Am vorletzten Tag der Munich Creative Business Week veranstaltete Bauwerk Capital in Kooperation mit den Neuen Werkstätten in deren Showroom am Promenadeplatz einen Pecha Kucha-Abend: 20 Bilder à 20 Sekunden Vortragszeit, so die Regeln – für jeden Referenten immer wieder eine Herausforderung, geht es doch darum, das Publikum in 6 Minuten und 40 Sekunden „ins Bild zu setzen“.
10 Vorträge 10 Themen, 200 Bilder
Thema des Abends war „Architektur – Land ohne Grenzen“, und der Begriff „Grenzen“ verband denn auch alle Vorträge der dazu eingeladenen Experten aus Architektur, Design, Film und Raumfahrt – wobei es fallweise um ihre Überschreitung, Wegfall oder Einhaltung ging.
Unter dem Titel „Räumliche Grenzen im grenzenlosen Raum“ sprach Dennis Lehnert, Teilnehmer des „Wettlaufs zum Südpol“ über seine Erlebnisse in der unendlichen Weite dieser extremen Landschaft – und den direkten Gegensatz: die begrenzende Enge seiner temporären Unterkunft, einem kleinen Zelt.
Professor Roland Dieterle, der Gründer und Geschäftsführer von „spacial solutions“, berichtete über die Grenzen, die er bei Planungsvorhaben in Afrika überschreiten musste– persönliche, fachliche und kommunikative.
Thomas Dirlich, der nach seinem Architekturstudium derzeit an seiner Promotion in Astronautics arbeitet und seit 2004 u. a. an der TU München Bemannte Raumfahrt lehrt, sprach über die begrenzten Räume einer Raumstation im weiten Weltall und welche, oft sehr speziellen Lösungen, dort für ganz alltägliche Situationen gefunden werden müssen.
Johannes Schele zeigte die vielfältigen Visionen seines Büros „moreplatz“ für München und brachte das Publikum mit seinen Vorschlägen zur innerstädtischen Verdichtung zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken.
Professor Andreas Notter und Christina Huber griffen das Thema „Grenzen“ dagegen sehr direkt auf und machten anhand von faszinierenden Architekturfotografien deutlich, dass Grenzen im Sinne von Einschränkungen, ebenso wie grenzenlose Freiheit, auf den Menschen positiv wie auch negativ wirken können.
Der Vortrag von Dominic Schindler, dem österreichischen Produktdesigner, stand in enger Beziehung zur Fragestellung der MCBW, inwieweit Design unser alltägliches Leben bestimmt. Die von ihm gezeigten Beispiele machten deutlich, wie uns gutes Design in jedem Lebensbereich stärker beeinflusst als wir denken – und unsere Kaufentscheidungen maßgeblich steuert.
Anschließend überzeugte Regine Geibel auch den letzten Skeptiker vom Nutzen des Internets und der elektronischen Kommunikationsmedien: von Flashmob-Aktionen, die mit Twitter zum „Gruppenküssen“ aufriefen, über die neuen Möglichkeiten, die sich über Crowdfunding ergeben, bis hin zu den aktuellen politischen Umwälzungen im Nahen Osten, die ohne das Internet nicht möglich geworden wären – ein Plädoyer für die grenzenlose Kommunikation.
Markus Bachmaier schließlich sprach sich in seinem Vortrag dafür aus, sich von Kindern anregen zu lassen, die kreativ und unvoreingenommen spielerisch und unkonventionell Lösungen für Design und Architektur finden, und Szenenbildner Professor Toni Lüdi erlaubte dem Publikum einen Einblick hinter die Kulissen der Filmbranche, wo die Grenzen der realen Welt durch vielerlei Tricks und Mittel verwischt werden.
Als letzten Vortrag konnten die Gäste einige der durch ihre schlichte Schönheit beeindruckenden Fotografien der Serie „Berghütten und Passstraßen“ von Simone Rosenberg sehen. Für deren Aufnahmen hatte sie mehr als einmal ihre persönlichen Grenzen überschritten, um die oft entlegenen und unwegsamen Schutzhütten zu erreichen.
Im Anschluss daran hatten die Gäste die Möglichkeit, die aktuell in den Neuen Werkstätten gezeigte Ausstellung “Vitra mit Ronan & Erwan Bouroullec“ zu besichtigen und bei einem Glas Wein oder Prosecco ihre Fragen an die Referenten zu stellen.
Jochen Paul