Im Kunstwettbewerb für das NS-Dokumentationszentrum München hat die Jury den Beitrag der Brüder Benjamin und Emanuel Heisenberg zum Siegerentwurf erklärt und zur Ausführung empfohlen. Über das Votum der Jury wird der Stadtrat voraussichtlich im November 2012 entscheiden.
Im Zentrum des Konzepts von Benjamin und Emanuel Heisenberg stehen filmische Text-Bild-Kollagen zu Schlüsseldokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Ausgewählte Textpassagen geben Sichtweisen von bekannten und unbekannten Akteuren wieder, darunter Täter wie Opfer. Zugleich werden Bezüge zum historischen Standort des ehemaligen „Braunen Hauses" hergestellt. Jedem Wort wird ein Bild zugeordnet. Die Wort-Bild-Paare werden zu ein- bis dreiminütigen Filmsequenzen geschnitten. Diese werden auf Monitoren gezeigt, die wie Mauerreste im Außenraum rund um den Neubau an der Brienner Straße gruppiert sind. Die filmisch-narrative wie skulpturale Arbeit konfrontiert sowohl Passanten, Besucher als auch Anwohner mit den Inhalten des Ortes. Sie möchte einen Zusammenhang zwischen der Lebenserfahrung des heutigen Betrachters und den Erfahrungen der Menschen im „Dritten Reich" herstellen. In ihrem Exposé verweisen die Künstler zudem auf die Möglichkeit, das Kunstwerk als einen „lebendigen, sich entwickelnden Teil des ganzen NS-Dokumentationszentrums" ständig fortzuschreiben und zu aktualisieren.
„Die Arbeit der Brüder Heisenberg ist ein inhaltlich und künstlerisch überzeugendes Konzept. Ihre Arbeit besticht durch hinterfragende Perspektiven und eine produktive Irritation. Die von ihnen gewählte Erzählform, bei der Illustrierungen und Kontextualisierungen von Wort und Bild nebeneinander gestellt werden, bricht bewusst Bedeutungsebenen. Zudem stellt sie zeitliche Zusammenhänge her, die die Aktualität der Themen des NS-Dokumentationszentrums spürbar machen. Mit dieser Herangehensweise wird auch eine junge Generation angesprochen.", so der Juryvorsitzende Kulturreferent Dr. Hans-Goerg Küppers.
Der 1974 geborene Regisseur, Autor und Künstler Benjamin Heisenberg studierte in München an der Akademie der bildenden Künste und an der Hochschule für Film und Fernsehen. Seine Filme und Videoarbeiten wurden in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem Max Ophüls Preis, 2010 mit dem Bayerischen Filmpreis und 2011 mit dem Österreichischen Filmpreis. Am Wettbewerb für das NS-Dokumentationszentrum nimmt er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Emanuel teil, der als Wirtschaftshistoriker zum Themenbereich Nationalsozialismus geforscht hat.
Für die Durchführung des Wettbewerbs und die Realisierung des Kunstwerks hat der Stadtrat einen Gesamtetat von 292.000 Euro festgelegt. Die Eröffnung des derzeit im Bau befindlichen NS-Dokumentationszentrums München soll 2014 erfolgen.
Die Ausstellung zu den Wettbewerbsergebnissen ist zu den Öffnungszeiten des Münchner Stadtmuseums, St.-Jakobs-Platz 1, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, kostenlos im zweiten Stock zu besichtigen.