Die Nachverdichtung in den Münchner Vororten ist ein immer wiederkehrendes Thema. Auch bei diesem Objekt in Stockdorf stand im Vordergrund, auf welche Weise man den in der Region den dringend benötigten Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Auf dem Grundstück stand ein maroder Bungalow der nicht sinnvoll saniert werden konnte und daher abgerissen werden musste. Strenge Bauvorschriften und geschützter Baumbestand schränkten die Möglichkeiten ein. Die Lösung lag in einem unkonventionellen Doppelhaus, das auf insgesamt drei Geschossen Platz für zwei fünfköpfige Familien bietet. Hierzu war es nicht nur notwendig, das OG im Rahmen des Baurechts maximal auszunutzen, sondern auch das UG mit großen „Lichtschächten" zu vollwertigem Wohnraum auszugestalten.
Im EG ist dabei von Kompaktheit wenig zu spüren. Ein großer offener Raum, der Küche und Wohnen mit direktem Gartenbezug kombiniert, empfängt einen beim Eintreten. Im OG befinden sich drei kompakte Zimmer und ein Duschbad - hier können bis zu drei Kinder unterkommen, aber auch für das Arbeiten im Home Office eignen sich die Räume hervorragend. Eine Besonderheit ist die Dachform die sich in diesen Räumen abzeichnet. Diese ergab sich aus der sinnvollsten Ausnutzung der maximalen Trauf- und Firsthöhen. Im UG ist der Elternbereich mit Schlafzimmer und Wannenbad an dem mit einem Netz überspannten Lichthof angeordnet. Ebenso ist dort der Technikraum für beide Haushälften, sowie ein Hauswirtschaftsraum untergebracht.
Somit wurde auf jeweils nur 119 qm Wohnfläche, Wohnraum geschaffen, der sich alles andere als beengt anfühlt und Platz für bis zu fünf Personen bietet. Mit 24 qm pro Person (bei angenommener voller Auslastung) ein besonders guter Wert. Die Ausnutzung aller Flächen musste entsprechend kompakt sein. Ein Beispiel hierfür ist die Treppe, die Regale als Unterkonstruktion für die Stufen nutzt, aber auch die sehr kompakten Flure.
Nicht nur die Treppe ist einfach aber effizient gestaltet. Das Gebäude ist als ökologischer Holzbau in Holzständerbauweise errichtet. Die Dämmung aus Zellulose- und Holzfasern wird verkleidet von einer mit mineralischer Farbe gestrichenen Fichtenholzschalung und kombiniert mit einer Dachhaut aus wartungsarmem Edelstahl. Mit simplen, wenigen, dafür gut gesetzten Fenstern aus Holz wird das dennoch Haus hervorragend belichtet. Bei den Baustoffen wurde auf die Vermeidung von Kunststoffen und Leimfreiheit geachtet. So wurde z.B. auch die Trittschalldämmung aus Holzfaserplatten erstellt. Im Inneren wurde weder Dampfbremsfolien noch OSB-Platte verbaut, sondern ohne künstliche Klebstoffe gepresste Biofaserholzplatten. Besonderes Augenmerk lag auf der Vermeidung von Bauschaum sowie lösbaren Verbindungen aller Bauteile.
Warmes Wasser und Heizung wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Monoblockbauweise erzeugt, als Lüftung ist lediglich eine simple Abluft in den Bädern verbaut. Das gestaffelte Dach ist für eine PV Anlage ideal ausgelegt - diese soll in den kommenden Jahren nachgerüstet werden.
In den Innenräumen wird die persönliche Handschrift der beiden Baudamen sichtbar. So wurden durch unterschiedliche Bodenbeläge und Farb- bzw. Materialwahl unterschiedliche Atmosphären bei fast spiegelgleichen Grundrissen erzeugt.
Für die Nachhaltigkeit besondere Lösungen sind die im Haus Ost verwendeten Reuse-Materialien: Hier wurden diverse alte Fliesen, aber auch eine alte Küche wiederverwendet und neu kombiniert.
In der Gesamtheit ein einfaches und sehr kompaktes Haus mit zwei Wohneinheiten, welches dennoch keine Wünsche für die Bewohner*innen offen lässt.