Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft nimmt Arbeit in München auf...
Ab 1. September hat die Landeshauptstadt München einen zentralen kommunalen Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Leitung des künftig mit 6,5 Stellen ausgestatteten Kompetenzteams übernimmt Jürgen Enninger. Er war knapp fünf Jahre lang Bundesbeauftragter für Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern und hat in dieser Funktion bereits beratend und vernetzend gewirkt.
„Das städtische Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft soll die erste Anlaufstelle für alle professionellen Künstlerinnen, Künstler, Kulturschaffenden und Kreativen sein, die im Kontext ihres wirtschaftlichen Handelns Rat brauchen", erklärt der Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft, Bürgermeister Josef Schmid. Nicht nur Start-ups, sondern auch Unternehmen nach der Gründungsphase oder Künstlerinnen und Künstler, die sich neue Erwerbsquellen erschließen wollen, erhalten Orientierung und Qualifizierung, Tipps zur Finanzierung ihrer Vorhaben, Hinweise zu Verwaltungsverfahren, einen Überblick über Anlaufstellen bei Behörden und Verbänden, bekommen Räume zur vorübergehenden Nutzung vermittelt oder können sich bei Fach- und Vernetzungsveranstaltungen austauschen.
Das Kompetenzteam ist auch Anlaufstelle für Fragen aus der unternehmerischen Praxis. Gerade Einzelunternehmerinnen und -unternehmer hatten den Wunsch nach einer solchen spezifisch auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen nachhaltigen Betreuung geäußert. Die Landeshauptstadt München verbindet mit dem Kompetenzteam die Stärken von drei Referaten – dem Referat für Arbeit und Wirtschaft, dem Kulturreferat sowie dem Kommunalreferat. Sie nimmt damit insbesondere Impulse des Bundes auf, abgestimmte Angebote für jene Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden bereitzustellen, deren Anliegen mit den bisherigen Fördermöglichkeiten nicht ausreichend erfasst werden konnten.
Die Bündelung des Beratungsangebots ist deutschlandweit einzigartig. „Das Kompetenzteam ist Schnittstelle zur städtischen Wirtschaftsförderung, zum kommunalen Immobiliendienstleister und zum Kulturbereich. Es verkürzt Wege, bietet verschiedene städtische Dienstleistungen aus einer Hand an und optimiert die referatsübergreifende Zusammenarbeit zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft", verdeutlicht Schmid. Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers ergänzt: „Die Kunst- und Kulturberufe, die maßgeblich das Innovationsklima in München prägen, wollen wir durch die Arbeit des Kompetenzteams besonders stärken. Neben der kommunalen Förderung von Kunst- und Kulturprojekten nach inhaltlichen Kriterien brauchen wir ergänzend auch eine Unterstützung derer, die sich mit einem künstlerischen oder Kulturberuf unternehmerisch betätigen. Das heißt nicht, dass wir Kunst und Kultur künftig nur noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten. Vielmehr sehen wir unsere Verantwortung darin, auch mit neuen, ergänzenden Ansätzen die finanziell schwierige Situation vieler professionell tätiger Kunst- und Kulturschaffender zu verbessern."
„Das Kommunalreferat stellt im Kreativquartier an der Dachauer Straße, im unmittelbaren Umfeld vor Ort agierender Kunstschaffender und Kreativer, Räume für das Kompetenzteam zur Verfügung", so der Kommunalreferent Axel Markwardt. „Wir siedeln die Anlaufstelle also räumlich nicht in einer Behörde an, sondern wollen hier bewusst einen anderen Zugang eröffnen. Damit wollen wir die Zielgruppe bestmöglich erreichen", so Markwardt weiter. „Dabei allein bleibt es aber nicht: Das Kommunalreferat kommt im neuen Kompetenzteam seiner Rolle als Immobilienreferat unterstützend nach. Wie? Es hilft zum Beispiel bei der Akquise geeigneter städtischer Flächen, berät potenzielle Vermieter oder Interessenten und bereitet Zwischennutzungen vor."
Zu den elf Branchen, für die das Kompetenzteam in erster Linie eingesetzt ist, gehören der Architekturmarkt, der Buchmarkt, die Designwirtschaft, die Filmwirtschaft, der Kunstmarkt, der Markt für darstellende Künste, die Musikwirtschaft, der Pressemarkt, die Rundfunkwirtschaft, die Software-/Games-Industrie sowie der Werbemarkt. In München umfassten diese Branchen zum Zeitpunkt der ersten umfassenden Erhebung 2010 etwa 14.800 Betriebe. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist vielfach Motor für andere Wirtschaftszweige und prägt die Zukunftsfähigkeit des Standorts München positiv. Das Kompetenzteam soll dazu beitragen, das hohe Potenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft noch besser zu aktivieren, sichtbar zu machen und ihm die notwendige Anerkennung zu verschaffen. Denn in der engeren Gruppe der Kunst- und Kulturberufe haben über 13.400 oder zwei Drittel aller Selbstständigen einen Jahresumsatz von unter 17.500 Euro. Diese Tatsache zeigt, dass die Leistungen von Kunst- und Kulturberufen nicht immer angemessen vergütet werden und dass die wirtschaftliche Professionalisierung von Kunst- und Kulturunternehmungen besonders unterstützt werden muss. „Hier sieht die Stadt München ein Handlungsfeld, das nicht allein mit den klassischen Maßnahmen der Wirtschafts- oder der Kunstförderung bearbeitet werden kann", sagt Josef Schmid. Ähnlich interdisziplinär wie die unternehmerischen Projekte angelegt sind, muss auch die Beratungsleistung erfolgen, die bestehende Formen der Wirtschafts- und Kulturförderung ergänzt.
Zu Jürgen Korbinian Enninger:
Ab 1. September 2014 Leiter des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München. Studium der Religionspädagogik und kirchlichen Bildungsarbeit an der Universität Eichstätt sowie der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Abschluss Dipl. Kulturwirt (Univ.) an der Universität Passau. Berufserfahrungen im Musikverlagswesen, im Musikmanagement sowie als geschäftsführender Gesellschafter des Musiklabels Enja Records. 2004 bis 2012 ehrenamtliches Engagement im Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V., u.a. als Sprecher des Labelrats der Regionalgruppe Süd für Bayern und Baden-Württemberg sowie im Bundesvorstand. Zudem im Bundesvorstand des Jazz- und Worldpartners e.V. (2008 bis 2010). Von 2010 bis 2014 im Kompetenzzentrum des Bundes für Kultur- und Kreativwirtschaft als Ansprechpartner für Bayern. (LH)