Zeitgenössische Architektur in Bayern

Muchele

Burgstall bei Meran | Im Hotel Muchele hat die Inhaber-Familie Ganthaler eine Rundumerneuerung gewagt, die das Viersterne-Haus in einen Hingucker verwandelt.

Architektonisch gesehen gab es rund 60 Jahre lang nichts Aufsehenerregendes über das Hotel Muchele in Burgstall bei Meran zu berichten. Jetzt hat die Inhaber-Familie Ganthaler nach ersten mutigeren Modernisierungen ab 2009 allerdings eine Rundumerneuerung gewagt, die das Vier Sterne Superior-Haus in einen Hingucker verwandelt. Denn Ende 2014 wurde das Hauptgebäude bis auf die Grundmauern abgerissen und bekam in nur vier Monaten dank einheimischer Handwerker unter der Leitung des jungen Südtiroler Architekten Stephan Marx ein komplett neues Gesicht.

Um die Tiefe der ehemaligen Terrasse vergrößert, bietet es in Richtung Etschtal nun noch mehr Platz in der bodentief verglasten Kombination aus Lobby, Bar und Restaurant sowie allen darüber gelegenen Suiten und Penthouses, denen Veranden mit besonderen Clous vorgelagert sind: Einige von ihnen haben Whirlpools oder Openair-Duschen, alle eine Art filigrane Spitzenvorhänge aus Eisen. Verziert mit ausgestanzten Ornamenten aus selbst entworfenen und bäuerlichen Mustern, ermöglichen sie zwar den Durchblick von innen nach außen, bieten aber dennoch Sichtschutz. Für Decken, Böden und Wände wurden neben einheimischem Kastanienholz und Glas vor allem beige-grauer Porphyr aus dem nahe gelegenen Natursteinbruch der Familie verwendet.

Bei vielen Möbeln hatten Designer von Moroso freie Hand, so dass 21 der insgesamt 40 Zimmer einen eigenen Charakter und verschiedene Farbstimmungen besitzen – angefangen bei den Sesseln über Kissen bis hin zu Teppichen. Resultat ist ein ästhetisch gestyltes Ambiente, das zugleich lässig und heimelig wirkt. Bestes Beispiel sind zwei bunte XXL-Sofas im Erdgeschoss, auf denen nicht nur beim wöchentlichen Aperitif unterschiedlichste Gäste ins Gespräch kommen.

Weiterer Treffpunkt ist der hauseigene Weinkeller, der sich nicht im Untergeschoss versteckt, sondern im Parterre hinter großen Scheiben untergebracht wurde. Eine fünf Zentimeter dicke Wand aus 5,5 Tonnen (!) Lehm sorgt für den Feuchtigkeitsausgleich (immer ca. 75 Prozent) und die richtige Temperatur. In deckenhohen Holzregalen lagern Flaschen vor allem aus Südtirol, Deutschland, Österreich und Italien, die man regelmäßig mit Hausherr Hansjörg Ganthaler verkosten kann.

Direkt nebenan verbirgt sich als weitere Besonderheit: Die Bauernstube, welche nach dem gastronomischen Herzstück der Familie, Oma „Theresia", benannt wurde, stammt eigentlich aus einem Vinschgauer Bauernhaus und ist mit 1850 datiert. Vom Boden bis zur Decke komplett mit Zirbenholz getäfelt, fehlen weder Kachelofen noch Herrgottswinkel.

Liebevolle Details wie diese verleihen dem Muchele, das nach dem Vorfahren und einheimischem Flößer Michael Ganthaler, dem „Schiffsmuch", benannt wurde, ein Alleinstellungs-Ambiente, bei dem nichts von der Stange ist. Für noch mehr Wohlfühl-Atmosphäre sorgen Priska und Martina Ganthaler, die von früh bis spät im Hotel anwesend sind, während sich die dritte Schwester Anna um den angeschlossenen Spa kümmert. Manchmal mischt auch noch ihre Mutter Franziska mit, die sich im Sommer um das Bed & Breakfast Poggio Antico sowie um die Villa Uliveto, das Landhaus zum Mieten, in den italienischen Marken kümmert – ihr „Traum vom Süden".

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  • Standort

    Maiergasse 1
    39014 Burgstall bei Meran
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Familie Ganthaler

  • Fertigstellung

    2015

  • Baumaßnahme

    Umbau, Erweiterung

  • Bauweise

    Stahlbeton, Ziegelmauerwerk, Holz, Stahl

  • Energiekonzept

    Zentralheizung, Photovoltaik

  • Kennzahlen

    3,5 Monate Bauzeit, 3.000 Neu- Kubik, 1.000 Umbau-Kubik,

  • Andere Fakten

    Ortsbezogene Materialien wie Porphyrstein, Kastanienholz, komplette Einrichtung mit Moroso (Udine)

    Nominierung für den Interior Contract Award 2015