Am 13. März 2014 wurde im Münchner Oskar von Miller Forum feierlich der Hans Sauer Preis 2014 für „Planen und Bauen für Ressourcenschonung und Generationenvielfalt" vergeben. Im Fokus des Wettbewerbs „RE:GENERATIONEN. RE:GENERATIV." standen städtische Wohnungsbauten, die in generationeller Hinsicht und mit Blick auf Ressourcenverbräuche als vorbildlich einzuschätzen sind. Um die unterschiedlichen Herausforderungen in Bestands- und Neubauten stärker zu akzentuieren, hat sich die Jury entschlossen, den Preis in zwei Kategorien, dotiert mit jeweils 7.500 € Preisgeld, aufzuteilen. In der Kategorie Neubau konnte die Jury ein vom Büro aardeplan aus Laar geplantes Mehrfamilienhaus im Schweizer Ort Kriens, Luzern, am meisten überzeugen. Der Preis in der Kategorie Bestand ging an das Augsburger Büro lattkearchitekten für die Modernisierung einer Wohnanlage aus den 1960er Jahren an der Grüntenstraße in Augsburg.
In der Kategorie Neubau ging das Mehrfamilienhaus am Kirchrainweg im schweizerischen Kriens als Sieger aus dem dreistufigen Wettbewerb hervor. Das Wohnhaus mit fünf Wohneinheiten konnte in allen acht Kriterienbereichen punkten und verwirklicht durch ein Bauen nach dem Modell der „2000-Watt-Gesellschaft" weitreichende Nachhaltigkeitsansprüche. Der Bau kombiniert und integriert eine klimaneutrale Energieversorgung, Holzbau, ein Car-Sharing-Konzept, Recycling- und Demontagefähigkeit, eine Orientierung der Wohnungen zu drei Himmelsrichtungen und intelligente Stromsteuerung mit Aspekten der Barrierefreiheit oder der generationengerechten Nutzungsflexibilität. Insgesamt gelingt es dem Projekt ganz selbstverständlich, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen, der Bau fügt sich sehr gut in den soziokulturellen Kontext ein und bietet gestalterische einen zukunftsweisenden Ausdruck zu verleihen.
Anfang des Jahres 2014 wurde das Gebäude mit dem renommierten "Watt d'Or 2014"-Preis (des schweizerischen Bundesamts für Energie) in der Kategorie "Gebäude und Raum" ausgezeichnet.
Nicht weniger beeindruckt zeigte sich die Jury vom Preisträger in der Kategorie Bestand. Nach einhelliger Meinung der Jury stellt die Sanierung und Ertüchtigung des Wohngebäudebestandes der 1950er bis 1970er Jahre eine der drängendsten Bauaufgaben dar, um Klimaschutzziele, aber auch notwendige Anpassungen an demografische Entwicklungen zu erreichen. Ein solches Objekt haben lattkearchitekten in der Augsburger Grüntenstraße modernisiert: Eine Wohnanlage mit 60 Wohneinheiten wurde im bewohntem Zustand energetisch saniert und generationengerecht modernisiert. Durch eine maximale Vorfertigung von Bauelementen konnte die Bauzeit und damit die Mieterbelastung deutlich reduziert werden.
Die Sanierungsmaßnahmen dauerten von August 2011 bis zum Frühjahr 2013 und umfassten eine Wohnraumerweiterung durch Wintergärten, eine Erneuerung der Sanitärbereiche und die Schaffung von barrierefreien Zugängen zu den Wohnungen. Die Mieter profitierten darüber hinaus durch den Schall- und Lärmschutz der neuen Fenster und der Fassade, durch konstante Zimmertemperaturen und damit verbundene jährliche Kosteneinsparungen in Höhe einer Warmmiete.
Im Rahmen des Projektes "TES EnergyFacade" (gewann den Deutschen Holzbaupreis 2011 in der Kategorie "Komponenten/Konzepte") konnte eine innovative Lösung für die energieeffiziente Gebäudemodernisierung von Bestandsgebäuden gefunden werden. Das modulare System erlaubt eine schnelle Bauzeit, gewährleistet U-Werte gemäß Neubaustandard und berücksichtigt auch die zukünftig immer relevanter werdende Betrachtung des Primärenergiegehalts von Baustoffen („Graue Energie"). Dies wurde auch von der Jury explizit gewürdigt, die zudem die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung der Bauaufgabe speziell dieses Bautyps hervorhob.
Einem in vieler Hinsicht, insbesondere aber mit Blick auf das Nutzungskonzept bemerkenswerten Projekt hat die Jury einen Sonderpreis für „Soziale Innovation" verliehen: Die „VinziRast – mittendrin" in Wien, geplant und gebaut vom Wiener Büro gaupenraub +/-. Das VinziRast-Projekt liefert den gebauten Gegenbeweis, dass ein nachhaltig orientiertes Bauen nicht nur besserverdienende Bevölkerungsschichten erreichen kann: Das Nutzungskonzept sieht Wohnraum für Obdachlose und Studierende vor und wurde von Projektbeginn an geprägt durch soziale Belange, auf Elemente der barrierefreien Gestaltung wurde großer Wert gelegt. Daneben war der größtmögliche Bestandserhalt ein zentrales Um- und Ausbauziel. Das knapp 200 Jahre alte Biedermeierhaus wurde weitgehend erhalten, alte Baumaterialien wiederverwertet, Türen instandgesetzt und Kastenfenster saniert. Ein aufgesetztes Dachgeschoss harmonisiert mit dem Bestandsgebäude, gleichzeitig werden innen und außen überzeugende Kontraste zwischen Alt und Neu gesetzt.
Die Hans Sauer Stiftung ist seit mehr als 20 Jahren in der gemeinnützigen Förderung von Wissenschaft, Forschung und Erfindungen tätig. Im Sinne des Stifters und Erfinderunternehmers Hans Sauer (1923–1996) fördert sie die Entwicklung technischer, und gleichzeitig ökologisch-gesellschaftlich wertvoller Neuerungen. Darüber hinaus engagiert sie sich auch für Arbeiten, die die zugrunde liegenden Prozesse innovativen und vernetzten Denkens und Handelns reflektieren.
Mit dem Hans Sauer Preis zeichnet die Stiftung bereits zum fünften Mal herausragende wissenschaftliche Leistungen, „beste Praxis" in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie zukunftsweisende technische Erfindungen aus.