Der Berliner Jürgen Dahlmanns entwirft ziemlich ungewöhnliche Teppiche - von Koi-Karpfen bis zum Actionpainting. Geknüpft werden sie allerdings in bester tibetischer und persischer Handarbeit.
Die neuen werkstätten sind bekannt für ihre Eröffnungen mit namhaften Design-Persönlichkeiten. Nun ist der Teppich-Star Jürgen Dahlmanns zu Gast...
Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 23. April 2015, um 19.00 Uhr
Um 19:30 Uhr Talk: Fünf Fragen von Regine Geibel, muenchenarchitektur.com an Jügen Dahlmanns, Creative Director "Rug Star"
RUG STAR – EMOTIONEN KNÜPFEN
Die Neuen Werkstätten präsentieren vom 24. April bis 18. Mai 2015 eine Ausstellung mit den hinreißend schönen Teppichen von „Rug Star". Jürgen Dahlmanns Label begeistert durch tibetische und persische Teppiche in zeitgenössischem Design. Dass Jürgen Dahlmanns viel von Raumwirkung versteht, merkt man seinen Entwürfen an. Dass er fasziniert ist von alter Handwerkskunst, wird bei jedem seiner Teppiche greifbar. Dass er eine schier unerschöpfliche
Kreativität und Fantasie, Mut zum Experiment, künstlerisches Gespür fürs Ornamentale wie fürs Plakative besitzt, beweist er seit 13 Jahren immer neu.
2002 gründete der Wahlberliner das Teppich-Label „Rug Star", das mit Dessins in unterschiedlichsten Stilrichtungen – vom
Actionpainting bis zu naturalistischen Koi-Karpfen – rasch international Furore machte. So jung und wild dieses Design auch daherkommen mag, realisiert wird es in der uralten tibetischen bzw. persischen Tradition des Teppichknüpfens. Die Manufakturen befinden sich in Nepal im Kathmandutal sowie im indischen Rajasthan. Hier arbeiten Exil-Tibeter, die ihr Handwerk meisterhaft beherrschen.
Mit 23 hat Dahlmanns den indischen Subkontinent erstmalig bereist und dabei seine Liebe zu tibetischen Teppichen entdeckt. Aber erst einen Architektur-Abschluss und drei desillusionierende Jahre in diesem Beruf später beschloss er, sein Faible als Berufung zu begreifen. Sein Credo: „Teppich ist eine liberale Form von Architektur, weil er Raum schafft, ohne von Wänden begrenzt zu werden."
Mehr über RUG STAR by Jürgen Dahlmanns
Seit seiner Gründung im Jahr 2002 vereint Jürgen Dahlmanns zwei seiner größten Leidenschaften unter einem Dach – handgewebte tibetische Teppiche und zeitgenössisches Design. Dahlmanns hat aus RUG STAR eine beispiellose Erfolgsgeschichte und das Unternehmen so zu einer weltweit fest etablierten Marke an der Spitze zeitgenössischen Teppichdesigns gemacht. Dahlmanns betreibt nicht nur eigene Ladengeschäfte in Augsburg, Zürich, Berlin und Beijing, sondern unterhält darüber hinaus Beziehungen zu zahlreichen Vertriebspartnern rund um den Globus. Sein moderner Ansatz im Design von Teppichen ist eng mit Dahlmanns Architekturstudium verbunden. Er selbst habe "die Neigung, seine Arbeit als liberale Form der Schaffung von Raum innerhalb eines Raumes zu betrachten" und führt seine Werke so ihrem ursprünglichen Zweck zu: dem eines raumschaffenden Objekts ohne zusätzliche Hindernisse.
Tibetische und persische Produktherkunft
Rug Stars zahlreiche Kollektionen zeichnen sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Designs aus, in denen traditionelle Anwendungen modern interpretiert werden. So finden sich Entstehungsort und Herstellungsprozess fortwährend in den Arbeiten wieder. Die Teppiche von Rug Star werden in jeweils zwei Manufakturen in Nepal und Indien handgefertigt, haben eine besonders hohe Knüpfdichte und damit eine hervorragende Qualität. Mit 800 Mitarbeitern wird in Nepal nach jahrhundertealter Tradition der von Hand geknüpfte Tibeter-Teppich produziert.
Anders als alle anderen Teppiche wird dieser traditionell mit drei Fäden zur gleichen Zeit geknotet und läßt Mischungen von Farben und Materialien schon im Knoten zu. Ein technisches Detail, das der Vorliebe von Dahlmanns entgegenkommt, in seinen Designs mit Verläufen zu arbeiten. Die Neuinterpretationen des Perser-Teppichs werden in Jaipur, Nord Indien, von weiteren 800 Mitarbeitern in alter Tradition realisiert. Der Perser-Teppich wird traditionell nur mit einem Faden pro Knoten geknüpft, so können feinste Musterdetails und komplexe Bildinhalte im Teppichdesign umgesetzt werden.
Die persönliche Note
In der Öffentlichkeit werden Teppiche oft als eigene Kunstform wahrgenommen. RUG STAR untermauert diese Wahrnehmung unabdingbar mit einer jeden seiner neuen Teppichkreationen. Und doch muss ein Teppich ebenso den Zweck eines edlen Bodenbelags erfüllen – ausgebreitet und zur Betrachtung von allen Seiten. Er hat die Aufgabe, einen Raum neu zu definieren und sich dezent in die Gegebenheiten seiner unmittelbaren Umgebung einzufügen. Skalierbar und anpassungsfähig muss ein Teppich neben Farbenpracht, Wärme und Tiefe auch für gute Akkustik sorgen. Er muss in jeder Hinsicht individualisierbar bleiben. Hier macht sich Jürgen Dahlmanns seine Ausbildung zum Architekten zu Nutze oder, um es mit seinen Worten zu sagen: "Als Architekt neige ich dazu, meine Arbeit als liberale Form der Innenarchitektur zu betrachten". Die Disziplin eines technisch herausfordernden Architekturstudiums hat letztlich einen Meister auf dem Gebiet der Gliederung von Räumen geschaffen. Es gibt noch eine weitere inhärente Eigenschaft, die in den Arbeiten eines Jürgens Dahlmanns deutlich zum Vorschein kommt - herausragende technische Kompetenz. Die Entschlüsselung des Potentials eines Teppichs erfordert jene Art Kunstfertigkeit, die vielen Textildesignern nicht zueigen ist. Nicht selten bleiben die traditionellen Visionen eines Teppichdesigns eingegrenzt zwischen Oberfläche und der Ausarbeitung innerhalb seiner physischen Dimensionen. Nicht so bei Dahlmanns. Seine uneingeschränkte Vorstellungskraft dient hierbei dem bedingungslosen Verständnis für die Rolle eines Teppichs im harmonischen Zusammenspiel mit der Inneneinrichtung.
Jürgen Dahlmanns' Biography
Dahlmanns wurde 1967 unmittelbar hinter der Grenze in den Niederlanden geboren und fühlt sich doch durch und durch deutsch. Als jüngstes von drei Geschwistern wuchs er wohlbehütet bei Eltern auf, die zumindest durch die Augen eines Kindes betrachtet ein recht wildes Leben führten. Der angestaubten Ansichten der vorhergehenden Nachkriegsgeneration überdrüssig war die Hippiebewegung für seine Eltern mehr als das Tragen bunter Hosen und Blumen im Haar. Sie wurde zu ihrer Grundeinstellung. So wurde Dahlmanns Kindheit und die seiner Geschwister zum bunten Schlachtfeld alternativer Erziehungsmethoden und einer Vielfalt kreativer Experimentierfreudigkeit. In unendlicher Dankbarkeit blickt Dahlmanns heute zurück auf jene Tage und der mit ihnen verbundenen Tatsache zurück, dass seine Eltern ihm eine Kindheit ermöglichten, von der viele Heranwachsende nur träumen können.
Im Alter von 16 besuchte Dahlmanns die Hermann-Hesse-Schule im Berliner Stadtteil Kreuzberg und entschied sich, vorerst zu bleiben. Das Leben im damaligen West-Berlin schien ihm wie das hinter einem von der Mauer geschaffenen Schutzschild und fühlte sich seltsam an. Es war eine Stadt, die nur darauf wartete, aus ihre Dornröschenschlaf zu erwachen. In West-Berlin studierte Dahlmanns Politikwissenschaften und entschied sich später, den Beruf eines Architekten aufzunehmen. Sein beruflicher Werdegang nahm jedoch eine unerwartete Wendung, als Dahlmanns im Alter von 23 Jahren zum ersten Mal Nepal besuchte. Dort umrundete er den Annapurna in weniger als zwei Wochen und entdeckte zufällig auf dem Weg zurück ins Tal seinen ersten tibetischen Teppich. Heute weiss er, dass dies der Moment war, in dem er der Teppichkunst hoffnungslos verfiel. Die folgenden Jahre waren von zahlreichen Reisen nach Nepal und China geprägt, wo er den Wissensdurst hinsichtlich seines neu entfachten Interesses am Handwerk des traditionellen Teppichknüpfens zu stillen suchte. Teppiche wurden für Dahlmanns zu etwas Magischem und er schickte sich an, auf diesen Reisen alles über die uralte Kunst der Verarbeitung von Wolle zu Teppichen zu lernen, was es darüber zu erlernen gab. Mit seinem gerade erworbenem Diplom in Architektur ging er 1998 nach Wien und half bei der Entwicklung des MuseumsQuartiers, dem größten Museum Europas. Drei Jahre später veranlasste ihn jedoch das Fehlen jeglicher Berufsethik, die Architektur aufzugeben und zurück nach Berlin zu gehen. Dort wurde seine Leidenschaft für handgeknüpfte tibetische und persische Teppiche zur Berufung und Dahlmanns gründete im Jahr 2002 das Unternehmen RUG STAR und blickte nie wieder zurück.
Dahlmanns über RUG STAR
Mein Team und ich sind einhundertprozentige RUG ADDICTS. Unsere Designs kommen schlau und spritzig daher – eben mit genau jenen Eigenschaften die wir am meisten am Menschen mögen. Wir glauben fest an unseren Auftrag und ehren mit jedem einzelnen Arbeitsgang ein uraltes Handwerk, dass heute noch in den
Teppichmanufakturen der Wüste Rajasthans und den Bergen des Himalayas zur Anwendung kommt, die Herstellung tibetischer und persischer Teppiche als Resultat außerordentlicher Handwerkskunst – des Knüpfens von Hand. Mit technischer Kompetenz und natürlicher Neugier hauchen wir dieser uralten Kunst des Teppichknüpfens neues Leben ein und lassen so mit unseren Designs textile Landschaften entstehen, die vor Dynamik und Farbe buchstäblich überlaufen. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Darstellung von Bewegung, um auf diese Weise anderweitig statische Muster hervorzuheben und Farben zu neuem Glanz zu verhelfen. Mit unserer persönlichen Hingabe an Materialien und Oberflächenveredlung lassen wir längst vergangene Zeiten wiederauferstehen – und beleben so eine Kunst, der man lange wenig Beachtung schenkte.
Eines der wichtigsten Dinge, die wir in 13 Jahren Teppichherstellung gelernt haben, ist, dass man Regeln erst brechen kann, wenn man gelernt hat, sie zu beherrschen.