Das Museum überrascht durch seine weitgehende Unsichtbarkeit im Stadtbild des Kunstareals in der Maxvorstadt.
Unter der großen Wiese zwischen Hochschulgebäude und alter Pinakothek liegt das Museum für Ägyptische Kunst wie eine Ausgrabungsstätte unter der Erde. Das Gebäude ist eine Monumentalarchitektur, die die Besucher über einen eigenen Vorplatz, welcher als flach geneigte Stufenrampe ausgebildet ist, mit einem mächtigen Eingangsportal und lichtdurchfluteten Hallen empfängt. Je weiter man jedoch vordringt, desto kleiner und enger werden die Räume – ganz wie in einem ägyptischen Tempel. Vorherrschende Materialien sind Sichtbeton, Stahl, Stein und Glas, was den ästhetischen Anspruch des Museums, das Kunst- und Kulturhistorie unter einem Dach vereint, unterstreicht. Der auffällig gut gearbeitete Sichtbeton wird zum Objekt hin immer feiner. Wo sich an der Decke teils noch deutliche Strukturen zeigen, sehen die Sockel der Figuren schon fast aus wie feiner Sandstein.
"...die Wiederherstellung der alten Baulinie [war] für mich nicht sehr wichtig, vielmehr wollte ich einen sehr einfachen und harmonischen Stadtraum schaffen, indem ich dem Klenzebau [der alten Pinakothek] ein in den Dimensionen sehr ähnlichen modernen Baukörper entgegengesetzt habe. Im Spannungsfeld dieser beiden Bauten sollte die große Wiese ihre besondere Qualität als Stadtraum bekommen.
So entstand die Idee den Hochschulriegel von der Gabelsbergerstraße zurück zu setzten und das Museum für Ägyptische Kunst davor, unter die Platzfläche einzugraben. Seine Präsenz im städtischen Gefüge bekommt es durch eine mächtige Portalwand, die wie eine freistehende Skulptur den Eingang markiert."
Peter Böhm, Architekt
Während der kunsthistorische Teil des Museums in drei großen Räumen ägyptische Kunst aus fünf Jahrtausenden vorstellt, behandelt der kulturhistorische Teil in zehn kleineren Räumen Themen wie die Person des Pharaos, Religion, Schrifttum und kulturelle Beziehungen. Das Vermittlungskonzept ist dabei bewusst mehrschichtig und erlaubt sowohl den linearen Rundgang als auch themenbasierte Rundgänge, sowohl frei als auch geführt durch Wissenschaftler oder Multimediaguides.
Jeder Saal hat seine spezifische themenbezogene Atmosphäre. Der Rundgang vermittelt eine Abfolge wechselnder Raumeindrücke. Eine optisch deutlich markierte Führungslinie am Fußboden bietet eine klare Orientierung im Labyrinth der miteinander kommunizierenden Säle. Zur Gewährleistung eines geschlossenen Erscheinungsbildes des ganzen Museums wurden alle Objekte restauriert und neu gesockelt. Die großzügigen Vitrinen sind aus entspiegeltem Glas errichtet und fast Rahmenlos. Um den Exponaten das richitige Klima zu verschaffen, sind sie feuchteregulierbar und über Akku mit einer Belüftung versorgt. Die frei stehenden Figuren sind jeweils mit bis zu drei Strahlrn beleuchtet, um eine perfekte Wahrnehmung der Reliefstruktur zu gewährleisten. Insgesamt ist dem Thema Beleuchtung ein hoher Stellenwert zugeordnet worden; allein das Ausleuchten der Objekte hat acht Wochen in Anspruch genommen. Es hat sich gelohnt, denn die Beleuchtung macht die gesamte Ausstellung sehr stimmungs- und teils geheimnisvoll.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Alle Fotos: © Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Fotografin: Marianne Franke