Interdisziplinäres Entwerfen
Über die Verbindung von Analyse und Synthese
In unserer Zeit, in der immer komplexere Bauwerke mit immer höheren Anforderungen entworfen werden, ist die Frage zu stellen, vor welchem Hintergrund und unter welchen Randbedingungen unsere gebaute Umwelt eigentlich entsteht. Welche Rolle können und sollen die Architekten spielen – und welche die Ingenieure?
In der Phase der Konzeption eines Bauwerkes findet eine Vielzahl iterativer Vorgänge statt. Hochentwickelte Analysemethoden können bei der Entscheidungsfindung helfen. Aber: Beim Entwurf geht es nicht nur um die Schaffung oder Schöpfung von Geometrie, nicht nur um Fragen der Standsicherheit, der Fügungen der verwendeten Baustoffe oder um Gebäudeenergetik. Es geht um Lichtwirkungen, um Farben und Schatten, um Oberflächenbeschaffenheiten, Mikro- und Makrostrukturen, Temperatursituationen und vieles mehr. Und dabei geht es häufig genug um Nichtquantifizierbares, Nichtbeschreibbares.
Wie aber gelingt es, dass alles auf gelungene Art und Weise zu einem komplexen Ganzen zu formen? Das Wissen, wie Kunst entsteht, kann man nicht schriftlich fassen. Man kann aber durch konstantes Üben ein Erlernen und Verstehen unterstützen. Und diese Übung muss zwingend an den Hochschulen beginnen. Nur durch das Erlernen der Sprache des jeweils „Anderen" wird interdisziplinäres Entwerfen überhaupt erst möglich.
Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek ist Architekt und beratender Ingenieur. Er leitet das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren ILEK der Universität Stuttgart und war von 2008 bis 2014 Mies van der Rohe Professor am Illinois Institute of Technology in Chicago. Werner Sobek lehrt darüber hinaus als Gastprofessor an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland. Er ist Gründer der Werner Sobek Group, eines weltweit tätigen Verbunds von Planungsbüros für Architektur, Tragwerksplanung, Fassadenplanung, Nachhaltigkeitsberatung und Design. Die Arbeiten der Unternehmensgruppe zeichnen sich durch hochwertige Gestaltung und ausgeklügelte Konzepte zur Minimierung von Energie- und Materialverbrauch aus.