Jacob van Rijs, MVRDV, Rotterdam: „Happy Houses" – zwischen Individuum und Gemeinschaft
Seit der Gründung des Architekturbüros beschäftigt sich MVRDV schwerpunktmäßig mit der Suche nach Möglichkeiten zur Einbindung von individuellen und kollektiven Aspekten bei der Planung von Wohnungsbauprojekten. Und dies sowohl bei großen Gemeinschaftsbauten als auch im kleineren individuellen Kontext: vom Einfamilienhaus bei München, dem so genannten „Barcode House", bis hin zu Wohnblöcken mit mehr als 1000 Wohneinheiten in Indien. Wie können diese scheinbar gegensätzlichen Elemente in den Planungsprozess integriert werden und wie funktionieren sie, nachdem sie 10 Jahre oder mehr in der Praxis erprobt wurden ...
Als der Wohnungsbaumarkt in den Niederlanden kürzlich in einer schweren Krise steckte, war eine verstärkte Tendenz von der gemeinschaftlichen hin zur privaten Projektentwicklung zu beobachten. Letztere macht es Hauskäufern mit unterschiedlichem Budget leichter, ihr ideales Eigenheim oder sogar Stadtviertel individuell zu entwickeln und zu planen. Dieser Trend wurde von MVRDV in mehreren Bebauungsplänen umgesetzt. In welcher Form kann die Freiheit einer individuellen Planung bei Gemeinschaftsprojekten im urbanen Kontext berücksichtigt werden? Oder mit anderen Worten: Wie baut man „Happy Houses"?
Jacob van Rijs ist Architekt und. Stadtplaner. Zusammen mit Winy Maas und Nathalie de Vries gründete er 1991 das Architekturbüro MVRDV. Frühe Projekte wie die Zentrale des öffentlichen Rundfunksenders VPRO und der so genannte „woonzorgcomplex", kurz WoZoCo, ein Wohnbauprojekt für ältere Menschen in Amsterdam, machten MVRDV bei einem breit gefächerten Kundenkreis bekannt und sorgten für internationale Anerkennung. Innerhalb von 20 Jahren erarbeitete MVRDV architektonische und städtebauliche Entwürfe, Bebauungspläne und Forschungsprojekte, wie zum Beispiel die Design-Software Function- and Region Mixer.
Jacob van Rijs ist derzeit Gastprofessor an der Technischen Universität München. Zuvor war er unter anderem an der TU Delft, an der Hochschule Wismar, an der Superior Technical School of Architecture Madrid, an der Royal Academy of Arts in Kopenhagen, am Tokyo Institute of Technology sowie an der Rice University in Houston tätig. Seit 2011 ist Jacob van Rijs Vorsitzender des Internationalen Programms des Royal Institute of Dutch Architects (BNA). Auf seine Initiative wurde 2012 BNA iTop als Branchennetzwerk für Kreativberufe gegründet. Im Jahr 2014 wurde er als Mitglied in den Dutch Trade Board (DTB), ein öffentlich-privates Beratungsgremium der niederländischen Regierung, berufen.