Bereits vor drei Jahren kaufte die Bayerische Hausbau das Ensemble, zu dem das Gebäude in der Prannerstrasse 4 gehört. Hier steht momentan ein Gebäude aus den 60er Jahren, welches zum Abriss freigegeben ist. Am 4. November lobte die Hausbau einen Wettberb unter zehn eingeladenen Büros aus:
1 Brune Architekten, München
2 Canali, Botti & Zanafredi, Parma / München
3 Claus + Forster, München
4 Diener & Diener Architekten, Basel / Berlin
5 Eccheli & Campagnola Architetti Associati, Verona
6 Hild und K Architekten, München
7 Hilmer & Sattler und Albrecht, München
8 Tim Hupe Architekten, Hamburg
9 Unterlandstättner Architekten, München
10 Wandel Hoefer Lorch Architekten + Stadtplaner, Saarbrücken
Aufgabe war es, ein „hochwertiges Wohn- und Geschäftshaus mit Innenhofbereich für 60 Wohneinheiten" zu erarbeiten.
Am vergangenen Freitag tagte dann die Jury, darunter die Professoren Merk, Hierl und Jocher. Bei der gestrigen Pressekonferenz berichtete Dr. Büllesbach, dass er bisher noch keinen so eindeutigen Juryentscheid erlebt hätte – der sechstöckige Siegerentwurf des Architekturbüros Diener und Diener (Basel|Berlin) hätte ohne Gegenstimme den ersten Preis erhalten.
Der elegante, aber etwas konservative Entwurf wurde vor allem für die Lösung mit zwei anstelle eines Hofes gelobt, die dazu führe, dass sich die Raumtiefen verringern und somit die Wohnungen an Helligkeit gewinnen. Es sei auch gut, dass sich die Zürcher Landschaftsarchitekten Vogt für eine eher städtische Hofgestaltung entschieden haben und nicht versuchen, in der dichten Altstadt eine ländliche Idylle zu imitieren. Ferner wurde die Anpassung an die vorhandene Traufhöhe und Dachneigung sowie die repräsentativen Eingangänge im Innenhof betont. Die von dort zu betretenden großzügigen Treppenhäuser führen in verschieden große Wohnungen (genau 61 mit 60 bis 160 qm Größe), die bei Bedarf unkompliziert miteinander kombinierbar sind, da Diener und Diener eine nahezu stützenfreie Konstruktion geplant haben, die eine maximale Flexibilität der Raumaufteilung ermöglicht. Da freut sich der Bauherr...
Terese Erngaard erläutert auf der Pressekonferenz die Fassadengestaltung: Die Basler Architekten haben für die Pranner- sowie Salvatorstrasse einen profilierten Kunststein vorgesehen, der wie Sandstein anmutet. Die Hoffassaden erhalten eine vorgesetzte grüne Holzfassade; 80 cm tiefe Loggien mit Bodentiefen aufschiebbaren Fenstern ersetzen Balkone, die hier als nicht passend empfunden wurden. Die Höfe werden übrigens öffentlich sein und einen neuen Durchgang von der Pranner- zur Salvatorstrasse schaffen! Im Erdgeschoss der Anlage auf dem 2.200 Quadratmeter großen Grundstück werden Läden, Büros und eventuell ein Café entstehen. Die Hausbau wolle mit dem Neubau "ein bisschen mehr Belebung auch nach 20 Uhr" in das ruhige Kreuzviertel bringen, sagt Büllesbach. In der zweigeschossigen Tiefgarage mit insgesamt rund 90 Stellplätzen ist für jede Wohneinheit mindestens ein Stellplatz vorgesehen, die Zufahrt erfolgt über die bestehende Salvatorgarage, sodass der von Frau Volkhardt befürchtete Verkehr vermieden wird.
Der Entwurf sei "nicht altbacken, sondern ein hochmoderner wunderschöner Bau, der Selbstverständlichkeit, Würde und Stil ausstrahlt", so Mathias Pfeil, Jurymitglied und Generalkonservator beim Landesamt für Denkmalpflege.
Beim Entwurf des Münchner Büros Hild und K 8 zusammen mit lohrer.hochrein landschaftsarchitekten lobte die Jury die Hofanmutung, die durch die ausgesparten Innenecken entstehe, nicht jedoch die daraus resultierende Enge zwischen den Loggien an dieser Stelle. Auch gefiel nicht, dass alle Wohnungen groß seien; und die aufgesetzten Gauben wurden als zu markant empfunden.
Tim Hupe, ehemals Herzog und de Meuron (zusammen mit Müller Illien Landschaftsarchitekten aus Zürich) habe Hof und Wohnungen gut gelöst, aber die Treppenhäuser seien für ein Palais nicht entsprechend repräsentativ und böten keine „echte Adresse".
Die Hausbau wird ca. „30 Mio. Euro allein in diesen Bauabschnitt investieren und die Wohnungen vermutlich nicht unter 10.000 Euro pro Quadratemeter verkaufen können", so Büllesbach. Der Bauantrag werde im Herbst erfolgen, sodass mit einem Entscheid im Sommer nächsten Jahres gerechnet werden könne. Fertigstellung des Neubaus sei dann voraussichtlich in 2020.
Für das Gebäude an der Ecke Pranner- mit Kardinal-Faulhaber-Strasse, in welches ein Hotel einziehen soll, werde noch dieses Jahr ein passender Betreiber gesucht, der im Wesentlichen über den nach Denkmalschutzkriterien zu erfolgenden Umbau entscheiden wird.
Die Architekturentwürfe für das Ensemble Prannerstraße 4 werden von 25. März bis 9. April im Planungsreferat, Blumenstraße 28 b, ausgestellt. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr.
Zum Gesamtareal:
Eine Mischung aus Wohnen, Hotel, Büro, kleinen Läden und Parken.
Auf dem insgesamt 8.300 m² großen Gesamtareal an der Kardinal-Faulhaber-, der Pranner- und der Salvatorstraße plant die Bayerische Hausbau – wie auf einer Bürgerinformationsveranstaltung im Oktober 2014 vor Auslobung des Wettbewerbs angekündigt – eine gemischt genutzte Entwicklung, die neben dem Neubau mit Wohn- und Gewerbeflächen zudem ein Hotel, Büros und Parkflächen integriert.
Das Ensemble, das derzeit noch den Firmensitz der HypoVereinsbank beherbergt, umfasst auf insgesamt rund 30.000 m² Geschossfläche neben dem Gebäude in der Prannerstraße 4/Salvatorstraße 13, das in den siebziger Jahren erbaut wurde und dem Wohnneubau weichen wird, den Neubarockbau der ehemals königlichen Filialbank beziehungsweise Bayerischen Staatsbank an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1, das Palais Neuhaus-Preysing mit seiner streng gegliederten Rokokofassade an der Prannerstraße 2, ein Bürogebäude am Salvatorplatz sowie die Salvator-Parkgarage. Für die Gebäude an der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 und für das Palais Neuhaus Preysing plant die Bayerische Hausbau auf insgesamt rund 20.000 m² Geschossfläche ein Fünf-Sterne-Hotel mit rund 150 Zimmern und Suiten, Gastronomieflächen sowie einem SPA-Bereich. Die prunkvollen historischen Fassaden der Gebäude ebenso wie die unter Denkmalschutz stehenden Bauteile bleiben dabei vollständig erhalten. Aktuell laufen Gespräche mit ausgewählten potenziellen Hotelbetreibern.
Das Gebäude im Norden am Salvatorplatz 3 bleibt ebenfalls bestehen. Es soll auf 2.300 m² Geschossfläche weiterhin Platz für Büroeinheiten bieten. Gleiches gilt für die öffentliche Salvator-Parkgarage mit rund 460 Stellplätzen.
Die Bauanträge für das Wohn- und Geschäftshaus sowie für das Hotel plant die Bayerische Hausbau, im Herbst 2015 einzureichen. Der Beginn der Bauarbeiten ist nach dem Auszug der HypoVereinsbank in den dann fertig gestellten HVB-Tower für 2016 geplant.