Was Sie in der aktuellen Ausstellung „SHOW & TELL – Architekturgeschichte(n) aus der Sammlung" im Architekturmuseum der TU München erwartet, lesen Sie hier...
Architektur- Modelle, Skizzen und Entwürfe sind keine Kunstwerke, es gibt keinen Markt für sie, sie werden nicht wie Kunst behandelt oder ausgestellt. Diese Tatsache stellt Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TU München, zu Beginn des Pressegespräches im Architekturmuseum der TU München nüchtern fest. Die Besucher werden also mit einem einfachen Archiv-Regal begrüßt, in dem verschiedenste Architekturmodelle wie in einem Setzkasten stehen. Es geht bei der am 12. März eröffnenden Ausstellung „SHOW & TELL – Architekturgeschichte(n) aus der Sammlung" also nicht um den ästhetischen und künstlerischen Reiz von Architektur sondern um den „Blick hinter die Kulissen"; hinter die Kulissen des musealen Archivierens und Sammelns und hinter die Kulissen der Entstehung von Architektur. Es geht um Anekdoten, Geschichten, Tatsachen, die sich oft erst durch das genaue Hinsehen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften erschließen.
Das Architekturmuseum der TU München gehört zu den größten Spezialsammlungen für Architektur in Europa. Ihre Wurzeln gehen auf die Lehrmittelsammlung der Technischen Universität zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Sie umfasst circa 550 000 Zeichnungen von 700 Architekten, 200 000 Fotografien, 1100 Modelle sowie Stichwerke, Bauakten, Computeranimationen und -prints. Es ist Lepiks Anliegen, diese Sammlung fortzuführen und in Zeiten der digitalen Revolution, in der die immaterielle Bewahrung neu zu definieren ist, einen Weg zu finden. Die Kriterien und die Auswahl, nach denen die Materialien in Zukunft Eingang in die Sammlung finden sollen, stehen noch nicht fest. Die Ausstellung „SHOW & TELL" kann als „Selbstverortung" des Architekturmuseums verstanden werden, in dem über das Gezeigte zunächst eine Bestandsaufnahme erfolgt, um aus dieser ggf. den zukünftigen Leitplan zu entwickeln.
Ein Großteil der Sammlung besteht aus Schenkungen und obwohl die Größe dieser bereits beachtlich (und endlich) ist, wurden für die Ausstellung zeitgenössische Architekten wie etwa Johnston MarkLee, Grafton, Jürgen Mayer H., David Chipperfield oder Toyo Ito eingeladen, sich mit einem persönlichen Beitrag zu beteiligen. Dieser Einladung wurde gerne nachgekommen. Die zeitgenössischen Modelle zeigen einen interessanten Umgang mit den digitalen Möglichkeiten. Modelle aus geplotteten Plänen oder 3D Druckern sind da zu sehen. Ist dies der Übergang von der realen zur digitalen Sammlung?
Der Besucher verschafft sich also nicht nur einen Überblick über das Archiv des Architekturmuseums sondern wird – wie bei einer echten Recherche – in diesem Unerwartetes entdecken. Genau hinzusehen und zu lesen lohnt sich. Es erschließen sich einem Zusammenhänge und Entscheidungen, die für das Bauwerk von eklatanter Bedeutung waren. Wieso wurde die Metastadt von Richard Johann Dietrich nie wie geplant umgesetzt? Wie wurde der Rechtsstreit auf der Zugspitze um den futuristischen Anbau der Bergstation gelöst? Wieso gefiel Konrad Adenauer sein neuer Schreibtisch nicht?
Go and tell...
Ausstellungsdauer: 13.03. - 15.06.2014
Kuratoren: Hilde Strobel mit Klaus Altenbuchner, Hanna Böhm und Markus Lanz
Publikation: Im April erscheint eine begleitende Publikation zur Ausstellung, in der die Bedeutung der Sammlung des Architekturmuseums der TU München im internationalen Zusammenhang betrachtet wird. „Show & Tell. Architekturgeschichten aus der Sammlung". Hg. Andres Lepik, Hatje Cantz, Ostfildern 2014.