Frederick J. Kiesler (geboren 1890 in Czernowitz, gestorben 1965 in New York) ist eine der großen österreichisch-amerikanischen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Theaterkünstler, Architekt, Designer, Maler, Bildhauer und Kunsttheoretiker hatte er sich die Überwindung der Grenze zwischen Kunst und Leben zum Ziel gesetzt. Auf dem Experimentierfeld des Theaters erprobte er eine Vielfalt von Möglichkeiten, die neuen geistigen wie auch technisch-wissenschaftlichen und sozialen Bedingungen des Menschen in ein theatralisches Gesamtkunstwerk zu überführen.
Wie ein roter Faden zieht sich das theatralische Schaffen Kieslers durch sein vielfältiges Werk. Das Theater begleitet Kiesler sein Leben lang, es ist seine persönlichste Schaffensquelle, aus der er auch für andere, theaterfremde Gestaltungsbereiche Anregungen schöpft.
Gleichzeitig wird auf die jeweiligen »turning points« verwiesen, an denen eine theaterbezogene Arbeit plötzlich übergeht in eine Werkgruppe, die mit Theater nichts mehr zu tun hat. So mutiert zum Beispiel seine Idee der »Raumbühne« zur Vision einer im Raum schwebenden »Raumstadt« (1925). Und 1933 taucht im »Space House«, einem utopisch anmutenden Hausprojekt Kieslers, der Begriff wieder auf.
Ein in dieser Ausstellung zum ersten Mal gezeigtes Arbeitsfeld Kieslers umfasst drei Storyboards, die er in den 40er und 50er Jahren zeichnete bzw. schrieb. Für die beiden surrealistisch geprägten Filmdrehbücher »Ballet Massacre d'Art« und »Aphrodite's Left Turn« fand sich damals kein Produzent. In seinem gleichfalls nicht realisierten Storyboard zum Film »World House Galleries« – Kiesler entwarf 1957 gemeinsam mit seinem Partner Armand Bartos die Innenarchitektur der »World House Galleries« – entspinnt sich ein imaginärer Dialog zwischen einem Architekten und einem Galeriebesucher, der sich über die gebogenen Wände und Decken dieser Galerie nur wundern kann.
Als eine der frühen Expertinnen, die sich mit dem Schaffen Frederick Kieslers beschäftigt hat, wurde Dr. Barbara Lesák 2009 durch das Österreichische Theatermuseum mit der Konzeption der aktuellen Ausstellung beauftragt.