Zweiundzwanzig Modelle. Zweiundzwanzig Monitore. Zweiundzwanzig Einblicke in zweiundzwanzig individuelle Wohnhäuser in der Fünf-Seen-Region.
Der programmatische Untertitel – „Zweiundzwanzig Modelle. Zweiundzwanzig Monitore. Zweiundzwanzig Einblicke in zweiundzwanzig individuelle Wohnhäuser in der Fünf-Seen-Region“ – bringt auf den Punkt, worum es in der Ausstellung geht: Im Hauptraum sind einzig freistehende Wohnhäuser des 1998 in Greifenberg am Ammersee gegründeten Architekturbüros zu sehen, die in den letzten zehn Jahren in der Gegend zwischen Ammer-, Pilsen-, Starnberger, Wesslinger und Wörthsee entstanden sind.
Die Präsentation beschränkt sich dabei auf von Felix Bembés Vater Thilo gebaute Arbeitsmodelle aus Karton im Maßstab 1:50, die für die Ausstellung weiß gesprayt und auf Sockel gestellt wurden, die aus einer quadratischen Grundplatte und drei Rundstäben aus Schwarzstahl bestehen, auf in die Längswand eingelassene Flachbildschirme, die als digitale Bilderrahmen fungieren – und auf fünf Rechner zu ihrer Steuerung.
Die reduzierte Ausstellungsgestaltung rückt die Gebäude selbst in den Mittelpunkt: Scheinbar arbiträr im Raum verteilt, sind sie ebenso wie die Monitore so aufgestellt, dass ihre Position ihrem jeweiligen Standort einer Karte des Fünf-Seen-Lands entspricht, die Bembé Dellinger in Grausilber auf die weiße Wand appliziert haben.
Mittlerweile reicht das Spektrum der Häuser vom bescheidenen, ursprünglich für die Großtante errichteten Atelierhaus am Ammersee (Heft xy/2003) über das Wochenend-Jagdhaus im Allgäu (2009) für den Vorstand eines Münchner Versicherungskonzerns bis zum großzügigen Büro- und Wohnhaus in Starnberg (2012). Bei aller Unterschiedlichkeit – neben den Wünschen des Bauherrn bestimmen vor allem anderen auf Ort und Kontext den Entwurf – sind ihre Gebäude nie unangemessen extravagant, sondern stets diszipliniert, und beschränken sich auf meist wenige, sichtbar belassene Materialien wie Beton, Glas, Holz und Stahl.
Genauso schlicht und unprätentiös wie der Titel der Ausstellung selbst ist auch die begleitende Publikation: ein 12-fach gefaltetes, beidseitig bedrucktes Leporello, das auf der oberen Seitenhälfte je elf Modell- und Bestandsfotos zeigt, im unteren Teil das sonstige Oeuvre der Architekten – in der Ausstellung ist es im rückwärtigen Raum zu sehen. Bei allem Erfolg haben Felix Bembé und Sebastian Dellinger nie die Bodenhaftung verloren: Nach dem Ende der Ausstellung kommen die Flachbildschirme ins Büro – dann hat jeder der mittlerweile über 30 Mitarbeiter einen zweiten Monitor.
Jochen Paul