Nach der Ausstellung vor der Alten Pinakothek in München reist Rudolf Herz' Skulptur im Frühjahr 2013 nach Paris und wird vom Palais de Tokyo, dem renommiertesten Ort für aktuelle Kunstströmungen in der französischen Metropole, gezeigt.
Herz gab seiner monumentalen Skulptur, die er zusammen mit dem Architekten Peter Ottmann realisiert hat, den Namen „Marcel Duchamp – Le mystère de Munich“. Die Skulptur erinnert an den geheimnisumwitterten München-Aufenthalt des jungen französischen Künstlers im Sommer 1912.
Und ihre Reise führt die Mobilität und internationale Verflechtung der künstlerischen Avantgarden vor Augen, auf deren Landkarte Paris, München und alsbald New York aufscheinen.
Marcel Duchamp traf am 21. Juni 1912 in München ein und wohnte für drei Monate in der Barer Straße 65. Duchamp bezeichnete München später als „Ort meiner völligen Befreiung“. Die Skulptur ist die Rekonstruktion seiner Wohnung, ausgeführt in Stahlbeton im Maßstab 1:1 und um 90 Grad gekippt. Rudolf Herz, Bildhauer und Medienforscher, schreibt: „Diese heute zerstörte Wohnung war mehr als eine Unterkunft, in ihr sehe ich die Wiege des konzeptuellen Denkens in der Kunst. Ich umkreise Duchamps Aufenthalt in Form einer kriminalistischen Recherche und stütze mich dabei auf neue Funde.“
Im Werk Duchamps deutet sich in dieser Zeit ein radikaler Umbruch an, der von der traditionellen Ölmalerei zu Ready-mades und Glasbildern führt, mit denen er die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutionierte. Diese folgenreiche Entwicklung wird in dem von Rudolf Herz vorgelegten Künstlerbuch anhand der neu entdeckten Quellen dargestellt.
Die provokante Skulptur rückte Duchamps München-Aufenthalt erstmals mit künstlerischen Mitteln in das Bewusstsein einer überraschten Öffentlichkeit und sorgte für vielfältige Diskussionen beim städtischen Publikum wie der Kunstwelt.
Die Skulptur wurde vom Architekturmuseum der TU München seit dem 21.6.2012 ausgestellt und wird ab dem 20. November abgebaut. Eine dauerhafte Zukunft in München wäre denkbar gewesen, wurde aber nicht unterstützt. Was halten Sie von dem Wegzug nach Paris? Schreiben Sie einen Kommentar!