Das sehr in die Jahre gekommene Gästehaus Haus Erma, Baujahr 1965, sollte gestalterisch attraktiv, nachhaltig, modern und wettbewerbsfähig in die Gegenwart und weiter in die Zukunft gebracht werden. Es ist für ein Beispielprojekt für viele leer stehende Gebäude im Bayerischen Wald mit ähnlichen bauzeitlichen Strukturen, zeigt eine Alternative zum Abriss auf und geht ressourcenschonend mit Platz und Entsorgungsproblematiken um.
Aus Wirtschaftlichkeits- und Betreibergründen wurde die Rohbaugrundstruktur im Bereich der Außenwände nicht verändert und auch von einer Gebäudeerweiterung abgesehen. In das innere Raumgefüge wurde jedoch stark eingegriffen, sodass die bestehende unschöne Innenflursituation aufgehoben werden konnte und insgesamt zehn zeitgemäße Gästezimmer, sowie eine große Lounge im EG und ein kleiner Wellnessbereich im UG entstehen konnten. Hierfür wurden grundlegende Eingriffe in die Gebäudestatik vorgenommen. Tragende Trennwände wurden durch Stahlträger ersetzt, die Fensteröffnungen um den Brüstungsbereich vergrößert. Die Räume werden so luftiger, heller, moderner und schlichter.
Eine neue Fassadensprache soll dem Gast ein erstes visuelles Konzept vermitteln, welches man im gesamten Haus erleben kann. Der Gestaltausdruck des Hauses wurde bewusst abgewandt von der aktuellen im Bayerwald typischen klischeehaften „Holztümelei" und hin zu einer neu formulierten Ästhetik entwickelt, welche der Vielschichtigkeit der Region entsprechend ausformuliert wurde. Die Mischung aus kühlen, industriellen Elementen (Stahlträger, schwarze Heizkörper, schwarze Vinylböden, Rohstahlpodeste und Stahlgeländer in verzinkter Optik) und warmen, stark opaken und texturierten Oberflächen (geölte Seekiefer, Stoffe aus Samt, Filz und Leder, Tapeten) verleiht den Räumen eine selbstverständliche Gemütlichkeit.
Alle Materialien wurden im Hinblick auf Robustheit und Langlebigkeit ausgewählt. Innen- und Außenkonzept des Hauses sind hierbei kohärent aufeinander abgestimmt. Durch alle Räume zieht sich ein Farbkonzept welches naturnahe, warme Farben (Grün, Braun, Dunkelgrau) in Kontrast zu einem sehr hellen Grau als Basis setzt. Abgerundet wird das visuelle Konzept durch die künstlerische Arbeit der heimischen Fotokünstlerin Evi Lemberger, welche Elemente der landschaftichen Umgebung des Ortes im Studio isoliert, entfremdet und dabei die Tonalität der Architektur aufnimmt.