Zwölf Monate nach dem Jahrhundert-Hochwasser hat die Landesgartenschau in Deggendorf eröffnet. Verantwortlich für die Gestaltung der Freianlagen ist das Berliner Büro k1, das das Gelände neu modelliert hat. Resultat sind u.a. die unkonventionellen Deichgärten – eine Art intensive Dachbegrünung oben auf einer neuen Parkgarage.
Land unter hieß es Anfang Juni 2013 in Deggendorf. Beim Jahrhundert-Hochwasser hielten zwar die Donau-Deiche. Dämme an der Isar brachen jedoch unter den Wassermassen, so dass die Ortsteile Fischerdorf und Natternberg überflutet wurden. Zwölf Monate später grünt und blüht es an der Stelle, wo sich eine riesige Seenplatte ausbreitete.
30 Stationen der diesjährigen Landesgartenschau informieren in den Fischergärten über Auwiesen, Energiepflanzen oder das Moor als Heimat von Orchideen. 52 weitere finden sich am gegenüberliegenden Donauufer in den Deichgärten, dem Eingangsbereich Ackerloh, dem Stadthallen- sowie dem Donaupark. Als Verbindungsglied zwischen beiden Bereichen überspannt als Novum eine filigrane, weiße Stahlbrücke für Fußgänger und Radfahrer den Fluss, die mit 456 Meter die längste ihrer Art in Europa ist.
Allen Freianlagen des 17 Hektar großen Geländes durfte das Berliner Büro k1 Landschaftsarchitekten seinen Stempel aufdrücken, das Ende 2008 im Wettbewerb den 1. Preis gewann. „Ausgangslage war ein in großen Teilen unstrukturiertes Gelände, das auf lange Sicht aufgewertet, d.h. gegliedert und organisiert werden sollte", umreißt Axel Klapka die Aufgabenstellung. „Im stadtseitigen Retentionsraum entlang der Donau, der sehr zugestellt war, reichte es, Überflüssiges rauszunehmen, um durch geschicktes Weglassen den Blick frei zu geben und das Ufergelände erlebbarer zu machen."
Zu seiner Lieblingsstelle entwickelte sich dabei die Mündung des Bogenbachs in die Donau. Zuvor wegen seiner steilen Hänge schwer zugänglich, wurde er aufgeweitet und mit breiten Treppenstufen sowie Trittsteinen versehen, so dass man mühelos von einer Seite auf die andere gelangen kann, aber doch „die Kraft der Natur spürt". Eine schlüssigere Wegführung, klare Sichtachsen und somit ein neues Verbindungsglied zwischen dem Zentrum von Deggendorf und der Donau wurden ebenfalls im bestehenden Park rund um die moderne Stadthalle geschaffen.
Größte Herausforderung waren für Axel Klapka und seine Partnerin Catherine Kuhn, die u.a. die Landesgartenschau in Bad Nauheim 2010 gestaltet haben, die Deichgärten: streng genommen eine Art „intensive Dachbegrünung", denn unter ihnen verbirgt sich das Ende 2013 eröffnete, eingeschossige Parkhaus, das mit seiner unkonventionellen Fassade in den Hochwasserdeich hineingebaut wurde. Aus statischen Gründen konnte nur im Randbereich eine Ahorn-Reihe gepflanzt werden, die eine zehn Meter breite Promenade säumt. Ansonsten blühen Blumen und Stauden in spitz zulaufenden Hochbeeten, die mit Fassungen aus oxidiertem Cortenstahl einer Deltalandschaft nachempfunden sind. Zwischen ihnen biegen sich sanft geschwungene, schmalere Wege. Als Schmankerl für kleine Besucher wurde der parallel verlaufenden Spielplatz angelegt. Ein blaues Band aus elastischem Kunststoff symbolisiert hier in Mäanderform den Verlauf der Donau von der Quelle bis zur Mündung, die darin eingelassenen Spielstationen Städte wie Wien oder Budapest.
„Ich bin überrascht, was hier möglich ist", resümiert Axel Klapka, „So etwas Verrücktes wie die Deichgärten, die auch für uns Neuland waren, hätten wir in Berlin nicht so einfach durchgekriegt." Summa summarum wirkt er hochzufrieden mit jener „Landschaft im Fließen", die durch die Neumodellierung des Geländes entstanden sei. Wünschenswert fände er noch die konsequente Fortführung der Promenade über das Landesgartenschau-Gelände hinaus und den Ausbau eines multifunktionalen Freizeit- und Erholungsbereichs in der Ackerloh.
Visionen wie diese dürften im Sinne der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen sein, die „nachhaltige Stadtentwicklung" als eines ihrer Ziele definiert. Ist die Donaugartenschau am 5.10. nach 164 Tagen zu Ende, bleiben daher 90 Prozent des Geländes der Öffentlichkeit erhalten. Rückgeführt werden die gepachteten Fischergärten, deren Anböschungen und Themenfelder sich wohl wieder in Ackerland verwandeln.
Haupteingang: Ackerloh 4, 94469 Deggendorf
Öffnungszeiten bis 5.10.2014 täglich von 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit.
Tageskarten kosten 15 Euro für Erwachsene, Kinder, Jugendliche und Schüler zahlen 3 Euro.
www.landesgartenschau-deggendorf.de