Verkehrsbauwerke sind ein notwendiges Übel, sind sie doch monofunktional, bergen aber wertvolle Ressourcen in der Stadt. Hier wurden diese Flächen unterhalb der Fahrbahn einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke durch Mitwirkung eines privaten Investors synergetisch genutzt und in Räume für Künstler umgewandelt.
Aus einem Verkehrsbauwerk wurde so ein mehrfach belegtes Element: Brücke, Rampe und städtischer Rand eines Sportfeldes.
Nach Süden ist die Fassade geschlossen, lediglich interpunktiert durch die einzelnen Eingänge der Künstlerateliers. Nach Norden sind die Fassaden geöffnet um farbneutrales Zenithlicht in die Ateliers zu lassen.
Der Atelierkörper ist bauphysikalisch und brandschutztechnisch vom Brückenbauwerk getrennt, so dass sowohl die Längenausdehnungen des Verkehrsbauwerks, die zyklisch notwendige Brückenrevision als auch die gegenseitige Schutzfunktion der unterschiedlichen Nutzungen gewährleistet sind. Die verwendeten Materialien sind: Kalksandstein, Trespa-Fassadenplatten, Holzsparren, Aluminiumfassadenelemente, gegossener geglätteter Betonboden.
Verkehrsbauwerke wie Rampen, Brücken und Unterführungen haben meist unschöne, dunkle Ecken - in der Fachsprache gerne Angsträume genannt. Hier sammelt sich Müll, parken Autos, schlafen Obdachlose, verwirklichen sich Spayer oder lauern undurchsichtige Gestalten. Zu denen lässt sich vielleicht auch der ein oder andere Künstler zählen.
Acht von ihnen arbeiten seit neuestem unter der Fußgängerbrücke, die vom Westpark zur Theresienhöhe führt.
Hierlarchitekten haben die Otto-Steidle-Ateliers mit Hilfe eines privaten Investors realisiert. Die unter die Brücke geschobenen Ateliers bilden mit der benachbarten Schule den Abschluss zur Straße und öffnen sich mit großen Glasflächen nach Norden in Richtung Sportplatz. Als Materialen wurden Kalksandstein, Trespaplatten, Aluminium, Holz und geglätteter Beton verwendet. Die Türen unter der Brücke machen neugierig auf das Dahinter. Die Nutzung revitalisiert weniger die Brücke als vielmehr den gesamten Stadtteil.
Das Konzept Zwischen-, bzw. Nichträume von Verkehrsbauwerken zu nutzen wurde schon oft gedacht aber nie umgesetzt. Wir erfreuen uns an der vorbildlichen Lösung und hoffen auf viele Nachahmer.