bogevischs buero live heißt das Buch von und über das Münchner Architekturbüro mit dem Alibinamen (bis heute bleibt Mr. B. inkognito und hält die Architekturwerkstatt offen fuür weiter reichende Allianzen, aber „wenn mal was schief geht, ist es halt Herr Bogevisch gewesen“, erfahren wir an dem Abend).
Die Architekturgalerie lud zur Buchvorstellung ein, aber nicht in die Galerie, sondern in den Loft des Münchner Modedesigners Hannes Roether. Zunächst wunderten wir uns, aber vor Ort wurde sofort klar warum... Der mit Rainer Hofmann befreundete Roether hat das Glück, ein in München seltenes Juwel zu besitzen: eine alte Fabrikhalle, wie sie sich jeder Kreative erträumt. Und praktischerweise begann mit diesem Abend auch der Sale der Winterkollektion. Das war echte Konkurrenz für die Buchpräsentation; nicht nur bei den Frauen! Roethers Design ist offenbar architektenkompatibel. Er war zum Schluss überrascht, wie viel gekauft worden sei.
Nach den Worten von Nicola Borgmann (Architekturgalerie München) und Nicolette Baumeiser, die die Redaktion des Buches war, interviewte Nils Ballhausen, der von der Berliner Bauweltredaktion angereist war, die beiden Büropartner Ritz Ritzer und Rainer Hofmann. In der Gestaltung des Buches, das Willi Koch mit seinem Büro Wilhelm entwickelt hat, sehen Ritzer und Hofmann ihre eigene Arbeitsweise gespiegelt. Die spontane, intuitive, fast künstlerische Projektarbeit steht bei ihnen an erster Stelle. Und dazu passte wiederum hervorragend das improvisierte und dabei doch gezielt gestaltete Umfeld des Lofts. So wurde auch dies Thema des Gesprächs zwischen Ballhausen und den beiden Architekten. Man philosophierte über die Attraktivität, ja beinahe Faszination, die derartige alte und kaputte Oberflächen auf einen ausüben, und über die Möglichkeiten diese Anziehungskraft auf Neubauten zu übertragen. Zum Schluss witzelte man noch über die Mehrfachverwendung von Entwürfen, die dann ähnlich wie beim Lagersale der Kleidungsstücke auch günstiger angeboten werden könnten...
Zum Buch:
bogevischs buero hat über die letzten zwei Jahre acht seiner Projekte von der Hamburger Fotografin Julia Knop fotografieren lassen – daraus entstanden eine Ausstellung (zunächst in der Architekturgalerie Berlin) und das Buch bogevischs buero live. Das Buch ist unkonventionell mit seinem Schnitt in Neonorange. Auch der dezent kleine Titel, ein Rechteck, alle Projekttitel und sogar die dargestellten Zeichnungen (Grundrisse, Schnitte und Isometrien) leuchten in Signalfarbe. Ich fühle mich versucht zu schreiben: „Das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben“ ;-) – bin aber natürlich begeistert, weil auch ich ein Fan dieses 80er-Jahre-Revivals bin, wie man unschwer an muenchenarchitektur.com erkennen kann. Vorbei sind also endgültig die Zeiten, in denen alles, was mit Architektur zu tun hat, zwingend schwarz in allen Schattierungen sein muss.
Bis auf die Garederobe – da gilt die alte Regel nach wie vor, wie uns Hannes Roether an diesem Abend noch mal unmißverständlich vor Augen führte.
Regine Geibel
Format 23x29 cm, 104 Seiten, 5/5-farbig,
ISBN-13: 978-3-943242-08-9,
32,- EURO
Büro Wilhelm Verlag, Koch-Schmidt-Wilhelm GbR
Hier zur Bestellung
Zum Büro:
bogevischs buero wurde 1996 von den Architekten Ritz Ritzer und Rainer Hofmann in München gegründet. Die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte des inzwischen auf 30 Architektinnen und Architekten angewachsenen Büros begann mit dem Wettbewerbserfolg für ein Bürohochhaus in Stuttgart, dessen Realisierung der Anlass für die Bürogründung war. In den folgenden Jahren profilierten sich die Architekten mit Projekten auf allen Maßstabsebenen: Neben städtebaulichen Planungen entstanden Gewerbe- und Wohnbauten mit starkem ortspezifischen Bezug, individuellen Entwurfskonzepten und hoher Detailqualität. Trotzdem alle Projekte mit Minimalbudget realisiert wurden, gelingt es Ritz Ritzer und Rainer Hofmann immer, die Räume zwischen dem Innen und dem Außen, dem Privaten und dem öffentlichen Raum in besonderer Weise als Taktgeber für die Entwicklung der umgebenden Quartiere aufzuwerten. Nach dem Bau des inzwischen mehrfach ausgezeichneten Studentenwohnheims am Felsennelkenanger in München ist die Rekonstruktion der Studentenbungalows im Olympischen Dorf- in Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekten Werner Wirsing als Urheber der Bungalows - ein weiterer Höhepunkt in der Entwicklung des Büros. (N. Baumeister)