Das Grundstück für das Haus für Kinder liegt im Stadtbezirk 17 Obergiesing im Münchner Osten in einem reinen Wohngebiet am Rande des Perlacher Forstes. Das Wohngebiet ist geprägt von Ein- und Mehrfamilienhäusern in meist 2-geschossiger Bauweise aus den 30er bis 60er Jahren.
Die Holtzendorffstraße verkörpert das typische Bild einer vorörtlichen Anwohnerstraße, die am westlichen Ende an die Tegernseer Landstraße stößt. Der frühere Biergarten des Forstwirts, einer ehemaligen Ausflugsgaststätte, ist für eine 3-gruppige Einrichtung mit insgesamt 62 Kindern von 0 – 6 Jahren eher üppig. Charakteristisch für das Grundstück ist der vorhandene hohe Baumbestand im Gartenbereich.
Bedingt durch den knappen Bauraum und das umfangreiche Raumprogramm wurde ein zur Straße giebelständiges Gebäude vorgeschlagen. Um dem Baukörper eine der Nutzung angemessene eigene Charakteristik zu verleihen und die traditionelle Bauform von giebelständigen Häusern zeitgemäß zu interpretieren, wird die Materialität des Daches über die beiden traufseitigen Gebäudefassaden geführt.
Dies erzeugt ein Bild, das die harte schützende Hülle des Gebäudes beschreibt, das die weichen, in Holz verschalten Giebelseiten birgt. Die archaische Form des Gebäudes interpretiert die kindliche Darstellung eines Hauses und führt zu einem hohen Identifikationsgrad.
Der innenliegende Treppenraum wird durch ein großes Dachoberlicht natürlich belichtet. Die Geländer gehen geschoßhoch in eine raumhohe Konstruktion aus Weißtannenlatten über, die die Künstlerin Claudia Barcheri mit Plexiglasschalen bekleidet und zu einem Thema mit hängenden Lianen transformiert.
Die Bauweise ist eine Mischform (Hybrid) aus Massivbau und Holzbau. Das gesamte Untergeschoss sowie die Decken und tragenden Wände im EG und OG wurden in Stahlbeton ausgeführt. Die gesamte Gebäudehülle, also Außenwände und Dach, wurden in vorgefertigter Holzrahmenbauweise errichtet. Die konstruktive Unterscheidung ist am und im Gebäude durch differenzierte Materialsprache und Oberflächen ablesbar und begreifbar. Die äußere und innere Erscheinung des Gebäudes ist geprägt von der Materialität des Holzes. Die Fassade nach Süden und Norden besteht aus einer offenen profilierten, naturlasierten Fichtenholzschalung. Die übrigen Fassaden und das Dach sind mit Alu-Rautenblechen aus Recyclingmaterial belegt.