Ausstellungsdauer 3. Dezember 2011 bis zum 7. Januar 2012
Öffnungszeiten dienstags bis samstags von 12.00 bis 19.00 Uhr
Künstler des Projektes „Transformationen", Teil 2
Daniel Amadeus, Nick Bötticher, Elisabeth Brockmann, Duo Empfangshalle, Anita Edenhofer, Manfred Egender, Andreas Feist, Roger Fritz, Marina Herrmann, Ottmar Hörl, Michael Hofstetter, Yusop Kim, Franziska Kneidl, Hanne Kroll, Alfred Kurz, Vollrad Kutscher, Peter Reill, Rivka Rinn, Ivan Schmidt, Maximilian Seitz, Volker Sieben, Barbara Spaett, Alireza Varzandeh
Künstlerisch bearbeitete Fassadenscheiben des früheren Heizkraftwerkes in der Münchner Müllerstraße werden ab 2. Dezember in der Galerie Kampl ausgestellt/Teil des Verkaufserlöses geht an gemeinnützige Einrichtungen im Gärtnerplatzviertel
Der Andrang im Oktober war groß, die angemieteten Räumlichkeiten nur begrenzt verfügbar. Vier Tage wurden die von 30 Künstlern aus Berlin, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Nürnberg, Voralberg und München gestalteten Fassadenscheiben vom Maschinenturm des ehemaligen Münchner Heizkraftwerkes in der Müllerstraße 7 ausgestellt. Die Nachfrage, die Werke zu sehen, aber reißt nicht ab. Gemeinsam mit den Projektpartnern des Immobilienquartiers The Seven hat Galerist Mathias Kampl deshalb eine zweite Auflage der Ausstellung organisiert - und dafür eigens eine bereits geplante Schau in seiner Galerie verschoben. Kampl: „Die Vielseitigkeit der Werke hat sich schnell herumgesprochen. Gerade Skeptiker waren davon begeistert, was aus Bauschutt entstehen kann." Gelegenheit, die gestalteten Drahtglasscheiben anzuschauen, die bisher noch nicht verkauft sind, bietet die Ausstellung „Transformationen - 30 Künstler gestalten stadtbekannte Scheiben" vom 3. Dezember 2011 bis 7. Januar 2012, immer dienstags bis samstags, von 12.00 bis 19.00 Uhr in der Buttermelcherstraße 15 in München. Die Vernissage findet am 2. Dezember 2011 ab 18 Uhr statt.
In einer von Neonröhren beleuchteten Glasplatte hat das Münchner Duo Empfangshalle mittels Wasserschnitt die Alpen-Silhouette so abgebildet, wie sie sich jahrzehntelang in der Fassade des einstigen Maschinenturms spiegelte. Daniel Amadeus wiederum hat seine Drahtglasscheibe mit zwei vor und hinter der Platte befestigten Neonbögen in ein minimalistisches Objekt transformiert. Der in Frankfurt/Main lebende Ottmar Hörl hat in seinem Werk eine ungewöhnliche Art des „Sightseeing" abgebildet - und zugleich den Bogen zum markanten Maschinenturm des einstigen Heizkraftwerkes gespannt: Von Hochhäusern abgeworfene Fotoapparate fotografierten durch Automatik ausgelöst und damit ganz ohne Betätigung durch den Menschen eine Reihe ungewöhnlicher Perspektiven. Sechs dieser Architektur-Fotografien sind jetzt auf eine 149 mal 60 Zentimeter große Drahtglasscheibe aufgezogen. Der ebenfalls in Frankfurt/Main lebende Vollrad Kutscher wiederum hat mittels Sandstrahltechnik, die an japanische Tuschemalereien erinnert, zwei Vögel in einer lieblichen Fütterszene vor der Kulisse von Fujiyama und Fukoshima in seine 150 mal 106 Zentimeter große Scheibe gearbeitet - und so eine aktuelle Homage an Hokusai geschaffen.
Mitte der 1950er Jahre setzte die Maschinenturmfassade des Heizkraftwerkes in der Münchner Müllerstraße architektonische Maßstäbe - und begründete einen Wandel im deutschen Industriebau. Gefertigt aus Aluminium und flaschengrün gefärbtem Glas, das als Reminiszenz an die Isar verstanden wurde, wurde die Fassade nach dem „Curtainwall"-Prinzip vor das Gebäude gehängt. Diese Technik war damals im amerikanischen Hochhausbau zwar schon sehr präsent, für einen Industriebau aber innovativ.
56 Jahre später ist die Fassade aus gefärbtem Drahtglas und Aluminium abgenommen. Erneut steht eine Veränderung an. Auf dem Gelände, auf dem schon Einstein die Schule besuchte, entsteht das viel beachtete Wohn- und Büroquartier The Seven. 30 Glasscheiben der Maschinenturmfassade wurden jedoch aufbewahrt und 30 Künstlern aus Köln, Nürnberg, Berlin, Frankfurt Düsseldorf, Voralberg und München übergeben. Sie näherten sich den vor ihrer Bearbeitung rund 25 Kilo schweren und zirka 150 mal 106 Zentimeter großen Scheiben entsprechend ihrer künstlerischen Auffassung ganz verschieden. Ihre Gedanken über Veränderungen spiegeln die Scheiben nun wider.
„Das Besondere an den Werken ist ihr einmaliges Material. Gerade die Münchner, für die die Scheiben über Jahrzehnte zum Stadtbild gehörten, sind beeindruckt von dem, was hier entstanden ist. Zudem wurden die Scheiben von etablierten wie auch von vielversprechenden Nachwuchskünstlern gestaltet. Deshalb interessieren sich nicht nur künftige Bewohner von The Seven für die Arbeiten. Auch Sammler und Anwohner aus dem Viertel finden es spannend, dass mit dieser Kunst ein Stück Stadtgeschichte bewahrt wird", erklärt Jörg Scheufele vom The Seven-Projektpartner alpha invest Projekt GmbH.
Roderick Rauert vom Projektpartner LBBW Immobilien Capital GmbH: „Bereits zur Vernissage der ersten Ausstellung im Oktober wurden sieben der 30 unikaten Werke verkauft. Ein Erfolg, der für sich spricht. An die Geschichte des Heizkraftwerkes zu erinnern und den Wandel, den jede Zeit mit sich bringt, zu interpretieren, war uns bei diesem Projekt wichtig. Zugleich aber möchten wir das Gärtnerplatzviertel in das Projekt einbinden. Deshalb werden wir einen Teil des Reinerlöses an den Bezirksausschuss übergeben, der das Geld an gemeinnützige Einrichtungen im Viertel verteilt."