Das neue Jüdische Gemeindezentrum tritt als eindrucksvolles, städtebauliches Element der Münchner Altstadt in Erscheinung. Vom Oberanger kommend, umfasst rechts das Gemeindehaus den Jakobsplatz, links befindet sich die Hauptsynagoge und im Hintergrund verdeckt eine Bauplane das Jüdische Museum - noch. Der erste Öffnungstag für Besucher ist hier der 23. März. Das Ensemble gleicht einander im Fassadenmaterial, die verschiedenen Funktionen sind durch Unterschiede in der Oberflächen-Bearbeitung deutlich ablesbar. Die Jüdische Synagoge wird von einem hervortretenden, mit rauen Steinplatten aus Israel gestalteten, monumentalen Sockel getragen. Diese Geste ist nicht als Abweisung sondern vielmehr als „Tempel"- Element zu verstehen. Die Architekten haben dieses Element im architektonischen Konzept mit dem Element „Zelt" kombiniert - der schimmernde Glas-Kubus im metallenen Gewand.
Zunächst begab sich jeder Besucher in die Schleuse des Gemeindehauses, erst nach Passieren des Metalldetektors und der Identifizierung durch den Personalausweis wurde der Zutritt gewährt. Aufgrund der Brand-Anschläge auf die alte Synagoge in der Reichenbachstraße sind diese strengen Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Nach einem - aufgrund der immensen Besucherzahl - informativen Beamer-Vortrag der Architektin im Hubert-Burda-Saal, tauchten die Fachleute in den „Gang der Erinnerung" ab. Diese unterirdische Verbindung zwischen Synagoge und Gemeindehaus erinnert - physisch erlebbar - an die dunkle Zeit der Juden-Verfolgung.

Herr Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer, wies mehrmals darauf hin, dass auch nach gemeinsamer Bauzeit das sehr gute Verhältnis zwischen Bauherrin und Architektin unverändert besteht. Was seiner Meinung nach auch daran liegt, dass die Zentralratspräsidentin der Juden in Deutschland „ein großes Verständnis für Architektur mitbringt". Frau Knobloch verdeutlichte die Leistung der Architektin damit, dass sie es schaffte den fünfzehnköpfigen Vorstand des Zentralrats immer wieder zu überzeugen.
Im Anschluss an die Vorträge wurde den Besuchern angeboten, Fragen zu stellen. „Mir scheint, dass Sie kaum Kompromisse bei der Umsetzung Ihrer gestalterischen Vorstellungen machen mussten. Wie ist das möglich?". „Im Dialog und mit aufmerksamem Zuhören, den Anderen verstehen und entsprechend planen", erklärte Frau Wandel-Hoefer. "Laien-Wünsche" nach weniger Nüchternheit begegneten die Architekten nicht mit mehr Ornamentik, sondern mit Materialien und Stimmungen.
Für alle Architekten, die aus ihrem Büroalltag andere Bauherren gewohnt sind, gibt es einen kleinen Wermutstropfen: ein Fahrstuhl, der zum Sabbat in den Paternosterbetrieb umgestellt wird, muss erstmal gefunden werden.
Informationen zum Gemeindezentrum und Führungen www.ikg-muenchen.de
Hier gibt es weitere spannende "Ortstermine".
Photos 1-4 und 6-7 © Alexandra Günther
Photo 5 und Text-Photo © Claudia Heiss