Zeitgenössische Architektur in Bayern

Pumptracks für München?

Sport, Spass und soziale Interaktion

Die Radlhauptstadt München könnte um eine Attraktion reicher werden... Bei einer Motivations- und Informationsveranstaltung stellte...

...der Schweizer Pete Stutz sein praxiserprobtes Konzept der Pumptracks vor, ein neuer Trend der städtischen Freiraumgestaltung

 

München ist die Stadt mit einem Herz für Fahrradfahrer", lobt sich die Landeshauptstadt auf ihrer Internetseite. Doch es gibt noch Steigerungen. Mit der Kampagne „Radlhauptstadt München" hat sie sich zum Ziel gesetzt, Radfahren für die Bürger noch attraktiver zu machen. Mittel zum Zweck sind u.a. 25 neue Fahrradstraßen sowie ein Ausbau der Radwege, eine Radlnacht, ein Radfilmwettbewerb und drei weitere Dirtbike-Anlagen.

Geht es nach Pete Stutz, könnten demnächst noch so genannte Pumptrack-Plätze dazu kommen: kompakte Rundkurse mit einer welligen Strecke, auf denen man nicht durch Trampeln beschleunigt. Sondern durch geschickte Gewichtsverlagerung und pumpendes Drücken. Was genau den Reiz dieses „neuen Trends der städtischen Freiraumgestaltung" ausmacht, erläuterte der Schweizer am 27.5. bei einer „Motivations- und Informationsveranstaltung", die der Lehrstuhl für Raumentwicklung der Technischen Universität München, das Baureferat Gartenbau G der Landeshauptstadt München sowie der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten mit veranstalteten.

Pumptracks bieten einem breiten Publikum von zwei bis 70 bei geringer Raumerfordernis Sport, Spass und soziale Interaktion", so Stutz, der in Zürich einen Prototyp entwickelt hat, dem bislang 15 Anlagen unterschiedlichster Größe und Gestalt gefolgt sind. Ihre Besonderheit ist ein wetterfester Belag, der 365 Tage pro Jahr befahren werden kann, sowie eine Bauweise, der Sturzgefahren minimiert und laut der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Sicherheitskategorie „Blau" eingeteilt werden kann und damit einer einfachen Skipiste entspricht. Sonderform für Kleinkinder ab zwei Jahren ist ein Laufradtrack mit 20 cm hohen Wellen und sanften Kurven, Steigerung eine Schul-Variante für Flächen ab 1.200 Quadratmeter, auf denen in den Pausen oder Sportstunden komplexe Bewegungsabläufe geübt werden können, Stutz' bisheriges Meisterstück ist der zwei Millionen SF teure Zürcher Bikepark Allmend mit 5.800 Quadratmeter, auf dem Anfänger sich genauso gratis auspowern wie BMX-Freaks.

Obwohl Pumptracks bis dato für sie ein Fremdwort waren, fände sie auch Prof. Ingrid Schegk, stellvertretende Vorsitzende des Bunds deutscher Landschaftsarchitekten, Landesverband Bayern, nach Beschäftigung mit dem Thema „sinnvoll": „Frei zugängliche Bewegungsangebote im städtischen Raum sind unverzichtbar, denn sie sind wichtig für die physische, psychische und soziale Gesundheit", stellte sie in ihrem Redebeitrag fest, plädierte aber dafür, solche Anlagen nicht „überall gleich" zu bauen, sondern mit „sorgfältiger gestalterischer Einbindung von Profis" an den jeweiligen Standort anzupassen. Außerdem regte sie an, auf Polyfunktionalität zu achten, d.h. Zuschauerplattformen, Grillflächen etc. vorzusehen.

Vertrauter mit der Materie zeigte sich Dr. Ulrich Schneider, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau des Baureferats: Die vier bestehenden Dirtbike-Anlagen, die die Stadt München seit 2009 in enger Zusammenarbeit mit Jugendlichen gebaut hat, haben bereits Pumptrack-Elemente. Diese sind jedoch aus Lehm, so dass permanent Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden müssen und eine Benutzung bei nasser Witterung nicht möglich ist. „Bei den drei geplanten Projekten kann man über einen festen Belag nachdenken", ließ er am Ende der Informationsveranstaltung verlauten. „Interessant fände ich Pumptracks nach Schweizer Vorbild auch für Schulen, wo wir aber nicht Hausherr sind". Ein gutes Dutzend anwesender, junger Biker konnte sich ebenfalls für Stutz' Vision erwärmen. Teil ihres Vergnügens ist es zwar, nach dem Motto „No dig, no ride" mit Schaufel und Gießkanne den naturbelassenen Untergrund zu modellieren. „Ergänzende Angebote" mit dauerhaft stabilen Oberflächen würden ihnen aber die Möglichkeit geben, jeden Tag trainieren zu können. Zudem ließe sich so die Hemmschwelle für den interessierten Nachwuchs senken.

www.pumptracks.ch

www.radlhauptstadt.muenchen.de