Zeitgenössische Architektur in Bayern

Sophie-Scholl-Haus

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Das 'Blaue Haus', das – basierend auf dem städtebaulichen Entwurf von Ernst Maria Lang – 1974 von Sepp Pogadl entworfen wurde, ist seit April 2023 wieder bezogen. Nach einer zeitgemäßen Rundumsanierung durch bogevischs buero sieht es nicht mehr aus wie diese typischen Zeugnisse des Nachkriegsbrutalismus mit ihren aus Betonbalkonen massiv strukturierten Fassaden.

Die kaum noch zu sanierenden Brüstungen wurden abgebaut, um den Luftraum den Einzelappartements zuzuschlagen. Die neue Fassade reicht dadurch rund einen Meter weiter nach außen auf beiden Seiten, wodurch die 250 über 400 kleinen Zimmer sich deutlich vergrößern.

Eine vorgehängte Konstruktion für die Fluchtwege lässt sich für die Student:innen als Austritt nutzen – und als Kommunikationsfläche nicht nur in der Horizontalen. Die Gitterroste, mit denen Boden und Geländer konstruiert sind, bieten optische Durchlässigkeit bei gleichzeitigem Sonnenschutz über die gesamte Fassade. Und dieser luftige Ersatz für die alten charakteristischen Zementwälle vor den Fenstern erzeugt als weiteren Vorteil eine optimierte Beleuchtungssituation in den Wohnungen. Dank bodentiefer Fenster und der nur moderaten Lichtfilterung entstand in den Zimmern im 'Blauen Haus' eine völlig neue Aura von Helligkeit.

Die Farbgebung in der Studentenstadt erinnert an jene optimistische Epoche, als Otl Aichers Palette für die „heiter" geplanten Spiele 1972 das demokratische Selbstbild eines neuen Deutschlands malte. Das sogenannte '. Olympiablau, das schon bei den Stufenbauten im Olympischen Dorf einen frohen Akzent als Farbe der Einbauten setzte, findet im 'Haus 11' erneut Verwendung.

Die Maxime von bogevischs buero, informelle Begegnungsflächen so attraktiv zu machen, dass sie als Treffpunkte taugen, kam auch hier zur Anwendung. Dazu wurden Wände im Erdgeschoss entfernt, um beim Hauseingang ein offenes Atrium mit Sitzgelegenheiten zu schaffen. Die Küchennischen in den Wohnungen, die hinter den charmanten Eingangsrundungen sitzen, erhielten ein quadratisches Fenster zum Flur. Das verbesserte nicht nur die Lichtsituation auf dem Gang, sondern eröffnete die Option, Sichtkontakt zur Nachbarschaft der Ebene herzustellen.

Drei barrierefreie Wohnungen im ehemaligen Bürotrakt im Erdgeschoss, die Umnutzung einer Teilfläche der Tiefgarage als große Unterstellfläche für Zweiräder, oder auch die Achtsamkeit für Biodiversität durch neu installierte Fledermauskästen tragen dem gewandelten Umweltbewußtsein Rechnung.

Bei der feierlichen Wiedereröffnung am 16. Mai 2023 erhielt das 'Blaue Haus' den Namen 'Sophie-Scholl-Haus' – eine olympiablaue Plakette wurde am Gebäude angebracht und erinnert an ihren Heldinnenmut.

  • Auszeichnungen

    Finalist beim DAM Preis 2025

  • Standort

    Christoph-Probst-Straße 12
    80805 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Studierendenwerk München und Oberbayern AdÖR

  • Fertigstellung

    2023

  • Baumaßnahme

    Sanierung | Revitalisierung

  • Bauweise

    Stahlbeton