Im Rahmen der BDA-Reihe "Qualität für München" sprachen Volker Isfort, Kulturredakteur der Münchner Abendzeitung mit Prof. Andreas Hild (Architekt BDA) über die Anfang des Jahres in der AZ erschienene Architekturdebatte (Verbaut! Der Triumph der Schuhschachtel).
Unter dem Titel „Qualität für München" stimmte Karlheinz Beer mit der zentralen Frage „Wie entsteht Qualität ?" auf die Diskussion ein. Der Landesvorsitzende begrüßte sehr interessierte Gäste – eine Mischung aus Fachpublikum und erfreulicherweise auch Laien – die sich ob des großen Interesses teilweise mit Stehplätzen begnügen mussten.
Frank Kaltenbach hatte die spannende Aufgabe, das Gespräch zwischen Volker Isfort (AZ Kultur-Chef), Prof. Andreas Hild (Architekt BDA) und dem aktiven Publikum zu leiten. Dem Moderator gelang es dabei ein lebhaftes und offenes Gespräch zu entwickeln, in dem es weder an Selbstkritik noch an präziser Analyse der wirtschaftlichen Entstehungsprozesse fehlte.
Hild erläuterte, dass die Darstellung, dass nur die Architekten an der architektonischen Verschandelung der Stadt schuld seien, zu einfach gedacht sei. Was am Ende als Ergebnis zu sehen sei, entspräche oft nur noch peripher der Grundidee der Ursprungsplanungen.
Die Münchner Architekten, u.a. Peter Scheller, Otto Schultz-Brauns, Klaus Friedrich, Sampo Widmann, Marco Goetz und auch anwesende Bürger mischten sich rege in das Gespräch ein und thematisierten die Fragen nach der Notwendigkeit spektakulärer oder angemessen sich einfügender Architektur. So sagte Götz z.B., dass auch die Käufer schlechter Wohnungen eine Mitschuld trügen an der Misere, dass zu viel qualitätfreie Bauträgerarchitektur entstünde.
Isfort überraschte das Publikum mit der Aussage, Architektur sei durchaus ein Thema, das bei der Leserschaft ankomme. Die Architekturdebatte sei hinsichtlich der Zuschriften die erfolgreichste Kampagne der letzten fünf Jahre gewesen. Nach dem bewusst polemischen Start solle das Thema nun kontinuierlich und fundiert weiter bearbeitet werden. Isfort erklärte am Ende, dass ihm der Abend eine neue Sichtweise auf die Arbeit der Architekten ermöglicht habe und würdigte die anspruchsvollen Zusammenhänge, in denen sich Stadtplanung und Architektur qualitativ entwickeln müssen.
Drei Schlussworte und ein Statement, welches die Krux auf den Punkt brachte, konnten die Gäste mit nach Hause nehmen: Volker Isfort wünscht sich, dass Strukturen entwickelt werden, um plakative Bausünden in München grundsätzlich zu vermeiden.
Andreas Hild fordert eine differenzierte Berichterstattung in allen Medien, egal ob Boulevard oder Fachpresse mit sinnvoller Information statt medienwirksamer Manipulation.
Der Architekturkritiker Wolfgang Jean Stock erinnerte, dass München vor 100 Jahren bewiesen hätte, was guter Wohnungsbau sei, u. a. mit Projekten in Neuhausen, Ramersdorf und der Borstei, und fragte, warum daraus denn nicht gelernt würde.
Und Otto Schultz-Brauns sagte abschliessend, dass es absurd sei Spektakularität bei Bauten zu fordern, wie viele Laien es immer wieder täten. Satt dessen müsse Architekur eben ein „leises Feuerwerk" sein. So einfach ist das eben...