Das Konzept zur Umgestaltung des Viehmarktes in Fürstenfeldbruck zielt darauf ab, den Platz zukünftig zu einem attraktiven und pulsierenden öffentlichen Freiraum für alle Bürger und Besucher der Stadt zu gestalten. Darüber hinaus soll der Viehmarktplatz die Aufgabe übernehmen, die beiden entwicklungsgeschichtlich relevanten Ortsteile Bruck und Fürstenfeld miteinander in Beziehung zu setzen.
Mit der Anbindung eines Fuß- und Radweges, der vom Kloster bis zum historischen Marktplatz zwischen Amperbrücke und Rathaus führt, als Mittler zwischen den nahegelegenen Stadtteilen und als attraktiver Platzraum mit einer hohen und ortsspezifischen Erlebnisdichte für eine Vielzahl an Aktivitäten, bezieht der Viehmarktplatz als visueller und funktionaler Brückenschlag sowohl das nähere als auch das weitere Umfeld mit ein. In einer räumlich funktionalen Anordnung der Motive Brücke, Marktplatz, Hofanlage, Wasser und Baumgruppe wird abstrakt Bezug zu Themen der Stadtgeschichte Fürstenfeldbrucks genommen – von Handelsweg, Hofanlage, Markt, Wasserkurort, Rodelbahn, Landschaftsmalerei bis zu einer vitalen Großen Kreisstadt mit hohem Freizeitwert.
Das Verknüpfen des Platzes mit dem Umfeld erfolgt einerseits über die Wege, die zum und über den Platz geführt werden – dieses bezieht auch die Tiefgarage mit ein – und andererseits über die Blickbezüge auf den Platz, vom näheren Umfeld über die Kirchtürme, bis hin zum Kloster.
So wird der Platzraum insgesamt mit einem umlaufenden Band gefasst. Aus diesem entwickelt sich ein Loop, der die Wege aus dem Umfeld aufnimmt, zum Flanieren und Verweilen einlädt, sich in ein begehbares Dach verlängert und so als differenziertes, räumliches Erlebnis Ausblick über den Platz ermöglicht. Dieser Loop nimmt die Wegebeziehung zwischen Klosteranlage-Stadtpark-Silbersteg-Viehmarktstraße auf und setzt diese durch eine umlenkende Geste in Beziehung zur historischen Innenstadt Brucks. Der Loop bindet über Steg und Rampe weiter an einen Turm an der Pucher Straße an (Stadtpanorama) und bezieht dazu das Tiefgaragengebäude mit Rampe und Ausgängen ein. Der Turm als Hochpunkt der Wegeführung markiert weithin den neuen Viehmarktplatz und bietet mit Panoramaterrasse und Gastronomie ein zusätzliches Angebot für die Bürger und Besucher der Stadt. Zudem kann auf 5 Geschossen Wohnraum geschaffen werden. Das begehbare Dach des Loops ist vor der historischen Villa respektvoll zurückgesetzt bzw. abgesenkt; hier laden Sitzstufen zum Aufenthalt ein.
Gebäude und die Überdachungen sind weniger Objekte auf einer Fläche, sondern vielmehr Teil einer gestalteten Bewegung im Platzraum mit einer freien Abfolge von Wahrnehmungsorten. Diese Abfolge von Orten mit unterschiedlichen Eigenschaften soll zu einem vielfältig nutzbaren Angebot und einer besonderen Aufenthaltsqualität beitragen. Die weitere Gestaltung des Platzes nimmt die Grundform des Bandes auf. Innerhalb des Bandes ist Raum für Sitz- und Aufenthaltselemente, für mögliche gebäudebezogene Nutzungen wie z.B. Bistro/Cafébestuhlung sowie eine Doppelreihe aus Vogelkirschen (Prunus avium Plena) mit einer Reihe aus Sitzbänken als 'Rücken' und grünes, blühendes Schattendach. Unterhalb des Baumdaches sind auf einer wassergebundenen Wegedecke verschiedene Aufenthalts- und Freizeitnutzungen möglich. Ein umlaufender Saumstreifen fasst die Platzfläche und hebt sie von den Vorbereichen der Gebäude und den Erschließungszonen ab. Der Platz erhält mit einem einheitlichen Pflasterbelag in einem ungerichteten (wilden) Verband eine ruhige und durchgängige Oberfläche. Das Band wird durch Farbnuancen und eine andere Oberflächenstruktur im Pflasterbelag leicht betont.
Verschiedene Qualitäten prägen den Platz, der von Norden nach Süden durchlässig ist. An der Südseite liegt die geforderte Platzfläche für den grünen Markt und Christkindlmarkt mit einem Wasserspiel als Abschluss nach Süden. An der Nordseite bildet das begehbare Dach des Loops einen Innenhof, der zwischen Marktständen und Marktgebäude ebenso einladend offen wie räumlich differenziert nutzungsvariabel ist und sich zur Villa hin öffnet.
Die Organisation von Baukörper und Platzfläche entspricht den funktionalen Anforderungen: Ein Markt- und Gastronomiegebäude als Rückgrat im Norden mit sich nach Süden hin öffnender Innenhalle, sowie ein Dach als Witterungsschutz über den festen Markständen, die darüber direkt mit einem einladenden hellen Treppenaufgang an die Tiefgarage und auch zum Turm mit Aussichtsebene angebunden sind. Die Tragkonstruktion des Loops basiert auf einem einfachen Raster aus Stahlrundstützen, das einerseits wirtschaftlich und seriell herzustellen ist und andererseits ein flexibles und modular erweiterbares Grundgerüst für die variabel daran montierbaren Marktstände ermöglicht. Die Dachebene besteht aus einer mit Holzschichtplatten ausgefachten Rahmenkonstruktion mit einer umlaufenden Verkleidung aus Blechkassetten. Oberseitig wird diese Konstruktion als Wanne ausgeformt, abgedichtet, entwässert und mit Geh- und Pflanzflächen gefüllt. Die Marktstände sind als leichte Metall-Holz-Konstruktion mit festem Dach und Theken-/Präsentationsbereich vorgesehen. Die dazwischenliegende Fensterfläche lässt sich verschieben oder nach oben schwenken, und so bedarfsgerecht variabel großzügig öffnen.
Das Dach des Loops schafft eine weitere öffentliche Ebene und erweitert als Dachgarten die Platzfläche. Zwischen mit Gräsern bepflanzten Hochbeeten mäandert eine begehbare Fläche. Filigrane Blühsträucher (z.B. Felsenbirne) bilden einen lichten Rahmen, der auch Sichtschutz gegenüber den nördlich und westlich gelegenen Wohnbauten bietet. Eine durchgehende Sitzbank entlang der Hochbeete und des gesamten Dachrandes ermöglicht individuelles Verweilen, Beobachten und in die Ferne blicken. Oberlichter, zum Teil mit Sitzelementen eingefasst, bringen Tageslicht in die unteren Ebenen und verstärken den gegenseitigen Bezug.
Ziel des Entwurfs ist dabei nicht nur das gestalterisch-räumliche Abbilden des Raumprogramms. Vielmehr soll durch die Organisation auf mehreren Ebenen und einen leicht gefassten und dennoch bewegungsoffenen Innenhof ein hohes Maß an Bespielbarkeit und Variabilität geschaffen werden, die offen für zukünftige Anforderungen und Nutzungen ist.
Der Entwurf wird bestimmt vom Verständnis einer funktionsdurchmischten Stadt, die geprägt ist von Vielfalt, Begegnung, Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, Offenheit und dem Aufheben von Barrieren und Abgrenzungen. In diesem Sinne sind Verkehrsplanung, Tiefbau (Tiefgarage), Freiraumgestaltung und Hochbau Teil einer integrierten Planung, die die Disziplinen und Funktionsbereiche übergreifend in Bezug zueinander setzt. Dieses betrifft auch die Kostenaufteilung von Markthalle, Tiefgarage und Platzoberflächen, die nicht klar abgegrenzt, sondern mit gegenseitigen Synergieeffekten überlagert sind. Die Dachkonstruktion des Loops ist nicht nur der Witterungsschutz für die Markstände, sondern überdacht auch das Gastronomiegebäude, die Tiefgaragenzugänge und Fahrradstellplätze. Die Überdeckung von Rampe, Tiefgarage oder Gebäude ist Teil der Freifläche. Der Witterungsschutz des Tiefgaragenausgangs ist Sitztreppe. Treppen und Aufzüge dienen mehreren Nutzungsbereichen, etc. So ist der Loop nicht nur ein verbindendes städtebauliches Element, sondern vereinigt auch mehrere Funktionen und Nutzungsansprüche 'unter einem Dach'. Der Zugewinn an – auch ökonomisch – nutzbaren Flächen und vielfältigen Angeboten ist somit nicht zwingend mit einer analogen Erhöhung der Baukosten verbunden. Durch die differenzierte Nutzung von Synergieeffekten lassen sich im Zuge der Planung Kosteneffizienz und Qualitätsverbesserungen sowohl in der Bauausführung als auch in der späteren Nutzung definieren und umsetzen.
Die Bearbeitung erfolgte zusammen mit Planstatt Senner Landschaftsarchitekten als Plangutachten mit mehrstufiger Bürgerbeteiligung von Sommer 2016 bis Frühsommer 2017.
Das Verfahren wird unterstützt von der Städtebauförderung. Weitere beteiligte Planer der Mehrfachbeauftragung waren: Planorama Landschaftsarchitektur & Hütten&Paläste Architekten und bbz landschaftsarchitekten berlin GmbH und Frölich Schreiber Architekten
Weitere Informationen : https://www.brucker-stadtgespraeche.de/viehmarktplatz/