Am 2. Februar war der FAZ-Architekturkritiker Niklas Maak zu Besuch in der Münchner Geschäftsstelle des BDA Bayern und sprach mit Frank Kaltenbach und den Gästen darüber, warum wir neue Häuser brauchen. Für alle, die nicht da waren, hier ein Rückblick.
„Welche Machtstrukturen, welche Interessengruppen verhindern, dass sich eine Gesellschaft die Räume bauen kann, die sie gern hätte?", fragt der FAZ-Architekturkritiker Niklas Maak in seinem aktuellen Buch "Wohnkomplex. Warum wir neue Häuser brauchen". Am 2. Februar 2015 präsentierte der Autor seine wesentlichen Thesen in Form eines Vortrags und diskutierte mit den über 60 Zuhörern in der voll besetzten Geschäftsstelle des BDA Bayern, wie die Gesellschaft die Eintönigkeit der Einfamiliehaussiedlungen und austauschbaren Wohnriegel der Neubaugebiete durchbrechen könnte. "Während die strukturschwachen ländlichen Regionen zunehmend unter Bevölkerungsabnahme leiden, verstärkt sich das Problem des Zuwanderungsdrucks in den erfolgreichen Städten. Einfamilienhäuser sind nicht mehr zeitgemäß." Diese Überzeugung des BDA Landesvorsitzenden Karlheinz Beer wurde nicht nur von den architektonisch skurrilen Beispielen in Niklas Maaks Vortrag bestätigt, sondern auch von den Beiträgen der Diskussionsteilnehmer. "Es gibt ja Alternativen. Kein anderes Bundesland hat so umfangreiche Programme für den experimentellen Wohnungsbau wie Bayern. Wir müssen es nur schaffen, die Ergebnisse dieser Experimente verstärkt in den freien Markt zu tragen," so Vertreter der Obersten Baubehörde. Doch reicht das aus? Maaks Beispiele aus Japan an experimentellen Formen des kollektiven Wohnens sind weit radikaler und bildmächtiger. Ungeachtet der Frage, ob diese Konzepte übertragbar sind, erreichen sie weltweite Beachtung und verbinden das Thema verdichtetes Wohnen mit einem positiven erstrebenswerten Lebensgefühl.
Müssen wir die Grenzen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit neu definieren? München hat bereits viele Ansätze: Die 2,60 x 2,60 m kleinen Wohnkapseln des Micro Compact Home (HordenCherryLee, Haack + Höpfner. Architekten) in der Studentenstadt oder der im Bau befindliche Genossenschaftsbau neben den Domagk-Ateliers (Wagnis, bogevischs buero), der kollektive Wohnformen mit Rückzugsmöglichkeiten für den Einzelnen neu interpretiert. Niklas Maak fordert mehr Experimentierfreudigkeit, wie sie in der Werkbundsiedlung am Wieselfeld hätte entstehen können und durch eine internationale Bauausstellung initiiert werden könnte. Bücher, Vorträge und Diskussionen können die Öffentlichkeit für die brennenden Themen des Wohnungsbaus sensibilisieren, aber nur realisierte Pilotprojekte können den Menschen konkrete Alternativen aufzeigen.
Die frühere Stadtbaurätin Christiane Thalgott zeigte sich in der Diskussion zuversichtlich. "Die Revolution im Wohnungsbau wird kommen – und sie wird von den Alten ausgehen. Wir brauchen Wohnformen, die flexibel sind, um den gesamtem Lebenszyklus abzubilden. Dazu gehört auch, dass man im Alter nicht umziehen muss und dennoch Anschluss an eine Gemeinschaft hat."