmittelbar auf den Faunus-Teich hinaus geht liegt die Terrasse mit Esstisch wie in einer geborgenen Waldlichtung, von der man im Herbst den Vollmond in einem weitgehend geborgenen Gartenraum betrachten kann.
3.Der Brunnenhof zum tiefer gelegenen Indoor-Schwimmbad.
4.Der Westgarten als Verlängerung des Wohnraums, als Garten der Geselligkeit mit seinem nach Feng-Shui ausgerichteten versenktem Feuerplatz
Die Bepflanzung wurde mit dem Head Gardener Franz Wieland geplant: der Nordostgarten unter den Bäumen mit Farnen Hasenglöckchen und einem Thymian-Teppich. Der Südgarten, der mit den neun Meter hohen Bestands-Thujen kaum begehbar ist, ist dem Wasserelement nach Feng shui gewidmet. Als umseitig geschützter Essplatz am mit großen Natursteinen geerdeten Faunus Teich konzipiert, abgeschirmt von den sieben Söhnen des Himmels und einem Cornus als Centerpiece mit Luzula, Hackonachlea als Bodendecker. Der Westgarten als Gräser-Garten mit einer gemähten Rasenlichtung
Mit annähernd 10 Großbäumen auf kleinem Gartenraum Blicke zu schaffen, Störendes auszublenden, „geliehene Landschaft" zu erzeugen durch das Verwischen der Grundstücksgrenze war ein Schlüsselelement des Entwurfs. Das durch Bäume gefilterte direkte Südlicht, und das über Wasserflächen oder Steinflächen reflektierte Licht gelangt ins Innere, über die Hochglanz lackierten Decken bis in die Tiefe des Raumes. Dunkle Oberflächen der Böden und Grastapeten-Wände absorbieren das Licht. Im japanischen gibt es einen Bereich im Leben, indem die unergründliche Realität des Halbschattens die Norm ist, wo Farben gedämpft erscheinen. Wo ihr Leuchten von Innen herrührt, statt von einer strahlenden Oberfläche. Wo Dunkelheit voller Wärme und Farbigkeit ist, wo die dunkle warme formbare Welt der Materie der hellen kalten abstrakten Welt der Gedanken und der digitalen Wirklichkeit gegenübersteht.
So ändert sich die Atmosphäre des Raumes immerfort durch das natürliche Licht im Verlauf des Tages. Mein Haus verändert sich im Laufe des Jahres intensiv oder filtert was draußen sichtbar ist. Mit anderen Worten: Das Haus wird in die Natur getragen und die Natur in das Haus.
Die Ära des Unbeschwerten hat geendet, die Welt ist wenig optimistisch, aber aggressiv egoistisch. Meine Gartenarchitektur als verwunschener Wald-Garten präsentiert ihr Gesicht zur Außenwelt diskret und beschützt. Garten und Architektur können zu etwas Drittem werden, das sie für sich allein nicht erreichen können. Die Öffnungen des Gebäudes als Rahmen für die Natur, als Mittel der Interaktion, wo Licht und Natur wie gute Kunst die Seele berührt.
Stephan Maria Lang