Die Architektur der Stadt darf nicht den politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und technischen Kräften überlassen werden, die sie formen: Sie muss entworfen werden. Dafür braucht es zunächst ein kluges Programm, das eine Mischung von Nutzungen vorsieht; ein System von differenzierten und schönen Stadträumen; ein harmonisches Zusammenspiel von urbanen Architekturen; einen respektvollen Dialog zwischen Politik und Stadtbaukunst; und schließlich ein Bekenntnis zu Wandel und Offenheit, weil jede Stadt so komplex und überraschend in ihrer sozialen und ökonomischen Entwicklung ist, dass sie sich nicht wirklich planen lässt. Sie lässt sich aber entwerfen: Und nur dann, wenn sie kompetent und inspiriert entworfen ist, wird sie den Menschen, die sie bewohnen, eine gute Heimat sein und ein Stück Identität.
Der Architekt und Städtehistoriker Vittorio Magnago Lampugnani ist ein Verfechter des traditionellen kompakten Stadtbildes. Seine theoretischen und praktischen Arbeiten drehen sich um die Frage „In welcher Stadt wollen wir leben?" Dabei fordert er von Stadtplanern ein, gewachsene Strukturen zu analysieren, um aus ihnen für zeitgenössische urbane Projekte zu lernen. Einer Verdichtung der Innenstädte gibt er den klaren Vorzug, dem Bau von Vorortsiedlungen ohne definierte und gestaltete öffentliche Räume lehnt er drastisch ab.
Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani ist Architekt und seit 1994 Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich sowie seit 2010 Direktor des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta). Zuvor war er von 1990 bis 1994 Direktor des Deutschen Architektur-Museums (DAM) in Frankfurt und Herausgeber der wichtigsten europäischen Architekturzeitschrift DOMUS.
Zusätzlich führt er ein eigenes Architekturbüro in Mailand, welches zahlreiche wichtige Projekte in Europa realisiert hat. Zum Beispiel das Forschungs- und Verwaltungszentrum Novartis-Campus in Basel, die U-Bahn Station Mergellina in Neapel, den zentralen Eingangsbereich der Audi Produktion in Ingolstadt und kürzlich das Richti-Quartier in Wallisellen bei Zürich.
Vittorio Magnago Lampugnani hat zahlreiche Bücher über Architektur verfasst. Das 2010 erschienene zweibändige Werk „Die Stadt im 20. Jahrhundert" ist ein Standardwerk für alle Architekten und Stadtplaner sowie für interessierte Laien.