30.03.2011
Was haben Kunst, Küche und Fußball miteinander zu tun? Im Fall von Boffi, Marcel Reif und Dirk Sommer war die Schnittmenge überraschend groß. Ein Rückblick von Jochen Paul
Der 1954 in Darmstadt geborene und am Niederrhein aufgewachsene Zeichner und Maler Dirk Sommer arbeitete zwischen 2003 und 2005 unter dem Titel „Die große Emotion“ an einem fast 200 Werke umfassenden Zyklus von Fußball-Bildern, die anlässlich der WM 2006 im Martin Gropius Bau zu sehen waren; der in Zürich lebende Sportreporter und -journalist Marcel Reif wurde für seine Berichterstattung von der WM vier Jahre davor mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet, ist mit Dirk Sommer befreundet und sammelt dessen Bilder seit Langem.
Abgesehen davon „ist die intellektuelle Neigung, im Fußball ein Abbild des Weltenlaufs erkennen zu wollen, ebenso wie die kulturelle Überhöhung der Kunst der Küche eines der schönsten Phänomene der letzten Jahre“ (Michael Grill). Insofern war es nahe liegend, zur Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation von „Guten Morgen guten Abend und alles was dazwischen liegt“ (so der etwas sperrige Titel der im Münchner ZEITkunstverlag neu erschienenen Monografie von Dirk Sommer) über Kunst und Fußball zu sprechen – und das in den von Piero Lissoni gestalteten heiligen Hallen des Flagship Store von Boffi München, in die über 150 Kunst- und Fußballinteressierte gekommen waren.
Dabei schoben der Wortkünstler Reif – legendär ist seine Moderation zusammen mit Günther Jauch beim Champions League Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund 1998 in Madrid, wo er, nachdem eines der beiden Tore eingestürzt war und ersetzt werden musste, geschlagene 76 Minuten bis zum Neuanpfiff des Spiels überbrücken musste – und der Bildkünstler Sommer sich gegenseitig und dem Moderator Hans Joachim Müller (Herausgeber des Kritischen Lexikons der Gegenwartskunst und Kunstchef der „Welt“ und „Welt am Sonntag“) eine Weile die Bälle zu. Im Anschluss hatten die Gäste Gelegenheit, sich die Ausstellung anzusehen: Neben den großformatigen „Fußball“-Bildern – sie zeigen einzelne Spieler in den emotional aufgewühlten Momenten von Sieg oder Niederlage – sind auch abstraktere Arbeiten aus Sommers „Der Niederrhein“- und „Mexiko“-Zyklen zu sehen.
Danach war die – wenn auch kalte – Küche an der Reihe: Parmesan, Bresaola, Parmaschinken, Mailänder Salami, Oliven, Prosecco und Wein vom Besten.
Die Ausstellung „Guten Morgen guten Abend und alles was dazwischenliegt“ ist bis zum 7. Mai in der Nymphenburger Straße 5, 80335 München, zu den Geschäftszeiten zu sehen; das gleichnamige Buch erscheint in der Edition Minerva (München 2011, ISBN 978-3-938832-75-2).
Jochen Paul
Fotos: © Hannes Magerstaedt Photography, München