Integriertes Wohnen für eine zunehmend diverse Gesellschaft
Die Integration von Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Für die Architektur bedeutet das: weg vom Flüchtlingsheim, weg von der Ghettoisierung und der damit verbundenen Stigmatisierung. Das Ziel muss die architektonische Integration der Flüchtlinge sein, vor allem in Ballungszentren. Diese Durchmischung muss unter Berücksichtigung der ohnehin zunehmenden Diversität in Städten passieren, bei der Flüchtlinge nur einen Bevölkerungsteil von vielen darstellen. Gerade in den Städten müssen deshalb neue Wohnlösungen gefunden werden, die die durch die Flüchtlingskrise noch beschleunigte Veränderung der Gesellschaft berücksichtigen: Die Pluralisierung von Lebensstilen , den demographischen Wandel , die zunehmende Aufhebung der Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten, die Individualisierung und Zunahme von Singlehaushalten.
Dem Trend steigender Flächenbedürfnisse müssen zügig neue Wohnformen entgegengesetzt werden, die dazu geeignet sind diesen Trends nachhaltig und kostengünstig zu begegnen. Aus all diesen Gründen brauchen wir eine neue „Architektur der Gemeinschaft", die für alle Stadtbewohner attraktiv ist und die Integration aller Menschen fördert: Alte, Studenten, Singles, Familien, Flüchtlinge, Wohngemeinschaften. Alle diese Menschen zieht es in die Städte und sie leben dort am liebsten zentrumsnah. Gründe dafür liegen in der guten Infrastruktur, dem Kultur- und Freizeitangebot, der guten medizinischen Versorgung, dem Angebot an Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und weiteren.
Alle diese Faktoren können auch als Potential für die Integration von Flüchtlingen verstanden werden. Das PRINZIP PLURAL mischt deshalb unterschiedliche Menschen und Wohngruppen miteinander. Das bringt viele Vorteile: Durch die Unterbringung von Senioren, Studenten und Flüchtlingen in einer Gemeinschaft entsteht ein direkter Kontakt zwischen den Bewohnern. Dadurch können Vorurteile abgebaut werden, die Bewohner können sich gegenseitig im Alltag unterstützen und die Integration der Flüchtlinge wird gefördert.
Leben zwischen Privatheit und Gemeinschaft
Für die Durchmischung von Flüchtlingen mit der zunehmend diversen Bevölkerungsstruktur in Städten bietet das PRINZIP PLURAL eine sowohl nachhaltige als auch kostengünstige und schnell realisierbare Lösung. PRINZIP PLURAL macht integriertes Wohnen für alle Menschen in der Stadt attraktiv. Dabei kombiniert es die Vorzüge von privatem Wohnen mit dem Leben in einer größeren Gemeinschaft. Der Rückzug ins Private ist genauso möglich wie der Kontakt zur Gemeinschaft. Erreicht wird das durch clusterförmig organisierte private Wohnmodule, die neben Schlafräumen über ein eigenes Bad mit Dusche und eine kleine Kochnische verfügen, und eine lebendige Gemeinschaftszone, welche die Wohnmodule umgibt und zusammenhält. Unterschiedlich dimensionierte und organisierte Wohnmodule werden verschiedenen Ansprüchen gerecht. Auch für „Wohnen auf Zeit", das in den Städten immer mehr durch Berufspendler, projektbezogene Mitarbeiter, Studenten etc. genutzt wird, ist das PRINZIP PLURAL attraktiv.
Die Anordnung der Wohnmodule wird durch eine einseitige Orientierung selbiger erleichtert, sie öffnen sich zu einer Seite hin und können daher flexibel aneinander gereiht werden. Das Zusammenlegen der Wohnräume zu einer Gemeinschaftszone führt trotz zusätzlicher Angebote zu einer Reduktion des individuellen Wohnflächenbedarfs auf unter 33qm. Sämtliche Wohnbereiche sind barrierefrei. Das Erschließungsmodul verfügt neben der Treppe über einen ausreichend dimensionierten Lift und über ein großzügiges barrierefreies Gemeinschaftsbad mit Wanne. Daneben beinhaltet es einen Abstellraum, beispielsweise für Rollatoren.
Häufig weisen vor allem gemeinschaftliche Wohnkonzepte einen Mangel an attraktiven Begegnungsräumen auf. Das PRINZIP PLURAL bietet den Bewohnern sowohl individuelle private Räume, als auch attraktive gemeinschaftliche Zonen. Die gänzlich verglasten Gemeinschaftszonen bieten neben der großzügigen Gemeinschaftsküche und dem großen Wohnzimmer auch eine Gemeinschaftsgarderobe und eine Zone mit Arbeitsplätzen. Zudem verfügen sämtliche gemeinschaftliche Bereiche über einen direkten Zugang zum gemeinschaftlichen Außenraum. Weitere Außennutzungen befinden sich auf dem öffentlichen Dachgarten, der auch von der Nachbarschaft zur Erholung oder dem Anbau von Pflanzen auf den Pflanzbeeten genutzt werden kann. Im Gartenschuppen finden die Nutzer das nötige Gerät. Die Ernte kann direkt in der Gartenküche verarbeitet und bei gemeinsamen Festen verzehrt werden. Die Erdgeschosszone bietet neben Kinderwagen und Fahrradabstellplätzen für die Bewohnerschaft Raum für öffentliche Nutzungen wie Geschäfte, Kindergarten, Musizierraum, Waschsalon u.a..
Starre Wohnmodule, flexible Hülle
Das PRINZIP PLURAL liefert durch seinen flexiblen Aufbau eine kostengünstige und schnell zu errichtende Wohnlösung für unterschiedliche städtebauliche Situationen. Dies wird durch ein System aus vorgefertigten Wohnmodulen aus Holz mit standardisierter Bad-/Küchenzeile und einer hochflexiblen Fassadenhülle erreicht, welche die privaten Module zu Clustern zusammenbindet. Im Zwischenraum entsteht die Gemeinschaftszone. Das Layout ist durch diese Konstruktionsweise hoch variabel und es sind unzählige Grundrissanordnungen denkbar. Die flexible Struktur kann so auf den architektonischen Kontext eingehen und sich optimal in den Städtebau einpassen.
Hoher Vorfertigungsgrad, geringe Kosten
Das PRINZIP PLURAL kombiniert die Vorzüge der Vorfertigung, wie die Reduzierung von Kosten und schnellen Errichtungszeiten, mit individueller Grundrissgestaltung und ökologischem Bauen. Private und gemeinschaftliche Bereiche lassen sich anhand des Transparenzgrades am Gebäude ablesen. Die Wohnmodule bestehen aus einer vorgefertigten Holzrahmenkonstruktion, deren Außenwände mit Holzdämmfasern gedämmt und mit einer semitransparenten Kunststoffstegplatte versehen sind. Auch die Brüstungen der bodentiefen Fenster bestehen aus diesen kostengünstigen und sehr haltbaren transluzenten Kunststoffplatten, wodurch die Module optisch zusammengefasst werden und bei Dunkelheit spannende Lichteffekte entstehen. Die flexiblen Fassadenelemente, welche die Module zu Clustern zusammenbinden, bestehen aus bodentiefen Glaselementen. Sie lassen viel Licht in das Innere und verweisen auf die offene Wohngemeinschaft. Die Bewohner können an sämtlichen Fassadenbereichen auf die gemeinsamen Außenräume austreten. Eine Glasbrüstung sorgt für Absturzsicherheit. Die Decken werden als Hohlkastendecken ausgebildet, was zusätzlich zu einem hohen Vorfertigungsgrad zu einer hohen ökologischen Gesamtbilanz führt.
Das Cluster als Ordnung
Die Organisation in Clustern bestimmt auch städtebaulich das Ordnungsprinzip der Wohngebäude. Die gebildeten Volumen können durch die einseitige Ausrichtung der Wohnmodule und die daraus resultierenden offenen und geschlossenen Seiten vergleichsweise nah aneinander gestellt werden, ohne dass Einblicke die Privatsphäre der Bewohner im Inneren stören. Die Setzung der Volumen bildet weite und enge Außenräume mit unterschiedlichen Qualitäten aus, die für verschiedene Außenaktivitäten genutzt werden können. Die Nähe der Gebäudevolumen zueinander schafft neben den öffentlichen Nutzungen in den Erdgeschossen eine weitere Voraussetzung für eine urbane Entwicklung des neu geschaffenen Lebensraums.
Neubau, Verdichtung und Umnutzung
Das flexible System kann neben freien oder freigewordenen Grundstücken in München (beispielsweise ehemalige Kasernenareale) in unterschiedlichsten innerstädtischen Lagen realisiert werden, z. B. in Baulücken, leerstehenden Industriebrachen, Verkehrsbauten, auf Dachflächen und in Zwischenräumen. In München eignen sich dafür besonders Zeilenbauten aus den 1920er bis 1950er Jahren, die ein hohes Verdichtungspotential aufweisen. Das PRINZIP PLURAL kann durch seine Holzbauweise sowohl für Aufstockungen, als auch für Verdichtungen von Zwischenräumen von Wohnzeilen genutzt werden. Zudem können vorhandene Baulücken geschlossen oder freie Grundstücke mit großen Volumen besetzt werden. Durch die öffentlichen Dachgärten, die auch bei den Verdichtungsstrategien geplant sind, werden die bestehenden Gebäude aufgewertet und ein gemeinsamer Ort der Kommunikation und des Austauschs für das Quartier geschaffen, wovon auch die bereits in der Siedlung lebenden Bewohner profitieren.
In einem kurzen Video wird das PRINZIP PLURAL erklärt: