Der zweite Thekentalk von muenchenarchitektur in der Reihe "München und sein Image" kreiste um das Thema "Kreativ in München - Wie Architektur und Gastronomie ein Quartier unterstützen können."
Schon von weitem ist das Wort „Mut" zu sehen, das derzeit in großen, roten Leuchtbuchstaben an einem Gebäude des Kreativquartiers Dachauer Straße/Schwere-Reiter-Straße hängt. Einen direkten Zusammenhang zwischen diesem Begriff und dem zweiten Thekentalk von muenchenarchitektur.com, zu dem Regine Geibel am 14.10. unter dem Motto „Kreativ in München – Wie Architektur und Gastronomie ein Quartier unterstützen können" vier Diskussionsteilnehmer geladen hatte, gab es zwar nicht. Dennoch könnte er symbolisch für das stehen, was von 12.9. bis 18.10.2014 in der ehemaligen Luitpoldkaserne zu sehen und erleben war: „Under (De)Construction" lautete der Titel eines Projektes der Stiftung Federkiel, bei dem ein Teil des 20 Hektar großen Geländes mit künstlerischen Interventionen, Führungen, einer Filmreihe, Performances, Podiumsdiskussionen und Musikabenden bespielt wurde.
Was weiterhin auf dem gesamten Areal passieren wird, ist allerdings offen. Bereits beschlossene Sache ist der Neubau von 900 Wohnungen, Gewerbeeinheiten und einer Grundschule in einem Teilbereich, mit dem die Stadt München das Berliner Architekten-Büro TELEINTERNETCAFE beauftragt hat. „Wichtig ist, dass die Entwicklung der bereits bestehenden Gebäude, in denen die ‚Kooperationsgemeinschaft Labor München' untergekommen ist, nutzergeprägt von statten geht", betonte Karsten Schmitz, der sich seit 2000 mit seiner Stiftung Federkiel u.a. in der Leipziger Baumwollspinnerei für „aktives Mitgestalten innovativer künstlerischer Prozesse und das Vorantreiben kreativer Dynamiken im ubanen Raum" stark macht. „Für mich war ‚Under (De)Construction' die Initialzündung, die den Fokus auf das Gelände gelenkt hat. Jetzt müssen wir gemeinsam in diese Richtung weiterdenken und hoffen, dass wir von der Stadt gehört werden".
Der gleichen Meinung waren Tuncay Acar und Karnik Gregorian. Gemeinsam mit Michael Schild und Simone Egger haben sie eine alte Schmiede mit „viel Aufwand und Risiko" in die Export Import Kantine verwandelt, die seit Mitte September das Kreativquartier mit Essen, Trinken und einem ambitionierten Programm versorgt. „Wir sind im 'Labor München' schon 13 spannende Institutionen und haben die vielleicht letzte Chance in München, dass sich Kreative aus den verschiedensten Bereichen vernetzen. Und sich vielleicht noch mehr ansiedeln", so Acar. „Dazu brauche es allerdings konkrete Ansprechpartner und eine verlässliche Planung von Seiten der Stadt. Denn momentan wissen wir nicht, ob und wie lange wir bleiben können. Wir selbst haben nur eine mündliche Duldung zur Zwischennutzung, müssen also unter Umständen übermorgen hier raus." Mehr Transparenz und Zusammenarbeit wünscht sich sein Mitstreiter Gregorian auch bezüglich einer Unterkunft für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, die die Stadt zeitnah im Kreativquartier einrichten möchte. „Idealerweise geht es dabei um mehr als Unterbringung. Wenn wir die kreativen Strukturen nutzen, die schon da sind, und bewusst die Vielfalt der Neuankömmlinge wahrnehmen, könnte man wie im Grandhotel Cosmopolis in Augsburg eine andere Form der Willkommenskultur schaffen."
Jürgen Enninger, selbst mit seinem Büro auf dem Gelände ansässiger Leiter des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft der LH München, bat einerseits um Verständnis für die komplexen Entscheidungsprozesse und den „erhöhten Kommunikationsbedarf" der fünf beteiligten städtischen Referate. Andererseits appellierte er an das „Labor München" und die verschiedensten Kreativ-Branchen generell, „Gemeinsamkeit zu schaffen, um gehört zu werden. Und zwar auf einer möglichst breiten Basis." Ob das „Labor München" zukünftig als Gruppe, mit einem kleineren Gremium oder einem einzelnen Vertreter als Sprachrohr für seine Interessen eintreten wird, blieb am Ende der Thekentalks offen. Deutlich wurde aber der ausdrückliche Wunsch, „sensibel mit dem Areal umzugehen und Subkultur nicht auszugrenzen, sondern ihr kreatives Potenzial wertzuschätzen", so Acar. „Die wirtschaftlichen Aspekte der Kreativwirtschaft kommen von allein."
Wir danken sehr für die Unterstützung:
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