Am Donnerstagabend, 12. Januar, eröffneten Oberbürgermeister Christian Ude und Stadtbaurätin Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk die diesjährige Ausgabe von „Zukunft findet Stadt“ in der Rathausgalerie, und „tout Munich“ war in die ehemalige Kassenhalle gekommen.
In seiner Eröffnungsrede hob Christian Ude den städtischen Bestand von 62.000 Wohnungen hervor – eine Errungenschaft weitsichtiger Stadtpolitiker aus den 1920er Jahren: Der sei zwar weit entfernt, sich mit den sechsstelligen Zahlen des Wiener Gemeindebaus messen zu können, aber im Gegensatz zu vielen Städten nicht nur in den neuen Bundesländern habe München immer der Versuchung widerstanden, städtische Wohnungen zur Haushaltskonsolidierung heranzuziehen und zu privatisieren. Wie sich zuletzt am Beispiel von Dresden gezeigt habe, gehe damit ein wichtiges politisches und soziales Steuerungsinstrument verloren.
Dabei hat auch in München der Wohnungsmangel Tradition: In den letzten 100 Jahren blieb das Angebot an Wohnraum, abgesehen von kurzen konjunkturell bedingten Ruhephasen wie nach 1972 und zuletzt 2002 kontinuierlich hinter der Nachfrage zurück. Immerhin hat die Landeshauptstadt seit 1989, dem Start von „Wohnen in München“,115.000 Wohnungen fertig gestellt, und für die mittlerweile fünfte Auflage des Programms steht bis 2016 die stolze Summe von EUR 800.000.000,00 zur Verfügung – in Worten achthundert Millionen.
Darin liegt allerdings auch eine der zentralen Herausforderungen für die kommenden fünf Jahre: Dafür zu sorgen, dass die vom Stadtrat bewilligten Mittel auch abfließen, dass also die dem kommunalen Fördermittelbudget zugrunde liegende Zielzahl von Wohnungen: 3.500 Wohneinheiten pro Jahr, davon 1.800 gefördert, auch gebaut wird – was in der Vergangenheit meist nicht der Fall war.
Das hat laut Christian Ude damit zu tun, dass vor allem der frei finanzierte Wohnungsbau hinter den angestrebten Zielen zurückblieb. Dabei wurden 2011 insgesamt 8.419 Baugenehmigungen erteilt, davon 7.546 für Neu- und 873 für Umbauten, so dass die Zielzahlen des Stadtrats in den nächsten Jahren sogar übertroffen werden könnten, wenn die genehmigten Wohnungen auch gebaut würden. Auf jeden Fall liege es nicht am fehlenden Baurecht oder den fehlenden Baugenehmigungen.
Das beherrschende Thema 2011, so der Oberbürgermeister, seien aber nicht die über 2.000 rückgängig gemachten Fälle der Zweckentfremdung von Wohnraum gewesen, sondern die Gentrifizierung – mit zum Teil absurden Zügen: Die Klage darüber, „dass eine Barackenkneipe 34 vermutlich teuren Wohnungen weichen musste“, sei, so Ude, absurd, wenn im Zusammenhang mit dem Abriss der Schwabinger 7 „von der Stadt verlangt wurde, drohenden Wohnungsbau in einer Filetlage nahe der Münchner Freiheit zu verhindern, damit dort – trotz aller Wohnungsnot – eine Idylle bewahrt wird.“ Die Debatte darüber, wie viel städtisches Flair der Dynamik der Entwicklung zum Opfer fallen darf und muss, habe aber eine seriöse Antwort verdient.
Mit diesem kleinen Seitenhieb eröffnete der Oberbügermeister die vom PlanTreff unter der Redaktion von Christian Fuchs konzipierte Ausstellung. Von QS2M gewohnt souverän präsentiert, beschäftigt sie sich nicht nur mit den großen Neubauprojekten wie Freiham Nord oder der Südseite, sondern auch mit Themen wie barrierefreiem und familiengerechtem Wohnen, der Mischung von Wohnen und Arbeiten, aktuellen Nachverdichtungsprojekten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften, neuen Chancen für Wohnungsbau auf ehemaligen Gewerbeflächen, Nachhaltigkeit und Solarenergie sowie - erstmals in dieser Ausführlichkeit – mit der Rolle der Baugemeinschaften und der neu gegründeten Wohnungsbaugenossenschaften: Ein Statement, auf das letztere lange gewartet haben.
Infos über die Ausstellung