Unter dem Motto „Das ist ja die Höhe!" hat die Redaktion des Architekturmagazins Baumeister gemeinsam mit dem Softwareanbieter Nemetschek Allplan Systems im Wintersemester 2013/2014 zum fünften Mal in Folge den Baumeister Studentenwettbewerb ausgelobt. Die Aufgabe bestand darin, sich mit dem Architekturbestand auseinanderzusetzen und angemessene Aufstockungs-Vorschläge auszuarbeiten. Die Jury hat aus einer Auswahl von 33 eingereichten Arbeiten nun zwei Entwürfe der RWTH Aachen sowie einen Entwurf der TU München mit einem Preis versehen. Die Preise sind mit 1.500 Euro dotiert.
Aufstocken und erweitern, dieser Auftrag sollte an einem frei gewählten Gebäude schlüssig argumentiert und die Verbesserungen in einem Entwurf belegt werden. 266 Studenten von 16 Hochschulen haben sich dieser Aufgabe gestellt, die nicht ortsbezogen ist und daher von jeder Hochschule etwas anders interpretiert werden konnte. In einem ersten Schritt mussten die Teilnehmer einen Bestand finden, der nach städtebaulichen, ökonomischen oder ästhetischen Kriterien durch Aufstockung aufgewertet werden soll – also das Erkennen von Potenzialen bestehender Architektur. Anschließend sollte das Bauwerk durch Aufstockung ergänzt, verändert, bzw. teilweise entfernt werden.
Die Jury hat sich gegen eine Rangfolge der Preisträger entschieden und hebt stattdessen jene Aspekte der Arbeiten kategorisch hervor, die sie für besonders gelungen umgesetzt hält.
Die Preisträger lauten:
In der Kategorie „Wohnen"
- Barbara Trojer, Markus Munzig, Cosima Krubasik von der Technischen Universität München für ihre Einreichung "Drei Häuser unter einem Dach", Preisgeld: 1.500 Euro
In der Kategorie „Öffentliches Bauen"
- Patrick Knüppe von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen für seine Einreichung "Kurienhaus am Roncalliplatz in Köln", Preisgeld: 1.500 Euro
In der Kategorie „Konversion"
- Thomas Haber von der Rheinisch- Westfälischen Technischen Hochschule Aachen für seine Einreichung "Tauchbunker", Preisgeld: 1.500 Euro
Eine Anerkennung und Preisgeld in Höhe von jeweils 250 Euro erhalten:
- Janna Lane und Jan Hendrik Lorenzen, Fachhochschule Lübeck. Einreichung: „Lagerschuppen auf der Lübecker Wallhalbinsel"
- Felix Broer, Fachhochschule Dortmund. Einreichung: „Kunstbunker am Phönix-See"
- Ömer Acar und Xi Li, Technische Universität Berlin. Einreichung: „Herberge auf dem Müggelturmareal in Köpenick"
Die Jury:
Dr. Matthias Castorph, Götz Castorph Architekten und Stadtplaner (Juryvorsitzender); Philipp Auer, Auer+Weber+Assoziierte; Susanna Knopp, 4architekten; Lorenz Lachauer, Nemetschek Allplan Systems; Mauritz Lüps, Atelier Lüps; Sabine Schneider, Baumeister
Beurteilung zum Preis in der Kategorie Wohnen „Drei Häuser unter einem Dach" – Barbara Trojer, Markus Munzig und Cosima Krubasik, TU München – Lehrstuhl für Städtebau und Wohnungswesen:
Der zweigeschossige Bestand wird durch drei eigenständige Maisonettewohnungen aufgestockt; diese werden im ersten Obergeschoss offen durch eine große Terrasse erschlossen und sind so zu einem Gesamtvolumen zusammengefasst. Es entsteht eine neue Situation hoher städtischer Dichte mit individuellen Erschließungen, Räumen und Zuschnitten, die ein kommunikatives Wohnen und Arbeiten am Hof erwarten lassen. Zur Straße entsteht das Bild eines gewachsenen Hauses, das trotz eigenständigen Charakters sensibel auf den Kontext reagiert.
Beurteilung zum Preis in der Kategorie Öffentliches Bauen „Kurienhaus am Roncalliplatz in Köln" – Patrick Knüppe, RWTH Aachen – Lehrstuhl Baukonstruktion:
Die Aufstockung ist so bemessen, dass sich aus einem horizontalen ein vertikaler Stadtkörper ergibt und er so einerseits seiner freistehenden Lage am Platz andererseits seiner Nutzung als öffentliches Gebäude neues Gewicht und Präsenz verleiht. Im Vergleich zum Bestand erscheint der Entwurf mit Erweiterung selbstverständlich und maßvoll aufgesetzt, ja fast schon unauffällig. Die Beletage im letzten Geschoss lässt dabei einen für das Publikum attraktiven Raumabschluss erwarten. Für die dreistöckige Aufstockung wurde eine leicht wirkende Pfostenriegelkonstruktion aus Stahl gewählt. Diese setzt die vertikale Fassadengliederung des Bestands durch doppelte Lisenen auf selbstverständliche Weise fort.
Beurteilung zum Preis in der Kategorie Konversion „Tauchbunker" – Thomas Haber, RWTH Aachen – Lehrstuhl Baukonstruktion:
Die Arbeit beeindruckt durch eine klare und realistische Analyse des Bestands und seinen Möglichkeiten. Der alte Bunker wird ohne große Veränderung und Eingriff mit Wasser gefüllt, sein rauer, ruppiger Charakter bleibt erhalten. Darüber wird eine leicht wirkende Struktur errichtet, ähnlich wie ein Brückenbau – der Verfasser nennt es Expeditions- oder Bergungsschiff. Durch die Umnutzung als Tauchbasis bleibt der Zweckbau ein Zweckbau. Der Entwurf überzeugt ästhetisch, geometrisch sowie in seiner Darstellung und konsequenten Umsetzung.