Großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen Schweizer Kunstbauten, die sich durch einen besonderen Bezug zur Landschaft auszeichnen...
Die persönliche Auswahl des Bauingenieurs Jürg Conzett und des Fotografen Martin Linsi – beide aus der Schweiz – sind auf deren Streifzügen durch ihre Heimat entstanden. Ihr Interesse richtet sich in erster Linie auf konstruierte Bauwerke mit architektonischem Anspruch. Zentrales Thema sind Bauwerke, die sich einerseits intensiv mit Fragen der Technik und der Wirtschaftlichkeit auseinandersetzen, aber auch so konzipiert sind, bestimmte Empfindungen beim Benutzer und Betrachter hervorzurufen. Jürg Conzett ist selbst Planer zahlreicher Brückenbauwerke in der Schweiz. Bilder von sechs seiner Brücken bzw. Verbreiterung oder Ergänzung bestehender Brücken werden in der Ausstellung gezeigt.
„Jürg Conzetts Wunsch war, die Bauwerke so zu zeigen, dass man sie als Ganzes versteht", sagt Martin Linsi. Man sollte sehen, wo eine Brücke beginnt und wo sie aufhört, wie sie auf Pfeilern steht oder an Seilen aufgehängt ist. Martin Linsi war zudem die Komposition der Fotografien wichtig. „Sie sind nicht nur für Fachleute gedacht", sagt er. „Sie sollen informieren, aber auch als Bilder wirken." Nichts soll von den Bauwerken ablenken, deshalb werden sie auch menschenleer und ohne Autos oder Züge gezeigt. Zusätzlich verstärkt die Schwarz-Weiß-Fotografie die Konzentration auf das Wesentliche und vermittelt Zeitlosigkeit.
Ein Vortrag von Jürg Conzett, Chur, Schweiz am 07. November 2013 um 18:15 Uhr eröffnet die Ausstellung im Oskar von Miller Forum.
Die Fotos stellen eine Auswahl des Schweizer Beitrags zur 12. Architekturbiennale in Venedig 2010 dar.
Ingenieursbau als Kunst
Infrastrukturbauten, wie Brücken, Tunnel, Pässe, Viadukte, Straßen oder deren Stützmauern prägen das Bild der Schweiz sehr stark. Die Fotos im Oskar von Miller Forum zeigen Kunstbauten aus Beton, Stein, Holz oder Stahl. Davon ist die über fünfhundertjährige Chibrücke Stalden das älteste Bauwerk und die Valserrheinbrücke mit Baujahr 2010 das jüngste. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht, wie landschaftsbezogener Ingenieurbau aus der Auseinandersetzung mit seiner eigenen Tradition fruchtbare Anregungen gewinnen kann. Verwendung lokaler Materialien und handwerklicher Techniken sowie Denkmalpflege oder Anpassung von Bauten an gestiegenes Verkehrsaufkommen werden thematisiert. Ergänzend zeigen zwei Modelle in die Landschaft eingebetteten Straßenbau – die Panoramastraße am Sustenpass und die erste Autobahn von Chur nach Landquart in Graubünden.
Zur Person
Dipl.-Ing. Jürg Conzett studierte Bauingenieurwesen an der EPF Lausanne und an der ETH Zürich. Bevor er 1988 sein eigenes Ingenieurbüro gründete, war er Mitarbeiter im Architekturbüro von Peter Zumthor. Heute führt er zusammen mit seinen Partnern Gianfranco Bronzini und Patrick Gartmann ein Ingenieurbüro in Chur. Das Büro entwirft und projektiert Brückenbauten und Tragkonstruktionen von Gebäuden. Wichtigste Arbeiten: Hölzerner Mursteg in Murau/Steiermark (Arch.: Meili, Peter, Zürich), Erweiterung Holzfachschule Biel (Arch.: Meili, Peter, Zürich), Traversiner Steg und Pùnt da Suransuns, Viamala, Wohn- und Geschäftshaus Ottoplatz, Chur (Arch.: Jüngling und Hagmann, Chur), Voltaschulhaus Basel (Arch.: Miller und Maranta, Basel), Holz-Betonbrücke über den Glenner in Peiden-Bad, steinerne Dorfbrücke Vals, Aarestege Rupperswil, Auenstein.
Jürg Conzett ist Gastmitglied des Bundes Schweizer Architekten BSA, des Royal Institute of British Architects RIBA und Mitglied des Schweizerischen Werkbundes SWB.
Der Fotograf Martin Linsi ist freischaffender Fotograf und lebt in Einsiedeln/Schweiz. Ein wichtiges Thema in seinen Arbeiten sind die Spuren des Menschen in der Landschaft. Linsi absolvierte seine Ausbildung am Gloucestershire College of Art and Design (England). Seitdem war er auf zahlreichen größeren und kleineren Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz präsent, zuletzt 2011 im Schweizerischen Architekturmuseum Basel SAM und 2012 im Kraftwerk Kubel St. Gallen. Große Anerkennung fanden in den letzten Jahren sein fotografisches Porträt des Kantons Schwyz (2005) und die Dokumentation „Landschaften und Kunstbauten" (2010).