Aufbruch! Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland
„Architektur der 1950er Jahre ist nicht sehr fotogen" und „wenn es nicht ein Auftrag für den Verlag gewesen wäre, dann hätte ich mich diesem Thema wohl kaum gewidmet". So unverblümt spricht der Architekturfotograf Hans Engels über den Bildband Aufbruch! Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland der am 17. April mit einer Ausstellung in der Bayerischen Architektenkammer vorgestellt wurde.
Nicht fotogene Architektur? Die großformatigen Hochglanzaufnahmen der in der Ausstellung gezeigten „50er Jahre-Highlights" hinterfragen zwar den hübsch-hässlichen Moment, wirken jedoch ausgewogen und ästhetisch. Sie erzeugen einen Aha-Effekt, denn zugegeben: Die 'Stunde Null' ist architektonisch nicht ganz leicht zu fassen. Der einleitende Essay des Bildbands von Dieter Bartetzko führt jedoch anschaulich in diese Zeit ein.
Wiederfindung, Neuerfindung, ökonomischer Druck einerseits, Wirtschaftswunder andererseits, gesellschaftlicher und politischer Wandel, Technisierung... Die Zeit des Umbruchs hat sich auf die architektonischen Leitlinien vielfältig ausgewirkt und wird oftmals als „hässliches und billiges Potpourri" missachtet. Dass die Nachkriegsmoderne jedoch auch Aufbruch bedeutet und einer sehr differenzierten Betrachtung unterliegen sollte, dokumentieren die Ausstellung und der Bildband von Hans Engels.
Das Buch kann als eine Art Hilfe zur Annäherung verstanden werden. Eine Annäherung an etwas Fremdes, aber dennoch Alltägliches. Die vorgestellten Beispiele (es sind knapp 150!) dokumentieren den Facettenreichtum dieser Jahre, sie zeugen von materieller und formaler Brutalität einerseits, wie Klaus Kirstens Rotaprint-Fabrik aus roh geschalten, übereinander gestapelten Beton-Schachteln und feiner Eleganz anderseits, wie sie das Justizgebäude Neue Maxburg in München von Sep Ruf und Theo Pabst ausstrahlt.
Die neuerlichen Bemühungen des Denkmalschutzes sowie die Diskussion um Erhalt und Sanierung zeigen, dass sich die Sicht auf die Nachkriegsmoderne verändert. Aus architekturhistorischer Sicht ist aus dieser Epoche noch viel aufzuarbeiten und allen, die schon bereit sind, sich näher mit dieser verkannten Zeit auseinander zu setzten, sei eine Annäherung über die Ausstellung und den Bildband Aufbruch! Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland empfohlen.
Zur Ausstellung, die noch bis zum 5. Juni in der ByAK zu sehen ist...
Aufbruch! Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland
Fotografiert von Hans Engels
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 160 Seiten, 24,0x30, 80 farbige Abbildungen, 15 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-7913-4698-4
Verlag: Prestel
€ 39,95 [D]