Wir fragten Michael Nusser, ob es an der umfangreichen Knast-Erfahrung gelegen hätte, oder ob es vor allem die städtebaulichen Aspekte gewesen seien, die die Juroren überzeugt hätten...
Regine Geibel: Michael, was war Deiner Meinung nach der Clou Eures Entwurfes; womit konntet Ihr die Jury überzeugen?
Michael Nusser: Bei einem Fragen-Kolloquium war rausgekommen, dass das Baugrundstück, nämlich der gesamte Leonrod-Platz bis zum Olympiabereich für das Raumprogramm eigentlich zu groß ist. Oft ist es ja umgekehrt; hier stand jedoch sehr viel Platz zur Verfügung und von der Stadt war lediglich vorgegeben, dass man vom Leonrod-Platz aus über eine Diagonale über den runden Rosa-Luxemburg-Platz zum Olympiapark gelangen muss. Letztendlich haben nur eine Hand voll Wettbewerbsteilnehmer nur ungefähr die Hälfte des Grundstückes verwertet. Die anderen haben zwar die Wegeverbindungen geschaffen, jedoch die gesamte Fläche bebaut.
Ihr habt also auch nur einen Teil des Grundstückes beplant?
Ja, wir gehören zu den Wenigen, die nur die Hälfte der Fläche in Anspruch genommen haben und damit Raum für weitere Nutzungen gelassen haben. Der zweite Preis an Henn Architekten aus München, ist ein gutes Beispiel für eine Arbeit, die die ganze Fläche in Anspruch nimmt.
So können die Flächen anderweitig verwendet werden... Ist es nicht schwer, bei soviel zur Verfügung stehendem Platz bescheiden zu bleiben?
Nein, das ist uns nicht schwer gefallen. Wir finden, dass der Leonrod-Platz eine entsprechende Urbanität braucht und diese mit einer gewissen Bauhöhe verbunden sein muss. Das unterscheidet uns von den anderen Arbeiten, die zum Teil eher nach Vorstadt aussehen, mit drei-, viergeschossigen Gebäuden. Wir haben das Hauptgebäude am Leonrodplatz bewusst mit sieben Geschossen geplant. Die Ecken akzentuieren wir mit sechsgeschossigen Gebäudebereichen, die meiner Meinung nach auch den überproportionierten Rosa-Luxemburg-Platz definieren. Alle übrigen Bereiche sind fünfgeschossig geplant. Von der Funktionalität ist es so, dass wir eine ganz klare Trennung zwischen den öffentliche zugänglichen, also den Gerichtssälen und den nicht öffentlichen Bereichen vorsehen. Um die Sache kompakt zu halten, haben wir die von Westen gewachsene Blockrandbebauung übernommen und in die neue Funktionalität – als Strafjustizzentrum – überführt.
Wie geht es nun weiter mit Eurem Entwurf?
Die Haushaltsmittel müssen nun vom Landtag beschlossen werden und die Bausumme, ca. 234 Mio. €, eingestellt werden. Anschließend, voraussichtlich im September diesen Jahres, findet das VOF-Verfahren statt. Danach wissen wir, ob wir den Auftrag bekommen.
Steht schon fest, bis wann das Gebäude fertiggestellt sein soll?
(lacht) Es ist kein offizieller Termin vom staatlichen Hochbauamt vorgegeben. Nach den bundesweiten Schlappen bei Großprojekten, wie in Berlin oder Hamburg, ist man anscheinend ein wenig vorsichtiger geworden...
Viel Glück für Euren Entwurf und vielen Dank für das Gespräch!