Neubau und Umbau eines bestehenden Verwaltungsgebäudes für das Schulreferat der LH München in der Bayerstraße.
Im Rahmen der Bahn-Privatisierung wurden rund um den Münchener Hauptbahnhof immer mehr ehemalige Bahn-Flächen in Baugebiete umgewandelt. Für eines dieser Grundstücke - dem zwischen Gleis 1 und der Bayerstraße gelegenen Grundstück „Bayerstraße 26 - 32" - fand man jahrelang nicht die richtige bauliche Antwort, bis die Planer von Kupferschmidt Architekten ihren Entwurf abgegeben hatten.
Heute schließt ein klarer Riegel wie selbstverständlich das bestehende Verwaltungsgerichtsgebäude und das Ämterzentrum Bayerstraße zu den Bahngleisen hin ab. Dass dieser Riegel ein sieben Stockwerke hohes, über 200 Meter langes und mit rund 14.500 Quadratmetern Geschossfläche relativ großes Volumen beherbergt, sieht man dem elegant anmutenden Gebäude eigentlich nicht an. In diesem Punkt - insbesondere bei der Fassade - zeigt sich die Entwurfsstärke der Architekten.
Stuktur/Raster
Hinter den filigranen Fassadenelementen verbergen sich fast ausschließlich 2,25 Meter breite Einzel- Büros der Verwaltung des Schulreferats der Landeshauptstadt München. Der Tragwerksstruktur liegt ein Stützenraster mit rund acht Metern Spannweite zugrunde; es befinden sich somit jeweils vier Büroräume zwischen zwei Stützen. Damit sich dieses Raster nach außen nicht monoton abzeichnet, teilten die Architekten das siebengeschossige Volumen vertikal in vier Bereiche ein: in drei Hauptgeschosse und ein Attikageschoss. Durch diese optische Reduktion nimmt der Passant zwei Regelgeschosse als nur eines wahr. Um die nach außen durchdringenden, statischen Fassadenstützen nicht in den Vordergrund treten zu lassen, sind die breiteren Stützenverkleidungen dieser Stützen auch dort angebracht, wo keine statischen Stützen stehen. Horizontal betrachtet, lockert das spielerische Nebeneinander der schmalen und breiten Fassadenelemente somit das strenge Raster auf.
Farbkonzept/Komposition
Neben dem Spiel mit den Tragstrukturen und dem Fassadenraster trägt die Komposition der farbigen, pulverbeschichteten Fassadenpanele ebenfalls dazu bei, das große Volumen aufzulockern. Es gibt insgesamt drei horizontale Farbcodes. Die schweren, dunklen Farbtöne Anthrazit und Grün dominieren den unteren Abschnitt, die hellen, leichten Töne Weiß und Gelb dagegen den oberen. Auch von Ost nach West ist diese Dramaturgie von dunkel nach hell erkennbar. In der Mitte ist das Verhältnis zwischen dunkel und hell ausgewogen. Mit Hilfe dieser gestalterischen Mittel ist es gelungen, die Homogenität der funktionalen Gebäudestruktur so weit wie möglich zu überlagern, sodass von außen die Zugehörigkeit einzelner Büros nicht mehr zu erkennen ist.