Ed Ruscha, 1937 geboren, verkörpert eine spezifische Richtung der Pop Art. Nicht nur seine panoramaartigen Landschaften des amerikanischen Westens und seine Wort-Bilder machten ihn bekannt, sondern auch seine Bücher.
Ende der 1950er Jahre wurde im öffentlichen Raum die Sprache als Kommunikationsmittel zunehmend durch die Verbreitung visueller Phänomene in Frage gestellt. Vor allem in den USA begann Werbung die Erscheinungsweise der Massenmedien mehr und mehr zu bestimmen. Die Pop Art reagierte auf derartige Phänomene und griff die Sujets der amerikanischen Alltagskultur unmittelbar auf.
Auch Ed Ruscha bezog seine künstlerischen Anregungen aus Massenmedien und Filmen sowie den urbanistischen Besonderheiten des amerikanischen Westens. Los Angeles, wo der Künstler bis heute lebt, spielte dabei eine herausragende Rolle. Das machen nicht zuletzt die Bücher Ed Ruschas deutlich, die eine gewisse Nähe zur Concept Art verraten. Der Künstler selbst produzierte, verlegte und vertrieb die schmalen Bände. Sie enthalten außer Titeln und Ortsangaben meist nur eine Folge von Schwarz-Weiß-Fotos. Den Anfang machten 1962 Twentysix Gasoline Stations, die Ruscha am Highway 66 zwischen Oklahoma und Los Angeles aufgenommen hatte. Es folgten Various Small Fires (1964), Some Los Angeles Apartments (1965), Every Building on the Sunset Strip (1966) und Thirtyfour Parking Lots (1967) usw. Die Reihe setzte sich mit On the Road (2009) bis in die Gegenwart fort.
Ruschas Publikationen waren von Anfang an schwer zu klassifizieren. Als Dokumentationen erscheinen sie lückenhaft oder zufällig. Außerdem sind die Photos ästhetisch anspruchslos. Die Folge der Bilder, immer wieder von leeren Seiten unterbrochen, erzählen aber auch keine Geschichten, zumal sich die Texte, wenn es sie denn überhaupt gibt, auf Ortsangaben beschränken. Das Design der schmalen Hefte ist zwar präzise und zeugt von sicherem Stilgefühl, bleibt indessen zurückhaltend und unterläuft künstlerische Absichten. Zudem bleibt unklar, an wen sich diese Publikationen wenden.
So gesehen, lassen sich Ruschas Bücher keiner der gängigen Gattungen zuordnen. Dennoch war die Resonanz ganz außerordentlich, erfolgte jedoch mit großer zeitlicher Verzögerung. Vor allem im Rahmen der Appropriation Art (einer Kunst der Aneignung) avancierte der Künstler zu einer Art Leitfigur.
Das spiegelt sich in einer Fülle von Büchern unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler wieder, die in den 80er Jahren zunächst sporadisch zu erscheinen begannen. Ab der Jahrtausendwende nahm die Anzahl sprunghaft zu. Das Spektrum reicht von persiflierender Nachahmung und ironischer Ausweitung der Sujets bis zur Kopie von Typographie und Design. Ruschas Indifferenz und seine betonte Neutralität in der Auswahl der Themen wird allerdings bei einer jüngeren Künstlergeneration gelegentlich von der Demonstration politischen Bewusstseins und Engagements abgelöst. Dennoch bleibt die Frage, was die nachhaltige Rezeption von Ruschas epochalen Büchern motiviert hat. Eine Antwort darauf versucht eine materialreiche Publikation zu geben, die die Ausstellung begleitet:
Various Small Books. Referencing Various Small Books by Ed Ruscha, edited and compiled by Jeff Brouws, Wendy Burton and Hermann Zschiegner, text by Phil Taylor with an essay by Mark Rawlinson. MIT Press, Cambrigde, Massachusetts, and London 2013 (ISBN 978-0-262-01877-7, 288 Seiten, 29,80 €)
Ed Ruscha | Books & Co
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Veranstaltungstyp
Ausstellung
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Location
im Museum Brandhorst
Theresienstraße 35
München
Kartenansicht (Google Maps) -
Ausstellungsdauer
vom Donnerstag 6. Juni 2013 bis Sonntag 22. September 2013
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Veranstalter
Museum Brandhorst
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