Zeitgenössische Architektur in Bayern

Das Haus der Gegenwart wird abgerissen

Das Haus der Gegenwart, ein gemeinsames Projekt des Magazins der Süddeutschen Zeitung, der Landeshauptstadt München, der Fördergesellschaft Landespflege Bayern und der Bayerischen Hausbau wird im Sommer 2011 nach einer ereignisreichen zehnjährigen Geschichte planmäßig geschlossen. Das Haus der Gegenwart wurde vom Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner Architekten, basierend auf einem Konzept des Wohnens der Zukunft, entworfen und von der Bayerischen Hausbau auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2005 in München-Riem errichtet. Seit 2005 wird es als Veranstaltungsort für Ausstellungen, Workshops und Podiumsdiskussionen rund um die Themen Architektur, Design und Wohnen genutzt. „Wir freuen uns über den großen Erfolg und die Akzeptanz des Hauses in der Öffentlichkeit. Beides verdanken wir der hervorragenden Zusammenarbeit unter den Projektpartnern. Unser besonderer Dank gilt dabei der Landeshauptstadt München, die das Haus der Gegenwart umfassend unterstützt hat", so Bernhard Taubenberger und Rudolf Spindler, Geschäftsführer der gemeinnützigen Haus der Gegenwart GmbH.

Von der innovativen Idee zum lebendigen Ort des Austausches
Die Geschichte des Hauses der Gegenwart begann 2001 mit einer Idee des Süddeutsche Zeitung-Magazins (SZ-Magazin): Im Rahmen eines internationalen Architekturwettbewerbs wurde das ideale Wohnhaus der Zukunft gesucht, das überzeugende Antworten auf schwierige Fragen des Wohnens und Bauens gibt. Mit dem Haus der Gegenwart sollte ein Wohnhaus am Stadtrand einer mitteleuropäischen Großstadt für vier Personen, mit einer Nutzfläche von etwa 200 Quadratmetern, einer Grundstücksgröße von 500 Quadratmetern und zu Baukosten von rund 250.000 Euro geschaffen werden. Unter 34 Wettbewerbsteilnehmern wurden drei Architekten als Sieger prämiert: André Poitiers aus Hamburg, Allmann Sattler Wappner Architekten aus München sowie Ortner & Ortner aus Wien.

Für die bauliche Umsetzung des ausgewählten Siegermodells von Allmann Sattler Wappner Architekten taten sich als Partner das SZ-Magazin, die Fördergesellschaft Landespflege Bayern und die Bayerische Hausbau zusammen. Im Jahr 2005 wurde das Haus der Gegenwart in der Georg-Kerschensteiner-Straße 55 in München-Riem fertig gestellt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das architektonische Konzept rückt das Zusammenleben in enger Symbiose mit der Natur in den Vordergrund. Architektonisch mit minimalen Mitteln umgesetzt, sind die Übergänge zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit sowie Haus und Garten fließend. Die gewohnte Struktur des Einfamilienhauses wird hier auf den Kopf gestellt. In dem Objekt, in dem die Materialien Glas, Beton und Holz dominieren, liegen die privaten Bereiche im Erdgeschoss. Sie verfügen über separate Eingänge, Bäder und Gärten. Der aufgeständerte zentrale Wohnraum wird von den Einzelräumen strukturell und bildlich getragen und verbindet sie räumlich.

Im Rahmen der Bundesgartenschau 2005 wurde das Haus der Gegenwart eröffnet und seitdem für zahlreiche Veranstaltungen genutzt. Bis heute fanden insgesamt über 150 öffentliche Veranstaltungen statt, mehr als 150.000 Personen haben bis dato das Haus besucht. Den Anfang machte Bill Gates, der am 31. Januar 2005 die E-Home-Technik in Betrieb nahm. Als weitere bedeutende Veranstaltung in der Vergangenheit ist die Ausstellung „Weltmeister - Design Deutschland im Haus der Gegenwart" zu erwähnen: Von Juni bis September 2006 zeigte das Haus der Gegenwart ein breites Spektrum von rund 150 international bekannten Designgegenständen. Umrahmt wurde die Ausstellung von Vorträgen, Themenabenden und Diskussionen. Eines der aktuellen Projekte im Haus der Gegenwart ist das „Futurelab für Architektur", ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der UCLA (University of California, Los Angeles). Für zwei Semester zwischen Oktober 2009 und Dezember 2010 waren acht Architekturstudenten der University of California zu Gast im Haus der Gegenwart und haben zusammen mit Professor Peter Ebner, international bekannter Architekt und ehemals Professor für Wohnungsbau und Wohnungswirtschaft an der TU München, Modelle für das Wohnen der Zukunft entwickelt.

Als von Beginn an temporär angelegtes Projekt haben die drei Gesellschafter in Absprache mit der Landeshauptstadt München gemeinsam beschlossen, das Haus der Gegenwart im Sommer 2011 planmäßig zu schließen. Der Abbruch wird Mitte Juni 2011 beginnen. Zuvor wird am 8. Juni 2011 eine Farewell-Party stattfinden. „Wir danken allen Beteiligten, die in den vergangenen zehn Jahren das Haus gefördert und es durch die zahlreichen Veranstaltungen mit Leben gefüllt haben", so Bernhard Taubenberger und Rudolf Spindler.