Zeitgenössische Architektur in Bayern

Richtfest im neuen OP-Zentrum

Die Klinikerweiterung am Rechts der Isar an der Ismaningerstraße wird von KSP Jürgen Engel Architekten im Auftrag des Freistaats gebaut. Der Neubau wird u.a. mehrere Operationssäle beherbergen und soll Ende 2016 fertiggestellt werden.

Die Klinikerweiterung an der Ismaningerstraße wurde im Auftrag des Freistaats Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt München 2, von KSP Jürgen Engel Architekten, München, geplant. Der Neubau wird mehrere Operationssäle sowie die Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie (Gefäßchirurgie) beherbergen und soll Ende 2016 fertiggestellt werden.

Der Neubau wird auf einer Gesamtfläche von über 10.000 Quadratmetern Raum für zwei Nutzungsschwerpunkte bieten: Neben dem Gefäßzentrum des Klinikums wird hier das ‚OP-Cluster Nord' mit insgesamt 16 OP-Sälen entstehen. Im Neubau befinden sich acht hochmoderne Operationssäle inklusive Aufwacheinheit. Gemeinsam mit dem bereits im Jahr 2010 in Betrieb genommenen OP-Zentrum Nord 1 entsteht damit ein OP-Cluster mit insgesamt 16 OP-Sälen, zwei der neuen Operationssäle sind als Hybrid-OPs konzipiert: Für die Neurochirurgie wird ein Operationssaal mit MRT eingerichtet, für die Gefäßchirurgie wird ein robotergeführtes Angiographie-Gerät im OP-Saal installiert.

Der Rohbau steht: Das Klinikum rechts der Isar feierte daher Richtfest für das neue OP-Zentrum Nord. Aus diesem Anlass sprachen nach der Begrüßung durch Florian Roger, Bereichsleiter des Staatlichen Bauamtes München 2, der Bayerischer Staatsminister des Inneren, für Bau und Verkehr Joachim Herrmann, MdL, sowie Dr. Ludwig Spaenle, MdL, Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Für das Klinikum rechts der Isar richtete Prof. Dr. Reiner Gradinger, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzende des Klinikums, sein Grußwort an die geladenen Gäste.

Das Gefäßzentrum umfasst unter anderem die Poliklinik der Gefäßmedizin, eine Allgemeinstation mit 28 Betten sowie eine Intensivstation mit 16 Betten. Die räumliche Nähe ermöglicht eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Bereichen des Klinikums. Der Neubau umfasst Einrichtungen für die Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie und Anästhesie.

Architektur und städtebauliche Situation

Architektonisch schließt sich der viergeschossige Erweiterungsbau als vierter Flügel an das bestehende Neuro-Kopf-Zentrum des Klinikums an und setzt die bestehende Kammstruktur fort. Damit bekommt das gesamte Gebäude einen neuen, großzügigen Eingang mit Freitreppe von der Ismaninger Straße aus. Über einen leicht erhöhten Vorplatz werden zukünftig Patienten, Besucher und Mitarbeiter das nördliche Zentrum des Klinikums betreten können. Neuro-Kopf-Zentrum und Erweiterung sind ebenso barrierefrei über einen Aufzug im Eingangshof zu erreichen.

In der Höhe orientiert sich das neue Gebäude am Bestandsgebäude. Das Sockelgeschoss des Neubaus ist zurückversetzt, so dass der Straßenraum mit breitem Gehweg entlang des Klinikkomplexes fortgesetzt werden kann. Die drei Obergeschosse kragen über das Sockelgeschoss in Richtung Ismaningerstraße aus. Die vier auskragenden Gebäudeköpfe gliedern die Straßenansicht und beziehen sich in ihrer Kleinteiligkeit auf die Villenbebauung der gegenüberliegenden Straßenseite.

Das Sockelgeschoss hebt sich in der Fassadengestaltung deutlich von den drei Obergeschossen ab. Der Sockel ist durch eine anthrazitfarbene Glasfaserbetonfassade mit schmalen, vertikalen Fensteröffnungen gekennzeichnet. Die Fassadengestaltung der Obergeschosse greift das Motiv der Bandfassade des Neuro-Kopf-Zentrums auf. Die Fenster schließen außen bündig mit der Fassadenverkleidung aus hellen Faserzementplatten ab und betonen den klar geschnittenen Baukörper des Erweiterungsbaus. Alle Fensteröffnungen erhalten einen außen liegenden Sonnenschutz.

Nutzungen

Die neue Eingangshalle mit Patientenaufnahme dient als neuer Zugang sowohl für das bestehende Neuro-Kopf-Zentrum als auch für den Neubau. Von hier aus gelangt man in alle Bereiche des Hauses. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem Räume für die OP-Administration und der OP-Personalaufenthalt. Darüber hinaus wird das Erdgeschoss von der Poliklinik Gefäßchirurgie genutzt. Die Räume im Erdgeschoss werden zusätzlich durch einen Innenhof natürlich belichtet, der in das Sockelgeschoss eingeschnitten ist.

Energiekonzept

Das Energiekonzept ist auf eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen mit reduziertem Primärenergiebedarf konzipiert. In Bezug auf die geltende Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) wird der Jahresprimärenergiebedarf des Neubaus deutlich unterschritten. Beheizung und Warmwasserversorgung werden energetisch effizient durch Fernwärme der Stadtwerke München sichergestellt. Durch eine moderne Haustechnik wie z.B. eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine hoch wärmeisolierte Gebäudehülle (Dämmung) kann der Primärenergiebedarf reduziert werden. Somit werden auch die künftigen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV 2012) eingehalten. Für einen effizienten sommerlichen Wärmeschutz sorgen die außen liegenden Sonnenschutzsysteme. Auf der Dachfläche wird zudem eine Photovoltaikanlage installiert.

Daten

  • Bauherr: Freistaat Bayern / vertreten durch das Staatliche Bauamt München 2
  • Architekt: KSP Jürgen Engel Architekten, München
  • BGF: ca. 10.800m² (1. BA)
  • OP-Bereich: 8 OP-Sälen, davon 2 als Hybrid-OPs
  • Intensivstation: 16 Betten
  • Normalpflegestation: 28 Betten
  • VOF-Verfahren: 11.2009
  • Planungsbeginn: 01.2010
  • Baubeginn: 06.2013
  • Fertigstellung: 2016
Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und Ferienhäuser in Südeuropa; unter dem Namen 8 SENSES berate ich - zusammen mit Maren Boettcher - Hotels bzgl. Design-Refresh, Usability, Akustik, Beleuchtung“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin