Seit etwas über einem Jahr ist das Unternehmen in München präsent: Am 25. März 2010 feierte MOLTO LUCE mit über 400 Kunden die Eröffnung ihres Showrooms in der Arnulfstraße. Niederlassungsleiter Raimund Rußwurm zieht im Gespräch mit Jochen Paul Bilanz.
Jochen Paul Ihr Shop-Konzept ist außergewöhnlich. Wie kam es dazu?
Raimund Rußwurm Unser Grundgedanke dabei war, den Architekten als Handelspartnern unser Produktportfolio in einer „real life“-Situation im Gebrauch zu zeigen, und zwar sowohl im Bürokontext wie auch in einem designorientieren Wohnumfeld. Das ist für den Münchner Markt eher untypisch, war für uns aber dank unserer Showroom-Kooperation mit dem Möbelhersteller HALI umsetzbar: eine Kooperation, die für beide Seiten Synergien schafft. Darüber hinaus wollten wir mit dem Showroom unterstreichen, dass wir nicht nur Hersteller sind, sondern in München mit aktuell 7 Mitarbeitern auch Dienstleister, der seinen Kunden Unterstützung bei Planungs- und Ausführungsleistungen sowie im kreativen Bereich anbietet: Wir liefern nicht nur die Lichtplanung sondern bei Bedarf auch den Deckenspiegel für den Installateur, sondern kooperieren auf Wunsch auch mit dem Technischen Gebäudeplaner bis hin zur Abnahme.
JP In Österreich agiert MOLTO LUCE als Direktvertrieb, in Deutschland arbeiten Sie mit Architekten und Dienstleistern als Handelspartner zusammen. Worin sehen Sie die Vor- und Nachteile der beiden Modelle?
RR Vorteile des Direktvertriebs sind sicher der direkte Kontakt zum Endkunden und die Möglichkeit, schneller auf Änderungen reagieren zu können. Allerdings bräuchten wir für eine adäquate Marktdurchdringung in Deutschland Hunderte von Außendienstmitarbeitern und müssten uns Netzwerke mühsam aufbauen, die in unserer Branche fest in der Hand des Fachhandels sind. Deshalb arbeiten wir in Deutschland eng mit Architekten, Interior Designern und Planern zusammen, die wir als Dienstleister gerne beim Thema Lichtplanung unterstützen.
JP ... und an die sich auch Ihr Showroom richtet?
RR In erster Linie ja: Zwar besucht uns inzwischen auch der ein oder andere private Bauherr – den wir in Zusammenarbeit mit unseren Handelspartnern planerisch selbstverständlich ebenfalls gerne unterstützen –, aber 90 Prozent unserer Kunden sind Architekten, Interior Designer und Planer. Deshalb, und weil wir wollten, dass unser Showroom zu unsere Messeauftritt auf der light + building, der Euroluce und der EuroShop passt, haben wir für die Gestaltung einen eingeladenen Wettbewerb veranstaltet, den Salzburger Architekturbüro AREA gewonnen haben. Sie verantworten auch unseren Messeauftritt, der eine nüchterne, in schwarz und weiß gehaltene Gestaltung mit organisch-frechen Formen kombiniert. Besonders schlüssig an ihrem Konzept fanden wir die Kombination von geschwungenen Flächen und runden Formen innerhalb der orthogonalen Grundstruktur des Showrooms, weil es darüber hinaus perfekt auf die Formensprache unserer Leuchten abgestimmt ist.
JP In welchem Tempo ändern sich in Ihrer Branche Trends, wie müssen Architektur und Präsentation darauf reagieren?
RR Die Gestaltung des Showrooms muss nicht auf jeden Trend reagieren, das Sortiment dagegen schon: Während in den letzten vier bis fünf Jahren kubische Leuchten dominierten, sind es momentan eher organische Formen, und aktuell ist das Thema Retro-Design – Lampenschirme aus plissiertem und bedrucktem Stoff, große Schirmleuchten – stark im Kommen, und wird die Formensprache der nächsten drei bis vier Jahre prägen. Viel schneller sollte der Wechsel aber auch nicht erfolgen, weil die Entwicklungsdauer einer Leuchte bis zu einem Jahr dauern kann.
JP Was ist Ihrer Meinung nach der USP von MOLTO LUCE?
RR Wir decken vom Produktsegment her sowohl den Office- als auch den Wohn-Bereich ab, spannen den Bogen dabei von der einfachen Standardleuchte bis zur maßgeschneiderten Sonderlösung, und vereinen Entwurf, Entwicklung und Fertigung unter einem Dach. Mit unserer eigenen Produktion und den Exklusivverträgen unserer Handelspartner, die wir bis heute fortführen, können wir auf ein Sortiment zurückgreifen, mit dem wir außer dem Klinikbereich alles abdecken: das Einfamilienhaus ebenso wie die Hotellerie, Ladengeschäfte, Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Außen- und Parkhausbeleuchtung. Insofern können wir den Architekten und Innenarchitekten als unseren Partnern nicht nur die Deckeneinbauleuchte anbieten, sondern mit ihm zusammen auch Sonderleuchten entwickeln und die gesamte Beleuchtung auf die jeweilige Gebäudestruktur hin anpassen und optimieren.
JP Machen Sie auch Gebäudeillumination?
RR Ja, in München haben wir aktuell zwei Projekte: Der Central Tower an der Donnersbergerbrücke bekommt eine Installation aus 1.000 über die gesamte Fassade verteilten, einzeln digital ansteuerbaren high power-LEDs, und für das Kaut & Bullinger-Gebäude in der Rosenstraße wurde eine LED/RGB-Hinterleuchtung der acht 10 Quadratmeter großen Schaufensterflächen vor einigen Tagen in Betrieb genommen.