Und auch im weltweiten Vergleich sieht Deutschlands drittgrößte Stadt gut aus. Vergleichsstudien zählen München regelmäßig zu den fünfzehn wichtigsten globalen Einzelhandelsstandorten, mit einer Mietpreisentwicklung von über 40 Prozent in den letzten zehn Jahren. Guido Kleinschmidt: „Wichtige Standortfaktoren sind etwa die monozentrische Ausrichtung und das heterogene Angebotsspektrum des innerstädtischen Einzelhandels. Anders als in Berlin oder Hamburg konzentriert sich in München das Geschäft noch weitgehend auf den Stadtkern rund um den Marienplatz mit dem Neuen Rathaus. Hier treffen mit der Kaufingerstraße, der Theatinerstraße und der Maximilianstraße gleich drei der wichtigsten Einkaufslagen Münchens zusammen." Traditionell starke und oftmals noch in Familienhand befindliche Einzelhändler bestehen mit ihren hochwertigen Angeboten direkt neben den Kollektionen internationaler Filialisten. Die Mischung ist bunt, aber dennoch stimmig. Die internationalen Luxuslabels finden sich hingegen vorrangig auf Münchens Prachtboulevard Maximilianstraße zwischen Max-Josef-Platz und Thomas-Wimmer-Ring. Szene-Konzepte gibt es in der Innenstadt indes seltener als in anderen deutschen Großstädten. Zwar hatte sich die Schwabinger Stadtteillage in den letzten Jahren zunächst als Sprungbrett für junge Wilde etabliert, doch mittlerweile steigt auch hier der Filialisierungsgrad.
Aktuelles
Abercrombie & Fitch (A&F) eröffnet auch in München einen Flagship-Store. Vor wenigen Wochen teilte die Stuttgarter LBBW Immobilien Capital mit, das US-Unternehmen habe einen Mietvertrag für eine mehr als 3.300 Quadratmeter umfassende Fläche in dem Neu- und Umbauprojekt Quartier Hofstatt entlang der Sendlingerstraße unterzeichnet. Wie auch für Düsseldorf angekündigt, will A&F neben dem Flagship-Store gleichzeitig einen Shop seines KOB-Konzepts abercrombie eröffnen. Hierzu hat das derzeit in Deutschland hochexpansive Label insgesamt vier Stockwerke in dem denkmalgeschützten, ehemaligen Redaktionsgebäude der Süddeutschen Zeitung angemietet. Als Verkaufsraum sollen jedoch nur das Erd- und das erste Stockwerk genutzt werden.
Von den insgesamt 44.000 Quadratmetern, die bis 2013 auf dem Areal der ehemaligen Karstadt-Filiale am Dom (Neuhauser Straße 19-21) von der Bayerischen Hausbau (Schörghuber Unternehmensgruppe) errichtet werden, sicherten sich Forever 21 und SportScheck rund 7.000 beziehungsweise 11.000 Quadratmeter große Ladenlokale. Vor allem der schon längere Zeit angekündigte Markteintritt von Forever 21 wird in Deutschland mit Spannung erwartet. Das aus den USA stammende Unternehmen betreibt weltweit knapp 500 Läden, in Europa ist man jedoch bislang lediglich in Dublin, Birmingham, Wien und Barcelona vertreten. Allerdings sollen in diesem Jahr noch Geschäfte in London, Brüssel und Antwerpen eröffnen. Das Angebot des Textilhändlers richtet sich vorrangig an junge Frauen, das Preisniveau ist niedrig. Was aus dem derzeitigen SportScheck-Gebäude wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.
Gleiches gilt für das Kaufhaus Hettlage an der Neuhauser Straße 10. Das Textilunternehmen kündigte kürzlich an, den Standort zum 31. März 2012 zu schließen. Einen neuen Mieter bekommt indes das 700-Quadratmeter-Ladenlokal Theatinerstraße 7. Mit Mango zieht hier ein alter Bekannter in Deutschlands Innenstädten ein. Die Spanier folgen auf das alteingesessene Damenmodegeschäft Maendler, das nach 76 Jahren am gleichen Standort umziehen wird. Weitere Mieterwechsel werden zudem in den Geschäften Theatinerstraße 13 sowie Theatinerstraße 42 stattfinden: Während der Taschenspezialist Bree auf den Modeanbieter Glenfield folgt, ersetzt das Schmuckunternehmen Pandora den Strumpfhändler Fogal.
Einen bemerkenswerten Popularitätsschwung erlebt weiterhin die Sendlinger Straße. Im Zuge der Bauarbeiten zur Hofstatt siedeln sich auch hier zunehmend attraktive Filialunternehmen an. Neben dem erfolgreichen französischen Wohnaccessoires-Anbieter Pylones, der in der Sendlinger Straße 46 auf den Surprise-Geschenkeshop folgte, eröffnet der Kosmetiker Rituals ein Ladenlokal in der Sendlinger Straße 27. Hier befand sich bislang der Frisör Haarprofi.
Auf der Brienner Straße hat unterdessen Cinque einen Store eröffnet. Das italienisch klingende Mode-Label aus Mönchengladbach folgte in dem Eckhaus am Odeonsplatz auf die Salamarie Galerie Soin. Schon etwas länger befindet sich Europas Marktführer für Golf Wear, Golfino, nur wenige Meter vom alten Standort Residenzstraße 6 (jetzt Modelabel Akris) entfernt, an der Residenzstraße 19-20. Bis dato war hier Nespresso ansässig. Direkt nebenan (Residenzstraße 18) hat das ehemalige deutsche Fotomodell Marion Heinrich ihre neue, gleichnamige Stammboutique für exklusive Damenmode sowie einen Store des französischen Designers Chloé eröffnet. Dafür wichen das Pelzhaus Rieger und der italienische Herrenschneider Pal Zileri.
Vergrößern wollte sich auch der Luxustaschenanbieter Bottega Veneta und eröffnete daher schon im März ein neues Ladenlokal über zwei Stockwerke und mit einer Fläche von 260 Quadratmetern in den Maximilianhöfen an der Maximilanstrasse 11 (bislang Gianfranco Ferre). In die ehemaligen Geschäftsräume von Bottega Veneta (Maximilianstraße 24) zog daraufhin Yves Saint Laurent.
Fährt man auf der Leopoldstraße raus nach Schwabing, stellt man fest, dass der lebendige Stadtteil für den namhaften Einzelhandel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das mittlerweile zur VF-Gruppe gehörende Skateschuh-Label Vans und die S.Oliver Selection haben in den letzten Wochen und Monaten in Schwabing eröffnet. Während sich der erste deutsche Vans-Shop in dem bis dato vom Jeanshändler Retro genutzten Ladenlokal an der Hohenzollerstraße 9 befindet, mietete die etwas noblere S.Oliver-Variante den ehemaligen Laden des Schuhhändlers MBT (Hohezollernstraße 13). Ab Anfang 2012 findet man in Schwabing zudem den hochwertigen Wäscheanbieter Palmers, der in die Hohenzollernstraße 23 zieht. Zuvor wird Gerry Weber in dem Umbau an der Hohenzollernstraße 26-28 eröffnen. Hier befand sich bis zum Beginn der Bauarbeiten Thomas Schuhe. Neu angemietet hat auch der Modeanbieter Oska. Das Unternehmen zog in die Hohenzollernstraße 20.
Der spektakulärste Immobilienverkauf fand hingegen in der Innenstadt, auf der Neuhauser Straße statt. Hier erwarb ein Joint Venture des Düsseldorfer Projektentwicklers Centrum und der Innsbrucker Signa Holding den Karstadt Oberpollinger und das benachbarte Karstadt Sporthaus zu einem Kaufpreis von 250 Millionen Euro. Verkäufer ist das Highstreet-Konsortium. Des Weiteren wurden die Geschäftshäuser Tal 10 und Dienerstraße 17 veräußert.
Laufende Projekte
Ob Hoftstatt, Palais an der Oper, Stachus-Passagen oder der Neubau auf dem Areal des alten Karstadt am Dom, es gab und gibt einige Baustellen in Münchens Innenstadt. Und während sich die Ladenlokale in den Gängen unter dem Karlsplatz langsam füllen, wird andernorts noch kräftig gewerkelt. Eines der prominentesten Beispiele ist das ehemalige Gelände der Süddeutschen Zeitung. Auf 12.000 Quadratmetern entsteht zwischen Sendlinger Straße, Hotterstraße, Färbergraben und Hackenstraße ein Komplex mit insgesamt 42.000 Quadratmetern Fläche für Wohn-, Büro- und Einzelhandelsnutzung.
Oder die alte Residenzpost am Max-Joseph-Platz: Auf dem insgesamt 4.300 Quadratmeter umfassenden Gelände werden rund 23.000 Quadratmeter Fläche für Büros, Wohnungen sowie Gastronomie und Einzelhandel geschaffen. Louis Vuitton hatte sogar schon vor der Grundsteinlegung angemietet und will neben der Ladeneröffnung nebenbei noch den gesamten Deutschlandsitz der Gruppe hierher verlegen. Darüber hinaus planen die Designer die Eröffnung einer Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst im denkmalgeschützten Trakt des Palais - ganz wie im Pariser Stammhaus an den Champs-Elysées.
Prognose
Da die Nachfrage nach Mietflächen das Angebot insgesamt bei weitem übersteigt, klettern die Mietpreise an der Isar kontinuierlich in die Höhe. Selbst bei komplizierten Flächenzuschnitten werden Höchstmieten gezahlt. Zudem können für erstklassige Ladenlokale mitunter auch hohe Key Money-Summen fällig werden. „Darüber hinaus ergänzen immer mehr Einzelhändler ihren Auftritt in München um ein Ladenlokal in der dadurch immer besser funktionierenden Stadtteillage Schwabing", ergänzt LÜHRMANN-Chef Kleinschmidt. Dieser extrem hohe Flächenbedarf sorgt zwangsläufig für eine rege innerstädtische Projekttätigkeit. Derzeit werden mehrere Gebäudekomplexe zum Teil abgerissen, entkernt oder saniert, um dringend benötigte Einzelhandelsflächen zur Verfügung zu stellen. Das wird einzelne Teilbereiche der Innenstadt weiter aufwerten. Schon jetzt profitieren die Residenzstraße und die Dienerstraße vom Palais an der Oper. Und die Hofstatt nimmt einen zunehmend positiven Einfluss auf die Sendlinger Straße.
Einzelhandelsspezialist Kleinschmidt weiter: „Für Investoren wird der Immobilienerwerb in einer der 1A-Lagen Münchens damit allerdings nicht unbedingt leichter. Noch immer sind viele Häuser traditionell in den Händen privater Investoren, die kein Interesse haben am schnellen Euro, sondern ihr Vermögen langfristig sichern wollen und ihre Objekte daher im Bestand halten. Das lässt die Kaufpreisfaktoren immer weiter steigen."
München war eben schon immer etwas teurer und wird es auch in Zukunft bleiben.