Im Alter von 89 Jahren ist der Schöpfer der Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions gestorben. Posthum bekommt Frei Otto den renommierten Pritzker-Preis.
Frei Paul Otto einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Er zählt neben Richard Buckminster Fuller und Santiago Calatrava zu den wichtigsten Vertretern einer biomorphen (organischen) Architektur. Seine Arbeiten im Leichtbau, mit Seilnetzen, Gitterschalen und anderen zugbeanspruchten Konstruktionen sorgten für Furore. Nach Gottfried Böhm ist er erst der zweite Deutsche, der mit der wichtigsten Auszeichnung für Architektur, dem Pritzker-Preis, bedacht wurde. Die Auszeichnung, die als sogenannter Nobelpreis für Architektur gilt, sollte eigentlich erst in rund zwei Wochen kommuniziert werden, die Verkündung wurde aber nach dem Tod von Otto vorgezogen. Er allerdings habe davon noch erfahren, woraufhin er der Jury gesagt haben soll: "Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten. Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich."
Die Jury würdigte ihn als "Architekten, Visionär, Utopisten". Die für Mai in Miami geplante Verleihung des Preises solle trotzdem stattfinden. Eigentlich hätte Otto dabei die Auszeichnung von Frank Gehry verliehen bekommen. Stattdessen würden bei der Veranstaltung nun zahlreiche frühere Pritzker-Preisträger des Lebens und Werks von Otto gedenken.
Für sein Lebenswerk war er 2005 bereits von der britischen Königin Elizabeth II. mit der Royal Gold Medal des Königlichen Institutes Britischer Architekten geehrt worden.
Der 1925 in Siegmar geborene Otto war Sohn eines Bildhauers und Schüler von Mies van der Rohe. Sein Vorname Frei geht auf seine Mutter zurück (es soll ihr Lebensmotto gewesen sein). Auf der Handelsschule kam Otto durch seinen Lehrer mit dem Segelfliegen und dem Modellbau in Kontakt. Beim Erwerb des Segelflugscheins konnte er Kenntnisse über Leichtbauweisen und rahmengespannte Membranen erlangen.
Neben der legendären Zeltdachkonstruktion des Münchner Olympiastadions, die er von 1968 bis 1972 zusammen mit Günter Behnisch realisierte, entwarf er gemeinsam mit anderen Kollegen auch den Japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover und das Spinnennetzdach über dem Deutschen Zeltpavillon für die Weltausstellung 1967 in Montréal sowie diverse Brücken. Auch in Kassel, Köln und in der arabischen Welt war Frei Otto tätig.